Die Britanniahütte in den Schweizer Bergen.
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Die Britanniahütte in den Schweizer Bergen.

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Wassermangel - Wie geht es den Berghütten?

Wenig Schnee, Saharastaub und ein trockener Sommer: Auf vielen Berghütten wird derzeit das Wasser knapp. Welche Hütten bereits schließen mussten, wo das Wasser bald ausgehen könnte und wie Bergsteigerinnen und Bergsteiger Wasser sparen können.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Martin Kraus ist Hirte und Hüttenwirt der Auhütte bei Wallgau. Jetzt im Hochsommer verbringt er seine Tage jedoch hoch oben auf dem sogenannten "Hochleger", der Fischbachalm im Soierngebirge. Mit seiner Frau Beate kümmert er sich dort seit Juli um die Jungrinder und Pferde der Weidegenossenschaft Mittenwald.

Wassermangel im Karwendelgebirge noch nicht akut

Der Hirte und Wirt merkt zwar, dass es dieses Jahr weniger Wasser gibt, doch noch sei alles in Ordnung - sowohl in der Hütte als auch bei seinen Tieren draußen auf der Alm. Die Jungrinder und Pferde finden auf den Weideflächen rund um die Hütte trotz der anhaltenden Trockenheit noch genügend Gras. Manche Wasserstellen seien zwar verschwunden und es sei trockener als in den meisten Sommern zuvor, doch es habe zum Glück auch immer mal wieder geregnet, so der Hüttenwirt.

"Wir hatten relativ wenig Niederschlag im Frühjahr, das wirkt sich natürlich auch auf den Wasserhaushalt auf der Alm aus. Doch noch kommen wir gut zurecht." Martin Kraus, Hüttenwirt und Hirte im Karwendelgebirge

Quelle beim Watzmannhaus fast ausgetrocknet

Ganz anders sieht die Situation derzeit im Nationalpark Berchtesgaden aus. Annette Verst betreibt das Watzmannhaus – mit rund 200 Betten eine der größten Hütten des Deutschen Alpenvereins. Und sie hat ein Problem: Das Wasser wird knapp. Die Quelle in der Nähe der Hütte ist fast trocken, sagt sie. Und weil es so wenig geregnet hat, kam auch kein Dachwasser nach. Aus diesem Grund müsse jetzt Wasser gespart werden wo nur möglich.

"Für viele Gäste ist Wasser eine Selbstverständlichkeit. Dass das nicht so ist, dass das ein absolut kostbares Gut ist, mit dem man sehr sparsam umgeht, das ist bei vielen Leuten noch nicht angekommen." Annette Verst, Watzmannhaus

Annette Verst hofft, dass die Kapazitäten die nächsten Jahre weiter ausgebaut werden können. Im Raum stehe auch ein Anschluss an das Tal, denn umliegende Almen würden bereits an das Wasser- und Kanalnetz im Tal angeschlossen.

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Das Watzmannhaus im Nationalpark Berchtesgadener.

Zu wenig Schnee im Winter und heißer, trockener Sommer

Der Grund für die Wasserknappheit ist am Watzmannhaus derselbe wie fast überall: zu wenig Schnee im Winter. Dann kam der Saharastaub, der die Schneeschmelze beschleunigt hat. Und jetzt: ein heißer, trockener Sommer mit zwar vielen Bergsteigern, aber wenig Regen.

Die Hütte am Watzmann ist dabei keine Ausnahme: Quer durch die Alpen haben Hütten zu wenig Wasser. Vor allem diejenigen in höheren Lagen trifft es am schlimmsten. Die Gonella-Hütte am Mont Blanc hat beispielsweise schon seit Wochen geschlossen. Die Neue Prager Hütte am Großvenediger seit Anfang August. Auch die Britanniahütte oberhalb von Saas Fee in den Walliser Alpen ist betroffen. Hüttenwirt Dario Andenmatten kämpft um jeden Tropfen.

