Protestplakat gegen Sponsor Qatar Airways beim Spiel des FC Bayern gegen den SC Freiburg im November 2021.
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Protestplakat gegen Sponsor Qatar Airways

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FC Bayern und Katar: Ende eines umstrittenen Deals

Pfiffe, Rücktrittsforderungen, Gesprächsrunden: Der Sponsoring-Deal zwischen Qatar Airways und dem FC Bayern führte zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Verein und Fans - doch er zeigte auch, wie ein gegenseitiger Austausch funktionieren kann.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Werbepartnerschaft zwischen dem FC Bayern München und Qatar Airways ist Geschichte. Das verkündete der amtierende deutsche Meister in einer Pressemitteilung. "Der Vertrag zwischen dem FC Bayern und Qatar Airways endet einvernehmlich nach fünf gemeinsamen, sehr spannenden Jahren", heißt es auf der vereinseigenen Homepage.

"Super Sache" - viele Fans freuen sich über Ende des Deals

Spannend waren die Jahre, in denen der FC Bayern das Logo der katarischen Staats-Airline auf dem Ärmel des Trikots trug, für sie prominent im Stadion und außerhalb warb und im Gegenzug jede Menge Geld einstrich, allemal. Denn von Beginn an war die Partnerschaft umstritten. Besonders bei der sehr politisch-aktiven Fanszene der Münchner.

"Es ist ein großer, großer Erfolg für die Fanszene des FC Bayern", sagte nun Michael Ott dem Bayerischen Rundfunk. Ott war in der Vergangenheit einer der schärfsten Kritiker des Werbedeals; nun mache es ihn froh, "als Fan wieder uneingeschränkt stolz auf den FC Bayern" sein zu können: "Die Südkurve hat seit Jahren für diesen Moment gearbeitet. Deswegen freut mich das unglaublich."

Ähnlich sieht es ein Vertreter des Club Nr. 12, der Dachorganisation der aktiven Fanszene des FC Bayern: "Wir freuen uns sehr, dass heute die Entscheidung getroffen und verkündet wurde, dass der Vertrag mit Qatar Airways nicht verlängert wird. Das ist nicht nur aus Fansicht eine super Sache, sondern auch mittelfristig für die Außendarstellung des Vereins."

Eskalation bei der Jahreshauptversammlung

Es ist das Ende eines jahrelangen Konflikts zwischen Funktionären und Basis. Den Höhepunkt fand die Kontroverse vor anderthalb Jahren. "Sie werden mir zugestehen, dass ich als Versammlungsleiter die Wortmeldungsliste schließe." Mit diesen Worten beendete FC-Bayern-Präsident Herbert Hainer im November 2021 den offiziellen Teil der Jahreshauptversammlung. Unmittelbar danach begann das denkwürdige Nachspiel.

Denn bei diesen verhinderten Wortmeldungen handelte es sich größtenteils um Redebeiträge der Anhänger zum Thema Qatar Airways. Die Fans fühlten sich mundtot gemacht und begannen nun umso lauter und wütender, ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen. "Hainer raus"-Rufe hallten durch den Audi-Dome. Gellende Pfiffe, wütende Schreie und ein Sprechchor ("Wir sind Bayern und ihr nicht") begleiteten den Vorstand auf seinem Weg von der Bühne nach unten.

Katar: Menschenrechtsverletzungen und tödliche Unfälle

Schon im Vorfeld der Jahreshauptversammlung hatte eine Initiative, initiiert von Bayern-Fan Michael Ott, für Aufsehen gesorgt. Das Ziel: ein Ende des Katar-Sponsorings beim FC Bayern. Kurz nach dem Ende der Jahreshauptversammlung reagierte der Verein damals mit Unverständnis. So etwa Uli Hoeneß, der Ott noch vor Ort verbal anging: "Ihr Auftritt war peinlich. Das ist der Fußballclub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International."

