Victoria Carl (r.) und Bundestrainer Peter Schlickenrieder
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Langlauf: Mit Teamchef Schlickenrieder zurück in der Erfolgsspur

Nach der goldenen Behle-Ära waren die deutschen Langläufer viele Jahre lang allenfalls zweitklassig. Mit dem Oberbayern Peter Schlickenrieder, Bundestrainer seit 2018, kommen nun die Highlights zurück. Einblicke in sein Erfolgsrezept.

Axel Teichmann, Tobias Angerer, René Sommerfeldt, Jens Filbrich, Evi Sachenbacher-Stehle, Claudia Nystad – mit diesen Namen ist eine goldene Ära des deutschen Langlaufsports verbunden. Zig Medaillen holten sie bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Das war einmal – in den Nullerjahren, damals während der Ära des Bundestrainers Jochen Behle.

Erstes Olympia-Gold seit zwölf Jahren

Behle hörte 2012 auf, danach gab es nur noch eine einzige Medaille für Deutschland bei Großereignissen: Olympia-Silber in der Staffel 2014 in Sotschi. Es folgten acht lange Jahre Medaillen-Flaute. Zwischenzeitlich verkam der deutsche Langlauf fast zur Lachnummer. Erst in Peking sprang wieder Edelmetall heraus: Silber in der Frauen-Staffel, Gold im Teamsprint der Frauen. Es war das erste Olympia-Gold seit zwölf Jahren.

Als Langläufer Mann vom Fach

Der Name des Vaters dieses Erfolgs: Peter Schlickenrieder. 2018 übernahm er das Amt des Bundestrainers. Als ehemaliger erfolgreicher Langläufer ist der Oberbayer, der am Tag des Teamsprint-Golds 52 Jahre alt wurde, ein Mann vom Fach.

Teamspirit und Eigenverantwortlichkeit

Schlickenrieder krempelte die Strukturen im eigenen Lager um. Sein Konzept: Alle Beteiligten müssen sich als Team begreifen – vom einzelnen Athleten über den Skiwachser, Physio und Arzt bis zum Teamchef selbst.

"Es sind ganz viele helfende Hände, die zusammenarbeiten. Das ist – glaube ich – das Geheimnis. Man muss begreifen, dass der Athlet für das Wachsen mit verantwortlich ist, dass alle zusammenarbeiten." Peter Schlickenrieder im Interview nach dem Teamsprint-Gold

Der nächste wichtige Baustein: Eigenverantwortlichkeit. Schlickenrieder ist wichtig, dass seine Athleten und Athletinnen imstande sind, selbständig zu agieren. Als Beispiel nannte er die bravouröse Leistung von Victoria Carl, als sie kurz vor dem Ziel die gesamte Konkurrenz düpierte und zu Teamsprint-Gold raste:

"Dann macht die Vicky was, was sie noch nie gemacht hat. Taktisch hat sie in der Staffel schon ein tolles Rennen gemacht. Jetzt macht sie hier nochmal so ein exzellentes Ding, das ihr keiner zugetraut hätte. Sie zieht hier in einer Weltklasse-Manier das Rennen durch, dass Du sagst: Chapeau." Peter Schlickenrieder

Erfolg vor dem Zeitplan

Für Schlickenrieder selbst kamen die Erfolge in Peking überraschend früh. Er rechnete mit noch ein paar Jahren Entwicklungsphase, bis das deutsche Team reif für Gold bei Großereignissen ist. "Eigentlich", meinte Schlickenrieder fast entschuldigend, "liegen wir damit vor dem Zeitplan". Man darf sich also freuen, auf die Zukunft dieses Langlauf-Teams.

Der Zeitplan dagegen für den Gold-Abend stand fest: "Heute Abend wird definitiv richtig getanzt. Das haben wir hier schon jeden Abend gemacht. Um zehn vor zehn haben wir im Hotel immer die Türen aufgemacht und gemeinsam ein bisschen getanzt. So etwas braucht man, wenn man ohnehin angespannt ist", so Schlickenrieder. Vielleicht war das auch sein Geheimnis 2002 in Salt Lake City. Genau vor 20 Jahren holte Langläufer Schlickenrieder bei den Olympischen Winterspielen Silber im Freistil-Sprint.

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