"Wir haben Trockentoiletten und in den Waschräumen das Wasser so weit zurückgedreht, dass es noch zum Händewaschen und Zähneputzen reicht. Das müssen wir den Gästen fast irgendwie bieten." Dario Andenmatten, Hüttenwart auf der Britanniahütte

Schweizer Armee versorgt Alpbetriebe mit Wasser

Jede fünfte Hütte des Schweizer Alpenvereins kämpft derzeit mit Wassermangel. Zum Beispiel die Blümlisalphütte, die Konkordiahütte oder die Dammahütte. In den Freiburger Alpen in der Westschweiz half kürzlich sogar die Schweizer Armee und flog Wasser für das Weidevieh auf die Alpen.

In Bayern sind nach Aussage der Verantwortlichen für Hüttentechnik beim DAV die Brunnenkopfhäuser, die Tegernseer Hütte, die Hochlandhütte und das Reichenhaller Haus betroffen. Das Problem gibt es aber nicht erst seit diesem Sommer und ist schon länger bekannt. Die Hüttenbauer bei den Alpenvereinen werden deshalb auch immer erfindungsreicher: Sie bauen größere Zisternen, verlängern die Rohre zur Wasserfassung, sammeln Regen- und Schmelzwasser und bereiten es auf.

Sobald das Wasser knapp wird, werden erst einmal die Duschen abgestellt. Auf Hochgebirgshütten gibt es die jedoch ohnehin selten.

  • Zum Artikel: Matterhorn ohne Schnee: Bergführer warnen vor Gefahren

Mit Trockentoiletten auf Hütten Wasser sparen

Die größten Wasserverschwender sind allerdings die Toiletten. Fünf bis sieben Liter Wasser rauschen da pro Spülung durch. Wenn 100 Gäste fünfmal am Tag auf die Toilette gehen, kommen Tausende Liter zusammen.

Der Deutsche Alpenverein hat Anfang August eine Meldung veröffentlicht, in der allgemeine Tipps zum Wassersparen gegeben werden. Die Maßnahmen sind eigentlich selbstverständlich: Katzenwäsche statt Duschen oder Wasserhahn am Waschbecken sofort wieder schließen.

In der Schweiz ist man da schon weiter. Statt Toiletten mit Wasserspülung gibt es häufig Trockentoiletten. Mit denen braucht man nur halb so viel Wasser pro Gast und Tag. Auch auf DAV-Hütten könnte das die Zukunft sein: Die Hochlandhütte bei Mittenwald bekommt demnächst ebenfalls Trockentoiletten.

Bayerische Almen müssen Weiden noch nicht verlassen

So dramatisch wie in der Schweiz ist die Situation in Bayern noch nicht, so Hans Stöckl vom Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern e.V. "Wir haben den Vorteil, dass es am Alpenrand immer wieder mal geregnet hat. Es waren in den letzten Wochen zwar meist lokale Gewitterschauer, aber doch so verteilt, dass alle was abgekriegt haben".

Es sei zwar mittlerweile ganz schön trocken, aber die meisten Quellen hätten noch Wasser und das Gras hoch oben auf den Almen sei auch noch grün. "Im Übrigen entspannt sich die Lage erfahrungsgemäß ab Mitte August, da dann der Tau in der Nacht das Futter schon mal anfeuchtet und die Tiere nicht mehr so viel Wasser zum Trinken benötigen", erklärt Stöckl. Abgesehen davon komme ja meist um diese Zeit auch ein Wetterumschwung und dann werde es auf den Almen schon sehr herbstlich und kühl. Dennoch: Derzeit sei natürlich noch nicht ausgeschlossen, dass die eine oder andere Alm wegen Trockenheit bestimmte Weiden verlassen muss, wenn die Quelle kein Wasser mehr liefert, so die Einschätzung des Almwirtschaftlichen Vereins.

Hüttenwirte freuen sich jetzt über Regen

Die Hüttenwirte, ob in der Schweiz oder bei uns in den bayerischen Alpen, freuen sich jetzt jedenfalls über den angekündigten Regen. Das Problem Wassermangel jedoch bleibt: In naher Zukunft werden auch Berghütten immer öfter auf dem Trockenen stehen. Und das mitten in den Alpen, dem größten Wasserspeicher Europas.

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