Denn Hauptgründe für die Kritik an dem Deal: Menschenrechtsverletzungen in Katar, die Diskriminierung von Homosexuellen und die Arbeitsbedingungen für Ausländer auf den Baustellen für die Stadien der WM 2022, auf denen mehrere tausend Menschen gestorben sein sollen - von drei bis mehr als 15.000 Opfern ist die Rede, der WM-Organisationschef sprach offiziell von 400 bis 500 Toten.

FC Bayern suchte den Dialog mit den Fans

Nach der Eskalation zwischen Teilen der FC-Bayern-Fanszene und dem Verein auf der JHV, schlugen die Funktionäre einen anderen Weg ein, suchten den Dialog mit den Fans und veranstalteten Workshops und Gesprächsrunden. Deren Erfolg und Hintergedanken wurden zwischenzeitlich zwar immer wieder in Frage gestellt, doch der Club Nr. 12 zieht nun ein positives Fazit: "Die ganze Geschichte zeigt, dass es sich lohnt, Kritik am Verein zu artikulieren. Mit dem Verein aber auch in Gespräche zu treten, in Foren und Workshops zusammenzuarbeiten, um zu einer Lösung zu kommen, die am Ende allen hilft", sagte der Vertreter. Er hofft auf eine weitere gute Zusammenarbeit mit dem Verein.

Auch Hans Gehrlein vom Fanclub 13 Höslwanger freut sich über das Ende des Sponsorings: "Dieses Thema hat sehr viel Unruhe beim Verein und seinen Mitgliedern gebracht. Das kann man gerade gar nicht brauchen. So wie sich der Verein gerade aufstellt, ist Ruhe sehr wichtig. Daher ist es eine gute Entscheidung. Auch wenn der Kasse jetzt eine große Lücke entsteht."

Wie vermutlich viele andere ist der prominente Katar-Kritiker Michael Ott freilich überrascht vom Zeitpunkt des Beschlusses: "Ich freue mich sehr, auch wenn es jetzt unerwartet kam. Die Zeichen in den letzten Tagen und Wochen haben eher etwas anderes gesagt", sagte der 30-Jährige. "Es kommt überraschend, aber es ist umso schöner."

Wollte Qatar-Airways nicht verlängern?

Zuletzt hatte Vereinspräsident Hainer noch eine Verlängerung mit Qatar Airways angedeutet und auf gute Gespräche verwiesen. Ungeklärt bleibt daher die Frage, von wem tatsächlich eine Verlängerung abgelehnt wurde. Zuletzt hieß es, dass die anhaltenden Fanproteste sowie die Diskussionen rund um die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar zu einem Umdenken seitens der Staats-Airline geführt habe.

Die geschäftlichen Beziehungen zwischen Katar und dem FC Bayern begannen kurz nach der Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 an das Emirat. Der Rekordmeister reiste 2011 zum ersten Mal zum Trainingslager nach Doha. Seither war diese Vorbereitung Tradition. 2016 wurde der Flughafen Doha "Platin-Partner" beim FC Bayern. 2018 folgte dann der Deal mit der Staats-Airline Qatar Airways, der dem FC Bayern fortan wohl 20 Millionen Euro pro Jahr einbrachte, allerdings eben auch jede Menge Ärger mit der eigenen Fanbasis.

Noch kein neuer Sponsor bekannt

Wer auf Qatar Airways folgt, ist derzeit noch offen. So soll es Verhandlungen mit mehreren Unternehmen geben. Die Fans vom Club Nr. 12 haben zumindest einen Wunsch an den Verein: "Ich gehe davon aus, dass dem FC Bayern auch bewusst ist, dass jetzt nicht wieder ein Sponsor wie Qatar Airways kommen kann, sondern einer, der auch ein bisschen besser zu den Werten passt, die der FC Bayern auch vermitteln will und die auch in der Satzung stehen."

Der Qatar-Airways-Schriftzug auf dem Trikot des FC Bayern München
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Der Qatar-Airways-Schriftzug auf dem Trikot des FC Bayern München

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