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Energie sparen in Betrieben: Viel Potential, wenig Zeit

Energie sparen in Betrieben: Viel Potential, wenig Zeit

Viele Unternehmen entdecken erst jetzt, wo sie noch Energie sparen könnten. Dabei lässt sich jetzt kaum noch etwas für den Winter ausrichten. Unterwegs mit einem Energieberater, der weiß, warum noch nicht alles effizient läuft.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

Die Aussicht, dass zum Winter das Gas knapp werden könnte, versetzt viele Unternehmerinnen und Unternehmer in Sorge. Denn nicht nur im produzierenden Gewerbe sind viele von den russischen Lieferungen abhängig, sondern auch in Bürogebäuden, wo oft mit Gas geheizt wird. Zwar wäre es aus betriebswirtschaftlicher Sicht vielen Unternehmen lieb, die Energiekosten so weit wie möglich nach unten zu reduzieren. Allerdings sind dafür oft zunächst Investitionen fällig – und bis diese wieder hereingewirtschaftet sind, können viele Jahre vergehen.

- Zum BR24 Energie-Update: Wie heizen wir in Zukunft? Woher kommt der Strom?

Möglichkeiten und Investitionswille gehen oft auseinander

Ein Energieberater, der im Hochsommer über neue Heizsysteme für den Winter spricht, könne meistens nicht viel gewinnen, sagt Andreas Halboth, während er in der prallen Sonne auf dem Parkplatz der Firma RST Stahlbau steht. Halboth ist gelernter Architekt und seit einigen Jahren darauf spezialisiert, Unternehmen ihre Möglichkeiten aufzuzeigen, wo und wie sie Energie sparen können.

Und ja, gelegentlich sei das frustrierend, sagt der gebürtige Franke. Denn: "Je mehr Entscheidungsbefugte mitreden dürfen, desto weniger kommt oft dabei heraus. Die Diskrepanz zwischen dem, was ginge und dem, was letztlich auch umgesetzt wird, ist manchmal sehr groß", berichtet Halboth. Aber in letzter Zeit schwindet dieser Unterschied manchmal erstaunlich schnell.

Große und kleine Lösungen zum Energiesparen

Genau das passiert aktuell in vielen Betrieben. Während alle nicht nur aufgefordert, sondern teilweise auch gezwungen sind, Gas zu sparen, wird händeringend nach schnellen und effizienten Lösungen dafür gesucht. Da sind manche schnell dabei, einen kompletten Umschwung von Erdgas auf nachhaltige Energieträger zu fordern, aber so einfach ist das nicht. Wirtschaftsverbände beklagen sich, dass die Genehmigungsverfahren für diesen sogenannte "Fuel-Switch" viel zu lange dauern. Es müssen also erstmal kleinere Lösungen her.

So sieht man das auch bei RST Stahlbau. Vor allem aus Kostengründen. Bei RST wird Stahl beschichtet, lackiert und bearbeitet. Dafür werden erhebliche Mengen an Energie verbraucht. Während in der Werkstatt geschweißt, gesägt und geflext wird, unterhalten sich Andreas Halboth und der Geschäftsführer Christoph Steinhardt über die neue Anlage zum Umwälzen von Luft und über die neue Lichttechnik – für beides hat der Energieberater ein Lob übrig. Aber sein Blick bleibt immer wieder an der Fensterleiste ganz oben in der Halle hängen.

Der Spardruck ist erheblich gewachsen

"Diese Profilitgläser da oben, die sind nur sehr dünn", sagt Halboth nachdenklich, den Kopf in den Nacken gelegt. "Zusammen mit den Toren gehen darüber knapp 20 Prozent Heizenergie verloren." Was früher dem Stahl-Unternehmer vielleicht ein leidenschaftsloses "Hmhm" entlockt hätte, bringt ihn jetzt doch zum Nachdenken.

Denn sein Energieberater hat gerade ausgerechnet, dass das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr mit Energie-Mehrkosten in Höhe von 20.000 Euro rechnen muss. Deshalb überrascht es den Energieberater auch nicht, dass Steinhardt gleich anfängt nachzurechnen, wie viel er investieren müsste, um die 19 Prozent Heizenergie in der Halle zu behalten, statt sie in die Umgebung zu pusten.

Viele Unternehmen heizen rund ums Jahr

"Damit sich etwas tut, muss es manchmal erst wehtun", sagt Halboth. "Und das bemerken wir gerade extrem." Seine Firma ist aktuell bis zum Oktober komplett ausgebucht. Täglich ist er in verschiedenen Unternehmen und schaut sich alles an, hört viel zu und gibt dann Empfehlungen. Von der kleinsten Handlungsveränderung, wie 'Licht aus' bis zu neuen Fassaden oder Heizsystemen.

Dabei arbeitet er manchmal auch mit Bildern. "Wenn jemand rund um die Uhr Warmwasser vorhält, obwohl für die Angestellten zum Händewaschen auch Durchlauferhitzer genügen würden, dann hole ich einen Fünfzig-Euro-Schein aus der Tasche und lasse den einfach neben dem Heizkessel fallen", erzählt Halboth. Sobald die Unternehmer verstehen, dass jeden Monat mehrere dieser Scheine einfach in den Müll wandern, seien sie auch eher bereit, etwas zu ändern. So etwas sehe er in über der Hälfte aller Betriebe.

Heizung runter, Fenster zu, Licht aus

Am dankbarsten, erzählt Halboth, sind die Sowieso-Investitionen. So nennt er das, wenn Teile oder Systeme sowieso ersetzt werden müssen, weil sie kaputt sind. Dann sei es oft leicht, die Argumente für effiziente und nachhaltige Systeme so zu platzieren, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer bereit sind, das zusätzliche Geld in die Hand zu nehmen, beziehungsweise so ein Projekt auch teilweise vom Staat fördern zu lassen.

Solche großen Projekte sind allerdings für den anstehenden Winter kaum noch zu schaffen. Es bleibt also fürs Erste nicht viel mehr als ein kleiner A4-Zettel am Werkstor: Heizung runter, Fenster zu, Licht aus. Denn momentan – da sind sich Energieberater und Unternehmer einig – müssen einfach alle ihren Teil zum Energiesparen beitragen.

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