Windräder stehen auf einem Feld (Symbolbild)
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Windräder stehen auf einem Feld (Symbolbild)

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Arbeitsplätze gefährdet: Windkraft-Firma soll Bayern verlassen

Es geht um 45 Arbeitsplätze - und wie staatlich gefördertes technisches Know-how ins Ausland abwandert. Einer auf grüne Technologie spezialisierten Münchner Firma droht die Umsiedlung nach Dänemark. Was steckt dahinter?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Christine Heimerl sieht sich als Windrad-Optimiererin: "Gerade wenn nicht so viele Windräder gebaut werden, ist es auch absolut notwendig, dass aus einem Windrad mehr Strom rauskommt." Es brauche effzientere Windräder. "Und das machen wir," sagt Heimerl.

45 Mitarbeiter arbeiten bei Polytech in München-Sendling an Sensoren und anderen Produkten – seit nunmehr 13 Jahren. "Wir haben Kunden, wir schreiben schwarze Zahlen", sagt Heimerl, die auch Betriebsratschefin des Standortes ist.

Hightech-Abwanderung trotz Marktdominanz

Nur ist der Mutterkonzern Polytech nicht vom Erfolg überzeugt. Er hat die Firma, eine Ausgründung der TU München namens "fos4X", vor drei Jahren aufgekauft und inzwischen zwei Drittel der Belegschaft entlassen. Nun will er das verbliebene Geschäft nach Dänemark verlagern. Heimerl ist schockiert: "Das ist schwer zu begründen, weil ich es selbst nicht verstehe. Weil man die Produktion nicht mehr in der Firma machen will, sondern outsourct. Und die Entwickler will man nicht mehr."

Dabei seien vor allem die Entwickler für den Erfolg des Geschäfts entscheidend, so die Betriebsratschefin. Das Unternehmen ist mit seinen Patentlösungen weltweit führend, stattet sogar chinesische Windradbauer mit seinen Technologien aus.

Trotzdem hat der Standort Sendling mitsamt Belegschaft keine Zukunft bei Polytech. Sämtliche Vorschläge der Belegschaft zum Erhalt der Betriebsstätte lehnte die Zentrale in Dänemark bislang ab. So hatte Heimerl unter anderem vorgeschlagen, den Standort auszugliedern und als Zulieferer zu operieren.

Landtags-SPD: "Kann nicht der Sinn von Industriepolitik sein"

Damit gingen 45 verbliebene Arbeitsplätze in Bayern verloren – und damit auch staatlich gefördertes Know-how für die Energiewende. Denn fos4X wurde einst mit Bayern Kapital, der Venture Capital-Gesellschaft des Freistaats, gefördert.

Florian von Brunn, Fraktionschef der Landtags-SPD, setzt sich für den Standort in München ein: "Ich finde das schlimm, wenn wir hier Know-how haben an der Technischen Universität, wenn wir mit bayerischen Steuergeldern sowas fördern. Und dann profitiert irgendwo ein Investor in einem anderen Land. Das kann ja nicht der Sinn von Industriepolitik sein."

Zum Ende des Monats, so heißt es hinter den Kulissen, soll den Mitarbeitern der "Polytech Germany" gekündigt werden. Auf eine BR24-Anfrage wollte sich Polytech mit Hinweis auf Verhandlungen mit dem Betriebsrat dazu nicht äußern.

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