Der ehemalige FC-Ingolstadt-Trainer Tomas Oral
Bildrechte: picture alliance / Schulz / Eibner-Pressefoto

Der ehemalige FC-Ingolstadt-Trainer Tomas Oral

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Die ungeliebte 3. Liga: "Wahnsinn, dass 1860 nicht höher spielt"

Die 3. Liga - für viele Vereine eine Krux: Einmal abgestiegen in Deutschlands dritthöchste Fußballklasse, wird aus einem Kurzbesuch oft ein längeres Gastspiel. Warum ist der Aufstieg so schwer? Ursachenforschung mit Ex-Ingolstadt-Trainer Tomas Oral.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Wer einmal festhängt in der 3. Liga, kämpft oft jahrelang vergeblich darum, in die 2. Fußball-Bundesliga zurückzukehren. Siehe TSV 1860 München, siehe FC Ingolstadt, siehe SpVgg Unterhaching und jetzt auch SSV Jahn Regensburg?

Für den ehemaligen FC-Ingolstadt-Coach Tomas Oral zählt der Aufstieg aus Liga drei nach Liga zwei zu den schwierigsten Unterfangen im Fußball. "Es sind viele Vereine dabei, die unbedingt aus der Liga raus wollen. Du hast jedes Jahr sieben, acht Vereine dabei, die unbedingt aufsteigen wollen, fast schon müssen aus finanziellen Gründen", sagte er in Blickpunkt Sport.

Fast Zweitliganiveau in der 3. Liga

In kaum einer anderen Liga sind so viele Spitzenteams auf den Aufstieg fixiert. Hinzu kommt: "Du hast viele Spieler, die von oben runterkommen. Man sieht es in Ingolstadt: Da sind fünf oder sechs Spieler, die letztes Jahr noch Stammspieler in der zweiten Liga waren." Die Leistungsdichte sei entsprechend hoch, die Qualität der Spieler in den Spitzenteams ebenfalls.

"Dann hat der eine oder andere Verein doch finanzielle Möglichkeiten - dann merkst Du schon, dass es in der Liga sehr sehr eng wird", ergänzte Oral in "Blickpunkt Sport" im BR Fernsehen. Und was dann passiert, könne man mustergültig beim TSV 1860 München sehen.

Das Leid des TSV 1860 München

2017 spielten die Löwen das letzte Mal 2. Bundesliga. Nach einem geldbedingten Intermezzo in der Regionalliga Bayern - die Münchner bekamen keine Lizenz - spielt der Klub seit 2018 in der 3. Liga, die sechste Saison mittlerweile. Die 2. Bundesliga scheint unerreichbar.

Vom Aufstieg wird an der Grünwalder Straße trotzdem jede Saison aufs Neue geträumt. Zu recht, findet Oral: "Fakt ist auch, dass die Vereine rauskommen müssen. Siehe 1860 München: Eigentlich ist es ein Wahnsinn, dass dieser Verein nicht in der 2. Liga spielt. Aber wenn Du dann mal drin bist, kommst Du schwer wieder raus."

Nachwuchs aus der Region - das alternative Erfolgsmodell?

Einen möglichen Ansatz, finanzkräftigeren Vereinen Paroli zu bieten, sieht Tomas Oral in der Option, Talente aus der Region, aus Bayern, zu den Drittligaklubs aus dem Freistaat zu locken.

"Vereine brauchen Identifikation. Dann kannst Du ganz andere Energie entwickeln und hast ein ganz anderes Umfeld für Dich", glaubt Oral: "Wenn da nur Fremde da sind, ist es etwas schwierig."

"Es wäre gut, wenn die Vereine immer mal drei, vier Jungs aus der eigenen Region haben, dass man da diese Identifikation schürt." Tomas Oral

SpVgg Unterhaching - Vorbild für 1860, Ingolstadt und Regensburg?

Anderswo setzt man ohnehin auf Nachwuchs und junge hungrige Talente. Auch, weil finanziell gar keine großen Sprünge möglich sind. Die Spielvereinigung Unterhaching hat in diesem Jahrhundert schon vier Ligen erlebt - von der Bundesliga ging's hinab bis in die Regionalliga.

Jetzt sind die Münchner Vorstädter zurück in der 3. Liga, vorerst, um die Klasse zu halten und sich erst einmal wieder zu etablieren. Oder doch mehr? Nach fünf Spieltagen zeigt's die "kleine" Spielvereinigung den Etablierten: Der Aufsteiger ist Tabellenvierter und hat sich erst einmal in der Spitzengruppe festgesetzt.

Dieser Artikel ist erstmals am 2. September 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.