Vor einer Gittertor steht ein Polizeibeamter mit Helm, dahinter vermummte Fußballfans.
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Elf Monate nach Randalen während des Spiels zwischen der SpVgg Bayreuth und Dynamo Dresden hat die Polizei 43 Tatverdächtige ermitteln können.

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Nach Randalen in Bayreuth: 108 Verfahren gegen Dresden-Fans

Abgetretene Toilettenschüsseln und ein Übergriff auf einen Fotoreporter – beim Fußballspiel zwischen Dynamo Dresden und der SpVgg Bayreuth ging es vor elf Monaten nicht nur ums Sportliche. Jetzt hat die Polizei Ermittlungsergebnisse präsentiert.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Elf Monate nach Randalen im Hans-Walter-Wild-Stadion während des 1:1 zwischen der SpVgg Bayreuth und Dynamo Dresden hat die Polizei 43 Tatverdächtige ermitteln können. Unter anderem sei gegen mehrere Stadionbesucher Anklage wegen Landfriedensbruchs im besonders schweren Fall, gefährlicher Körperverletzung, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung erhoben worden, teilte die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken am Donnerstag mit.

32-Jähriger soll Imbisswagen-Kasse geplündert haben

Das Amtsgericht Bayreuth habe einen Fußballfan von Dynamo Dresden, der bei seiner Ankunft am Bayreuther Bahnhof den Einsatzkräften den Mittelfinger gezeigt hatte, zur Zahlung einer Geldstrafe von 4.800 Euro verurteilt, heißt es in der Mitteilung weiter. Außerdem sei ein damals 32-jähriger Fan beschuldigt worden, die Kasse eines Imbisswagens geplündert zu haben. Gegen einen 24-Jährigen wird ebenfalls wegen Plünderung ermittelt.

Nach dem Übergriff auf einen Fotoreporter konnten sechs tatbeteiligte Personen identifiziert werden. Dem Reporter wurden seine beiden Kameras entrissen. In diesem Zusammenhang erwirkten die Ermittler Durchsuchungsbeschlüsse für die Wohnungen der Tatverdächtigen in Sachsen.

Die Ermittler hätten insgesamt 108 Verfahren durchgeführt. 95 von ihnen bezogen sich auf die Randale während des Drittligaspiels Anfang Oktober 2022.

Spezialisten der Polizei an Aufarbeitung beteiligt

Eine besondere Herausforderung für die Ermittler war, dass die Straftäter größtenteils vermummt agiert hätten. Für Hinweise aus der Bevölkerung wurde ein Medien-Upload-Portal eingerichtet. Stadionbesucher bekamen so die Möglichkeit, eigene Fotos und Videos zur Verfügung zu stellen. Die Sichtung und Auswertung des Materials sei zeitaufwändig gewesen. Zusammen mit den szenekundigen Beamten begleiteten die Ermittler aus Bayreuth weitere Auswärtsspiele von Dynamo Dresden im ganzen Bundesgebiet.

Zur Identifizierung der Tatverdächtigen verwendete die Kripo die elektronische Gesichtserkennung. Auch kamen sogenannte Super-Recognizer vom Polizeipräsidium München zum Einsatz. Diese haben die Fähigkeit, sich Gesichter und Bewegungen merken zu können, um Personen zu identifizieren. Sie können zum Beispiel Personen auf Videoaufnahmen von großen Menschenmassen wiedererkennen, auch wenn sie sie zuvor nur ein einziges Mal gesehen haben.

Polizisten sollen auch mit Gullydeckel beworfen worden sein

Bei dem Fußballspiel war es vor allem zu Beginn der zweiten Halbzeit zu Unstimmigkeiten innerhalb der Dresdner Anhänger gekommen. Als Polizeibeamte einschritten, sei es "zu exzessiver Gewaltanwendung aus dem Gästelager" gekommen. Es habe ein hagelschauerartiger, minutenlanger Bewurf mit Flaschen, Bierkästen, teilweise sogar mit Gullydeckeln auf Polizisten begonnen. Die Dresdner hätten die Polizisten mit Tritten und Schlägen angegriffen und sie beleidigt.

Randale im Zug nach Dresdens Gastspiel in Bayreuth

Auch seien Waschbecken und Toilettenschüsseln von den Wänden gerissen worden und es sei versucht worden, ein Toilettenhäuschen in Brand zu setzen. Nur unter höchstem Einsatz hätten die Polizeibeamten die Randalierer zurückhalten und verhindern können, dass diese die Stadionumzäunung durchbrachen.

Nach Abpfiff seien Hitlergrüße gezeigt und Polizeibeamte weiter tätlich angegriffen worden. Auf der Rückfahrt mit der Bahn nach Dresden hätten Randalierer die komplette Zugeinrichtung demoliert.

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