Eine Kassiererin scannt Heidelbeeren an der Kasse eines Supermarktes.
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Die Inflationsrate wird im März 2024 voraussichtlich so niedrig ausfallen, wie seit Mai 2021 nicht mehr.

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Inflation auf Drei-Jahres-Tief: Niedrigere Zinsen erwartet

Die Inflationsrate ist in Deutschland im März mit 2,2 Prozent fast auf ein Dreijahrestief gefallen. So lautete die erste Schätzung des Statistischen Bundesamtes. In Bayern lag der Wert bei 2,3 Prozent. Fachleute rechnen nun mit Zinssenkungen.

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Die Inflation in Deutschland verliert weiter an Tempo. Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes stiegen die Verbraucherpreise im März um 2,2 Prozent. Zuletzt war der Wert im Mai 2021 so niedrig.

EZB will Zinsen frühestens im Sommer senken - Banken haben bereits begonnen

Verbraucher hoffen jetzt nicht nur auf stabilere Preise, auch die Zinsen könnten bald sinken, wenn die Europäische Zentralbank im Sommer auf die niedrige Inflation reagiert. An den Märkten werden sogar gleich mehrere Zinsschritte erwartet, wenn die EZB erst einmal damit anfängt, wenn sie mehr Gewissheit über die Preisentwicklung hat. Das alles ist an der Börse und in den aktuellen Kursen von Aktien und Anleihen schon vorweggenommen.

Der geringere Preisanstieg in Deutschland, dem größten Euroland, erzeugt noch mehr positive Erwartungen in diese Richtung. Die Geschäftsbanken senken zum einen die Sparzinsen, was recht schnell geht, aber auch die Kreditzinsen, wofür sie sich mehr Zeit lassen. Immobiliendarlehen sind etwas günstiger geworden. So billig wie vor den Zinserhöhungen seit 2022 dürften Kredite auf absehbare Zeit aber nicht mehr werden.

Fehlende Zuversicht der Unternehmen

So gut es auf den ersten Blick erscheint, wenn die Preise nicht mehr so stark steigen und demnächst auch noch die Zinsen sinken dürften - die jüngste Entwicklung hat auch eine Schattenseite, nämlich die schwache Konjunktur in Deutschland. Viele Unternehmen glauben derzeit, bei ihren Kunden keine Preiserhöhungen durchsetzen zu können. Experten schließen das aus entsprechen Umfragen bei den Firmen, die das Umfeld für höhere Preise für besonders ungünstig halten.

So fielen diese Preiserwartungen der Unternehmen in Deutschland im März auf den tiefsten Stand seit drei Jahren, wie das Münchner ifo Institut feststellte. Beim ifo rechnet man sogar damit, dass die Inflationsrate im Sommer unter die Zwei-Prozent-Marke sinkt. Für die EZB würde das "Preisstabilität" bedeuten. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser ergänzte: "Aus heutiger Sicht spricht nichts gegen eine baldige Zinssenkung durch die EZB."

Bauwirtschaft am Boden, Einzelhandel und Gastro unter Preisdruck

Als Beispiele nannte Wollmershäuser den Einzelhandel und die Gastronomie mit gesunkenen Preiserwartungen und vor allem das Bauhauptgewerbe, das sogar an aktive Preissenkungen denkt. In der Gastronomie fällt auf, dass viele Wirte die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent in ihrer Branche nur teilweise an die Kunden weitergegeben haben. Höhere Preiserwartungen haben dagegen Hotels und Reiseveranstalter, die an eine Fortsetzung des Reisebooms glauben. Im verarbeitenden Gewerbe, im Mittelstand und in der Industrie will nur noch eine kleine Mehrheit der befragten Unternehmen ihre Preise derzeit anheben. Beim ifo Institut hält man es für gut möglich, dass sich mit dem geringen Preisanstieg und niedrigeren Zinsen im Sommer auch die derzeit noch eingetrübte Stimmung bei den Verbrauchern wieder verbessert.

So herrscht auch bei den Konsumenten eher eine Sparneigung vor und ein Hang, die privaten Ausgaben weiter zurückzuschrauben. Die Unternehmen wiederum stellen wegen wirtschaftlicher Unsicherheiten einige Investitionen zurück. Einige Unternehmen bemängeln zum Beispiel die hohen Energiepreise und viele Unklarheiten beim Ausbau von Stromnetzen und beim Umstieg auf Erneuerbare Energien.

Preisrückgang in Bayern nicht so stark wie in anderen Bundesländern

Schon im Februar war die Inflationsrate gemessen am Vorjahresmonat auf 2,5 Prozent gesunken, nun sind es sogar 2,2 Prozent gewesen. Bei knapp unter zwei Prozent liegt die nicht näher bestimmte Zielmarke der EZB, welche die Notenbank mit ihrer Geldpolitik und der Ausgestaltung ihrer Zinssätze mittelfristig anstrebt. Das bedeutet, das Ziel sollte innerhalb von etwa zwei Jahren, also auf mittlere Sicht, zu erreichen sein. Wenn die Inflation unter die Marke abrutschen sollte, ist eine Senkung der Zinsen sogar geboten.

In Bayern ging die Teuerung im März verglichen mit dem Vorjahresmonat auf 2,3 Prozent zurück, in Hessen sogar auf 1,6 Prozent. Das Statistische Landesamt in Fürth nannte rückläufige Energie- und Nahrungsmittelpreise als Hauptgründe dafür. Ohne Nahrung und Energie gerechnet hätte der Anstieg der sogenannten Kerninflation im Freistaat noch bei 3,6 Prozent (bundesweit bei 3,3 Prozent) gelegen.

Niedrigere Strom- und Gaspreise

Die Angebotspreise für Energie lagen in Bayern um 5,0 Prozent unter denen des Vorjahres. Ein Grund mehr ist das für Verbraucherinnen und Verbraucher, von solchen günstigen Angeboten auch Gebrauch zu machen und dafür die alten, meist teureren Strom- und Gastarife zu wechseln.

Im Vergleich dazu beträgt das statistische Minus bei den Nahrungsmitteln nur 0,2 Prozent, wobei es bei Gemüse allerdings einen Preisrutsch um 11,5 Prozent gab. Noch stärker ging es im Vergleich zum Vorjahr mit den Preisen für Erdgas (-15,6 Prozent) und von festen Brennstoffen (-15,7 Prozent) wie Brennholz und Holzpellets bergab. Heizöl kostet dagegen im Freistaat annähernd so viel wie im Vorjahr (-0,4 Prozent), bei Kraftstoffen waren es zwei Prozent weniger und beim Strom sogar gut 10 Prozent. Alle genannten Energieträger verbilligten sich auch von Februar auf März gerechnet, vor allem das Heizöl zum Ende der Heizperiode.

Ein anderes Bild zeigt der Wohnungsmarkt, wo die Mieten bayernweit im Schnitt seit März 2023 um 2,4 Prozent gestiegen sind. In der Statistik gilt das als moderate Veränderung, im Einzelfall kam es bei den Mieten allerdings vor allem in Ballungsräumen wie in München zu größeren Preisunterschieden.

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