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Gewerkschaft kritisiert geplanten Stellenabbau bei Playmobil

Der Playmobil-Mutterkonzern muss sparen und will deshalb weltweit knapp 700 Stellen abbauen – mehr als die Hälfte davon in Deutschland. Unter den Mitarbeitern herrscht Unmut. Die Gewerkschaft IGBCE kritisiert zudem die Kommunikation des Unternehmens.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Industriegewerkschaft IG Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) kritisiert den geplanten Stellenabbau des Playmobil-Mutterkonzerns "Horst Brandstätter Group". Eine Sprecherin teilte dem Bayerischen Rundfunk schriftlich mit: "Es gehört sich nicht, über die Presse Betriebspolitik zu machen. Das ist für uns als Gewerkschaft ein rotes Tuch".

Viele Mitarbeitende hätten von dem geplanten Stellenabbau aus der Presse erfahren, so die Gewerkschaftssprecherin. Man sei über die Vorgehensweise des Arbeitgebers erschüttert, unter den Beschäftigten herrsche Unmut, Empörung und Angst. Die "Horst Brandstätter Group" bestreitet den Vorwurf. Die Mitarbeitenden seien vor der Presse informiert worden, so ein Unternehmenssprecher.

Stellen müssen abgebaut werden

Der Stellenabbau sei notwendig, da die hohe Inflation, stockender Konsum und explodierende Energiepreise den Konzern belasten würden. Das Unternehmen sei von der gesamtwirtschaftlich herausfordernden Situation weltweit betroffen. Geplant sei ein Stellenabbau bis 2025 in den Bereichen Produktion und Logistik auch an den Standorten in Zirndorf und Dietenhofen.

Mehr als 350 Stellen in Deutschland betroffen

Wie viele Mitarbeitende konkret an den Standorten in Franken betroffen sind, ließ der Sprecher unbeantwortet. Am Montag (02.10.23) hatte der Konzern in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, bis 2025 weltweit 694 Stellen abzubauen, davon 369 Stellen in Deutschland.

Laut Konzern entspricht das deutschlandweit einem Anteil von 16 Prozent der Gesamtbelegschaft. Die Maßnahmen sollen laut Unternehmen sozialverträglich und möglichst einvernehmlich erfolgen. Zudem rechnet man damit, dass Mitarbeitende in den Vorruhestand gehen.

CEO verließ überraschend das Unternehmen

Der Playmobil-Konzern erlebt seit Jahren einen großen Umbruch. Maßgeblich verantwortlich dafür war der ehemalige Vorstandsvorsitzende Steffen Höpfner, der 2019 einen grundlegenden Transformationsprozess angestoßen hatte. Diesen Prozess führte er jedoch nicht zu Ende: Auf eigenen Wunsch verließ er die Firma im Sommer dieses Jahres. Laut eines Unternehmenssprechers führten "persönliche Gründe" zur Resignation. Nach Medienberichten zufolge könnte aber auch der langsame Veränderungsprozess dazu geführt haben.

Nach Höpfners Ausscheiden übernahm der bisherige Finanzvorstand René Feser das Ruder in Zirndorf. Allerdings teilt sich Feser die Konzernleitung mit Playmobil-Chef Bahri Kurter und dem für Beschaffung zuständigen Vorstand Matthias Fauser. Lechuza wird von Matthias Hemme geleitet. Playmobil-Gründer Horst Brandstätter war 2015 gestorben.

Viele Baustellen bei Playmobil

Grundsätzlich versucht Playmobil, sich nach dem Tod des Firmenpatriarchen Horst Brandstätter zu modernisieren und zu öffnen. Zuvor galt der Spielzeughersteller branchenweit als extrem verschlossen, auch Pressevertreter erhalten nur selten bis gar nicht Zugang. Eine Philosophie Brandstätters war es zum Beispiel, nur Themenwelten aufzunehmen, die es in der Realität auch gibt oder gab. Wie etwa Ritterburgen, Piraten, Einsatzkräfte und Prinzessinnen.

Nur langsam und zögerlich nahm Playmobil Lizenzprodukte ins Programm auf. Mittlerweile gibt es Figuren mit Charakteren aus "Zurück in die Zukunft", "Drachenzähmen leicht gemacht" oder auch der japanischen Anime-Serie "Naruto". Einer der größten Konkurrenten des Zirndorfer Unternehmens, "Lego" aus Dänemark, hatte allerdings schon viel früher mit den Lizenzen begonnen und sich daher auch große Namen wie "Star Wars" oder "Harry Potter" sichern können.

Auch der Schritt ins Digitale und zum Aufbau einer Unterhaltungsmarke erfolgte vergleichsweise spät. 2019 startete der erste Playmobil-Film für Kinder in den Kinos und wurde mit eher durchwachsenen Kritiken bedacht. Auch die Einnahmen ließen zu wünschen übrig: geschätzten Produktionskosten von mehr als 60 Millionen Dollar standen Einnahmen von knapp 16 Millionen Dollar gegenüber – ein Flop an den Kinokassen. Hier sind die Dänen mit ihren Lego-Filmen deutlich erfolgreicher.

Auch Spielzeughersteller Haba in der Krise

Erst vor kurzem war mit Haba ein anderer großer fränkischer Spielwarenhersteller in die Krise geraten. Das Familienunternehmen aus dem oberfränkischen Bad Rodach hat heute den Abbau von 700 Stellen an, die Verschlankung der Führungsorganisation, die Verringerung des Sortiments, sowie die Schließung einer Produktionsstätte angekündigt.

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