TSV-1860-Präsident Robert Reisinger und Marc-Nicolai Pfeifer, Geschäftsführer Finanzen, im März 2023.
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TSV-1860-Präsident Robert Reisinger und Marc-Nicolai Pfeifer, Geschäftsführer Finanzen, im März 2023.

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Chaos in der Führungsriege des TSV 1860 verschärft sich

TSV-1860-Präsident Robert Reisinger und Aufsichtsratschef Saki Stimoniaris liefern sich eine öffentliche Schlammschlacht. Im Zentrum: die Suche nach einem Nachfolger von Günther Gorenzel. Doch die eigentlichen Gründe liegen tiefer.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Zum Saisonstart herrschte beim TSV 1860 München gute Laune. Zwei Siege aus den ersten beiden Spiele, Neuzugänge, die stark aufspielten, zumindest sportlich schien der große Umbruch gelungen. Doch nach drei Niederlagen in den vergangenen drei 3.-Liga-Spielen, ist die Euphorie verflogen. Das kann auch das 8:0 im Bayerischen Landespokal über den Bezirksligisten DJK Hain nicht ändern.

Reisinger-Vorwurf: Gorenzel-Nachfolge "gezielt verschleppt"

Doch zum sportlichen Misserfolg bekommt der schwelende Brand in der Führungsetage der Löwen weiter Luft und droht nun zu einem Großbrand zu werden. Im Zentrum der Debatte steht die Nachfolge des abgewanderten Sportdirektors Günther Gorenzel. Reisinger war sich schon weitestgehend mit Horst Heldt über ein Engagement einig, ging schon bei der Mitgliederversammlungen mit eindeutigen Andeutungen in die Offensive. Doch von Gesellschafterseite wurde die Personalie nicht geschätzt und so kam der Deal letztlich nicht zustande.

"Die Vertreter des Mitgesellschafters haben die Dringlichkeit nicht gesehen und sie wollten die Dinge selbst in die Hand nehmen. Eine Haltung, die ich persönlich ganz und gar nicht geteilt habe", sagte Reisinger in einem Interview mit der "Bild" und wirft der Gruppe um Hasan Ismaik Absicht vor: "Danach wurden die weiteren Gespräche in meinen Augen gezielt verschleppt – auch von der Geschäftsführung. Man wollte bewusst Zeit gewinnen, um die Kaderplanung in eigener Regie durchführen zu können."

Stimoniaris: Reisinger-Aussagen "ärgern mich sehr"

Reisinger kritisiert besonders Marc-Nicolai Pfeifer, kaufmännischer Geschäftsführer des TSV 1860 , der seit dem Gorenzel-Abgang auch in sportlichen Fragen - insbesondere der Kaderplanung - mehr Verantwortung trägt. Die Kaderplanung trage deshalb "maßgeblich" die Handschrift des Ismaik-Vertrauten Anthony Power, Trainer Maurizio Jacobacci, Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris und Pfeifer: "Fakt ist, jetzt ist das Transferfenster zu, der Kader steht." Reisinger scheint mit dem Resultat nicht zufrieden zu sein und sieht die sportlichen Ziele gefährdet.

Die Antwort der "Gegenseite" beim TSV 1860 ließ nicht lange auf sich warten und geschah ebenfalls öffentlich. Der Aufsichtsratsvorsitzende Saki Stimoniaris bezeichnete die Aussagen - ebenfalls in einem Interview mit der "Bild" - als: "Enttäuschend! Nicht nur für mich, sondern für alle, die sich seit langer Zeit für den TSV 1860 München einsetzen. Es wurden Äußerungen getroffen, die so nicht korrekt sind. Das ärgert mich sehr."

Reisinger-"Alleingänge": Kein Heldt - auch kein Hitzlsperger?

Zum Scheitern des Heldt-Deals erklärte er: "Das war ein Alleingang von Robert Reisinger. Er hatte niemanden abgeholt. Ich habe erst davon erfahren, als alles bereits erledigt war", sagte Stimoniaris und deutete an, dass letztlich die Absage an Heldt durch den Beirat erfolgt sei. Zudem stärkte er Pfeifer den Rücken und machte sich für eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages stark.

Die Fronten sind auf beiden Seiten also verhärtet, wie lange nicht mehr. Eine Verbesserung ist nicht in Sicht, wie der öffentlich ausgetragene Streit zeigt. Und auch die Sportdirektorensuche wird sich allem Anschein nach noch eine Weile hinziehen. Der neue Wunschkandidat von Reisinger heißt Thomas Hitzlsperger.

Stimoniaris scheint auch von diesem Namen wenig überzeugt zu sein: "Ich weiß nichts davon. Intern wurde nicht über Hitzlsperger gesprochen. Ich stehe ihm nicht negativ gegenüber, aber ich kenne ihn nicht. Anstatt das Thema jedoch über die Medien zu lancieren, sollte man erst mal intern darüber sprechen", sagte der Aufsichtsratschef - in einem öffentlichen Interview.

"Am Ende verliert nur 1860 München"

Ein Ende des Streits ist nicht in Sicht. Selbst dann nicht, wenn man sich irgendwann auf einen neuen Sportdirektor einigen können sollte. Die wahren Gründe für den Konflikt liegen deutlich tiefer und würden bei der nächsten Differenz wieder aufflammen. Noch immer verläuft ein tiefer Graben zwischen der e.V.-Seite um Reisinger und der Gesellschafterseite rund um Hasan Ismaik. Zwei mächtige Pole im Verein, die noch nie wirklich miteinander klarkamen, in wichtigen Strategiefragen für gewöhnlich an unterschiedlichen Strängen ziehen und nun die internen Streitigkeiten in die Öffentlichkeit tragen.

Die beiden Hauptfiguren in diesem Streit wollen ihre Plätze im Verein dennoch nicht verlassen. Während Reisinger selbst den Rücktrittsgerüchten um seine Person eine Absage erteilt: "Daran habe ich nicht einmal gedacht", sucht Stimoniaris noch mehr Macht im Verein. Er wird im kommenden Jahr für den Verwaltungsrat kandidieren: "Da ich bei 1860 Mitglied bin, kann und werde ich für den Verwaltungsrat kandidieren. Ich will den Verein weiter unterstützen."

Der Mannschaft steht derzeit auf Platz 12 der Tabelle. Auf eine Chance, die Niederlagenserie zu brechen, muss das Team noch warten. Die nächste Chance bietet sich am Samstag, 16. September, um 16.30 Uhr beim FC Ingolstadt. Ein Sieg würde dem gesamten Verein sehr gut tun und wäre eine wichtige Ablenkung zu den öffentlich ausgetragenen Grabenkämpfen. Denn bei den negativen öffentliche Äußerungen, so Stimoniaris, gäbe es vor allen Dingen einen Leidtragenden: "Am Ende verliert nur 1860 München." Die Botschaft schickte er allerdings exklusiv in Richtung Reisinger.

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