Hände über der Tastatur eines Laptops
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Eine Frau arbeitet in einem Coworking-Space (Symbolbild).

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"Gender Digital Gap": Berufstätige Frauen digital im Nachteil

Die Digitalisierung kann Frauen am Arbeitsmarkt weiter benachteiligen – zu diesem Schluss kommt eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Eine Erkenntnis: Weibliche Beschäftigte arbeiten deutlich seltener mit spezialisierter Software.

In der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt drohen Frauen einer Untersuchung zufolge ins Hintertreffen zu geraten. Wie eine Befragung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung unter 4.000 Beschäftigten verschiedener Branchen zeigt, sehen sich nur 34 Prozent der Frauen gut auf vernetzte digitale Technologien vorbereitet. Bei Männern sind es hingegen 49 Prozent.

Unterschied zwischen Standard- und Spezial-Software

Grundsätzlich nutzen Frauen und Männer Computer und Standardsoftware im Job zwar annähernd gleich häufig, erklärte Studienautorin Yvonne Lott vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Böckler-Stiftung. So liege die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen oder Männer mit Standardsoftware arbeiten, bei 94 und 95 Prozent.

Doch je anspruchsvoller eine Softwareanwendung sei, desto weniger wahrscheinlich sei es, dass Frauen sie nutzen. Das zeige sich bereits bei einer fortgeschrittenen Anwendung von Standardsoftware, wie etwa dem Schreiben von Makros für Textgestaltungen. Diese verwenden Männer mit knapp 36 Prozent Wahrscheinlichkeit, Frauen nur mit 25 Prozent. Auch bei der Verwendung von spezialisierter Software seien Frauen im Rückstand, vor allem wenn sie eine Teilzeitstelle haben.

Frauen schätzen ihre Jobchancen etwas schlechter ein

Zudem ergab die Befragung, dass Frauen ihre Chancen in einem durch Digitalisierung veränderten Arbeitsmarkt etwas schlechter einschätzen als ihre männlichen Kollegen.

"Die digitale Transformation kann die Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt verstärken – und zwar aufgrund des bestehenden Gender Digital Gap", sagte Studienautorin Lott. Sie forderte mehr Weiterbildungen, vor allem auch für weibliche Beschäftigte. Zudem müssten die Digital-Kompetenzen bereits in der frühkindlichen Bildung und an Schulen gestärkt werden.

Kaum Frauen arbeiten mit Programmiersprache

Mit Programmiersprachen arbeitet laut der Studie nur ein kleiner Teil der Beschäftigten. Zugleich sei der geschlechtsspezifische Unterschied hier besonders groß: Die Wahrscheinlichkeit der Nutzung beträgt für Männer fast zehn Prozent, für Frauen nur zwei Prozent.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen offenbar auch bei der Verwendung vernetzter Technologien wie Online-Plattformen, Cloud-Diensten oder sich selbst steuernden Systemen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Arbeit stark durch vernetzte digitale Technologien geprägt ist, liegt unter Männern bei 54 Prozent, unter Frauen bei 44 Prozent.

Mit Informationen von dpa und epd

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