Gestelltes Foto: Handwerker mit Hut hält ein Mittagsschläfchen
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Siesta für Beschäftigte: Familienunternehmer lehnen Vorschlag ab

Die Diskussion um eine Hitze-Siesta in Deutschland geht weiter. Der Verband der Familienunternehmer lehnt den Vorschlag mit Verweis auf den geltenden Arbeitsschutz ab. Der DGB ist dafür und sieht die Arbeitgeber in der Verantwortung.

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Die Präsidentin des Verbandes der Familienunternehmer, Marie-Christine Ostermann, hat eine Hitze-Siesta für Beschäftigte in Deutschland abgelehnt. "Bei hohen Temperaturen sind Arbeitgeber durch Vorgaben zum Arbeitsschutz bereits jetzt dazu aufgerufen, Maßnahmen für ein erträgliches Arbeiten zu ergreifen. Die Notwendigkeit einer flächendeckenden, womöglich gesetzlich festgelegten Siesta im Sommer sehe ich nicht", sagte Ostermann der Düsseldorfer "Rheinischen Post".

Modelle wie Vertrauensarbeits- und Gleitzeit böten in vielen Jobs, wo dies vom Arbeitsablauf her möglich ist, "ohnehin die Möglichkeit, an heißen Tagen bereits früh mit der Arbeit zu beginnen, um die kühleren Stunden am Morgen optimal dafür zu nutzen. Frei nach dem Motto: Früher Vogel fängt den kühlsten Wurm", sagte Ostermann.

Nießen: Orientierung an Arbeitsweise südlicher Länder

Am Dienstag war eine Diskussion über eine hitzebedingt längere Mittagspause in Deutschland aufgekommen. "Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

"Siesta in der Hitze ist sicherlich kein schlechter Vorschlag", schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dazu auf Twitter. Der SPD-Politiker sieht in der Frage allerdings nicht die Politik gefordert.

DGB für Siesta- Vorschlag

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat sich für die Forderung der Amtsärzte ausgesprochen. "Beschäftigte vor Hitze zu schützen ist Verantwortung der Arbeitgeber - und der Schutz muss zum jeweiligen Arbeitsplatz genau passen", sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel der "Rheinischen Post". "Die Arbeitszeit in den kühleren Stunden des Tages stattfinden zu lassen, ist ein denkbares Instrument", sagte Piel weiter.

Im Büro gehöre auch effektiver Sonnenschutz dazu - "etwa, dass Jalousien auch nachts zu bleiben und die Lüftung durchläuft". Wärmequellen wie Drucker und Kopierer aus Arbeitsräumen zu entfernen, eine gelockerte Kleiderordnung und die Bereitstellung von Getränken schafften ebenfalls Abhilfe, sagte Piel.

Mehr Kontrollen durch Arbeitsschutzbehörden nötig

Der Arbeitsschutz biete jetzt schon gute Leitplanken und gleichzeitig die notwendige Flexibilität für individuelle Lösungen in den Betrieben. Da dies jedoch nicht alle Arbeitgeber umsetzten, "braucht es mehr Kontrollen und mehr Personal in den Arbeitsschutzbehörden", forderte Piel.

Linke: Streckung des Arbeitstages für Pendler problematisch

Linken-Chefin Janine Wissler sagte, die Siesta-Forderung könne "individuell eine gute Lösung sein". "Allerdings muss man dabei auch im Blick haben, dass die Menschen immer längere Anfahrtswege zu ihrer Arbeit haben", sagte sie den Funke-Zeitungen vom Mittwoch. Es gehe nicht, dass die Menschen "durch eine Streckung des Arbeitstages irgendwann gar nicht mehr zu Hause sein können".

Wissler forderte angesichts der wachsenden Zahl von Hitzetagen eine Temperaturobergrenze für Arbeiten im Freien. "Bei Extremhitze um die 37 Grad muss in bestimmten Berufen, in denen ein Schutz nicht möglich ist, die Arbeit eingestellt werden und ein Sommerausfallgeld greifen", sagte sie den Funke-Zeitungen.

Im Audio: Siesta – Reaktionen aus Niederbayern und der Oberpfalz

ARCHIV: 07.06.2018, Sachsen, Dresden: Ein Mann mit einem Sonnenhut auf dem Gesicht liegt auf einer Wiese im Schatten und ruht sich aus.
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Mediziner empfiehlt Siesta wegen Hitze auch in Deutschland

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