10 Kilometer liegen vor ihnen: die Wintercrosser von Goldbach.
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10 Kilometer liegen vor ihnen: die Wintercrosser von Goldbach.

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Bei Wind und Wetter: Wintercross-Lauf in Goldbach gestartet

Ob Regen, Schnee oder Eis: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Wintercross in Goldbach laufen immer – an neun Sonntagen im Herbst und im Winter. Die Veranstaltung ist inzwischen Kult, auch weil es dort ein besonderes Getränk gibt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Noch gibt es kein Schneegestöber und kein Eis – sondern nur Regen und Matsch. Noch können die Menschen bei Temperaturen um die zehn Grad in kurzen Hosen laufen: In Goldbach im Landkreis Aschaffenburg ist der 40. Wintercross gestartet, die legendäre Winterlauf-Serie über zehn Kilometer am Untermain. Bis zum 21. Januar laufen etwa 600 Sportlerinnen und Sportler mit. Das sind nicht nur Menschen, die joggen – sondern auch Menschen, die wandern oder Nordic Walking machen. An neun Sonntagen laufen sie durch den Goldbacher Wald, bei jedem Wetter.

Vor etwas mehr als 40 Jahren gab es das Gerücht, die Winterlauf-Serie in Seligenstadt in Hessen solle eingestellt werden. Und so kam Gerhard Klauder, Sportler beim TV Goldbach, auf die Idee, selbst eine Winterlauf-Serie zu veranstalten. Die Idee ist bis heute gleich geblieben: Es gibt neun Läufe, dieses Jahr vom Anfang November bis kurz vor Weihnachten und dann nochmal im neuen Jahr. Und wer bei fünf Läufen die Start- und Ziellinie überquert, der schafft es in die Gesamtwertung.

"Geheim-Zutat": Tee als Tradition beim Wintercross-Lauf

Es ist der Sport, der die Menschen antreibt, die Gemeinschaft beim Laufen – aber es gibt eine "geheime Zutat", die zum Goldbacher Wintercross gehört: der besondere Tee, der angeboten wird. Wohl ein schwarzer Tee, aber in einer Mischung, die die Verantwortlichen nicht verraten.

"Meine Tochter kommt nur wegen des Tees", sagt eine Mutter über ihre Tochter. Den besonderen Tee trinken – das ist einer der besonderen Momente beim Wintercross. Auf mehreren Tischen stehen bunte Becher, der Tee wird früh vorbereitet und dann ganz frisch und warm eingegossen. Eine Wohltat für durchgefrorene Hände und durchgefrorene Sportlerinnen und Sportler. Den Tee gibt es schon immer nach dem Wintercross-Lauf.

Läufer von früher versorgt jetzt die Sportlerinnen und Sportler

Heinrich Völker ist 30 Jahre lang selbst beim Wintercross mitgelaufen. Seit einigen Jahren steht er nicht mehr bibbernd nach dem Wintercross vor dem Tisch und wärmt sich auf. Er ist jetzt hinter den Tisch gewechselt und sorgt dafür, dass sich bibbernde Wintercrosserinnen und Wintercrosser nach dem Lauf aufwärmen können.

Der eine Läufer ist fertig, der andere schnauft, erzählt er. "Da reden wir mit den Menschen – und sie sind froh, der Tee ist heiß und sie wärmen sich noch die Finger dazu", sagt Völker.

Anspruchsvoll: Zehn Kilometer und 250 Höhenmeter

Auf der Strecke überwinden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zehn Kilometer, es geht immer wieder bergauf, bergab und wieder bergauf. Eine anspruchsvolle Strecke, sagt der heutige Organisator Günther Wenzel. Auf der Homepage ist von ungefähr 250 Höhenmetern die Rede. Die Läuferinnen und Läufer sind vor allem im Wald unterwegs, auf Waldwegen, Pfaden und Trails. Eine Straße müssen sie überqueren.

Peter Wissel trinkt den Tee und läuft die Strecke schon so lange, wie es den Lauf gibt. Bei allen 40. Wintercross-Serien war er mindestens fünfmal pro Serie dabei. Ein Urgestein unter den Läufern sozusagen.

Motivation zum Laufen bei jedem Wetter

Aber wie schaffen es die Menschen, sich an einem Sonntagmorgen aufzuraffen? Und bei Wind und Wetter zehn Kilometer zu laufen? Was macht da die Faszination aus? "Das motiviert einen eigentlich schon am Samstagsabend und man freut sich schon auf den Sonntagmorgen. Es ist wirklich egal, welches Wetter das ist. Es geht raus und es wird gelaufen", sagt Wissel. Auch die Gemeinschaft unter den Wintercrossern macht es ihm leicht, sonntags nach Goldbach zu fahren.

Wissel: Wintercross-Lauf härtet ab

Außerdem härtet der Wintercross ab, sagt Peter Wissel. Erkältet habe er sich bei den Läufen noch nie. Wenn es zehn Grad minus habe, dann müsse er aufpassen. "Dann ist es mal ein bisschen gefährlich", so der Läufer. Die Bedingungen aktuell sind für ihn ideal zum Laufen. Aber am schönsten ist es in seinen Augen, wenn es gefroren ist und die Sonne scheint.

Peter Wissel ist vor dem Lauf noch dicker angezogen. Zum Lauf kommt eine Schicht nach der anderen weg. Am Ende geht er in langer Hose und Shirt auf die Strecke.

Besonderer Läufer: Ohne Schuhe und mit Hund am Start

Ein anderer Läufer setzt noch eins obendrauf: Er läuft den Wintercross gleich ganz ohne Schuhe – barfuß und mit vierbeiniger Begleitung. Sein Hund ist auch mit dabei. "Ich bin mit Schuhen hierhergelaufen, und es war ganz lustig. Ganz viele Leute haben mich angesprochen: Wieso hast du Schuhe an?" Er laufe schon ein, zwei Jahre ohne Schuhe – auch im Winter. Es geht ihm um den Bodenkontakt. Man müsse den Schmerz akzeptieren und dann langsamer machen, erzählt er.

Sonntagstee nach dem Laufen: Bekannte Gesichter sehen

Nach dem Laufen, da stehen sie alle zusammen, in Grüppchen, plaudern, trinken Tee. Und sie freuen sich auf nächsten Sonntag. Langsam verabschiedet sich einer nach dem anderen. "Bis nächsten Sonntag", denn dann startet eine neue Runde vom Goldbacher Wintercross. Und Peter Wissel will dann wieder den Tee trinken, den Heinrich Völker ausschenkt. Die Wintercrosserinnen und Wintercrosser von Goldbach: Sie sind ein bisschen wie eine große Familie.

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