ePerso wird an ein Smartphone gehalten
Bildrechte: picture alliance/Silas Stein

Elektronischer Personalausweis

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Warum startet der ePerso noch immer nicht durch?

Die Digitalisierung der Verwaltung steht weit oben auf der politischen Prioritätenliste. Und trotzdem hakt es – zum Beispiel noch immer beim elektronischen Personalausweis. Über zehn Jahre nach dem Start nutzt ihn kaum jemand. Das hat mehrere Gründe.

Über dieses Thema berichtet: alpha-nachgehakt am .

Gestartet war der ePerso als digitaler Tiger: Mit ihm sollte die Verwaltung den Sprung ins Online-Zeitalter schaffen. Im Jahr 2010 versprach der damalige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU): "Wir arbeiten zusammen mit der Wirtschaft daran, dass der Online-Ausweis künftig noch breiter eingesetzt werden kann. Damit seine Verwendung so alltäglich wird wie das Smartphone."

Fast 13 Jahre nach diese Ankündigung ist klar: Der ePerso ist nicht mehr als ein Internet-Bettvorleger geworden. Nur rund acht Prozent der Deutschen nutzen ihn. Dabei wäre der elektronische Ausweis praktisch und sicher.

Smartphone reicht für den ePerso

Es gibt relativ wenig Hürden. Grundsätzlich sind inzwischen die allermeisten Personalausweise schon mit der Online-Funktion ausgestattet. Außerdem sind die Zeiten, in denen man eine extra Hardware kaufen musste längst vorbei. Anfangs brauchte man noch ein Kartenlesegerät, das man an einen PC anstecken musste. Inzwischen lassen sich fast alle Smartphones über die Funkschnittstelle NFC mit dem ePerso koppeln. Nötig ist dafür nur die AusweisApp2.

Wer sich mit dem Personalausweis noch nie online ausgewiesen hat, muss in den meisten Fällen zuvor allerdings noch die Aktivierung durchführen. Benötigt werden zwei Pin-Nummern, die man entweder bei der Gemeinde bekommt oder online beantragen kann. Letzteres dauert eine Woche, denn die Geheimzahlen werden per Brief zugeschickt.

Wie sicher sind meine Daten auf dem digitalen Perso?

Das Verfahren stufen Experten immer wieder als ziemlich sicher ein. Die Daten sind verschlüsselt auf einem Mikrochip des Personalausweises abgespeichert und die Übertragung ist Ende-zu-Ende verschlüsselt, das heißt, es gibt hier kaum Möglichkeiten für Kriminelle in diese Daten-Verbindung zwischen User und Behörde einzudringen.

Man braucht für die Identifizierung nur zwei Dinge, den Personalausweis und die persönlich Pin. Die größte Sicherheitslücke ist wie meist der Mensch. Wer seine Pin zusammen mit dem Personalausweis aufbewahrt und beides verliert, hat tatsächlich ein Problem.

ePerso zu teuer für viele Unternehmen

Eigentlich würde also Vieles für den elektronischen Personalausweis sprechen und trotzdem springen die User nicht auf. Das liegt zunächst einmal daran, dass vor allem die Wirtschaft es noch kaum anbietet. Für viele Unternehmen rechnet sich nämlich der Einsatz des ePerso nicht, er ist schlicht zu teuer. Firmen müssen müssen sogenannte Berechtigungszertifikate kaufen, die mit einigen Tausend Euro zu Buche schlagen. Diese Zertifikate gibt es nur bei der Bundesdruckerei, die hier ein defacto Monopol unterhält. Folge: die Wirtschaft hält sich beim ePerso zurück, Kundinnen und Kunden müssen, wenn sie zum Beispiel ein Bankkonto eröffnen wollen, sich mit umständlichen und weniger sicheren Verfahren herumschlagen. Beliebt ist zum Beispiel das Video-Ident, bei dem Call-Center-Mitarbeitende auffordern, den Pass oder Personalausweis in die Kamera zu halten und die Nummer darauf vorzulesen.

Ein Henne-Ei-Problem

Immerhin gibt es inzwischen ein paar Behördengänge, die sich mit dem ePerso erledigen lassen, etwa Bafög beantragen, die Rentenauskunft einholen, oder das Fahrzeug zulassen – letzteres aber bisher nur in ganz bestimmten Landkreisen. Insgesamt haben auch die Behörden noch zu wenig Angebote, damit sich mehr Menschen für den ePerso interessieren würden. Für die Privatwirtschaft sind die geringen Nutzerzahlen wiederum ein Argument nicht einzusteigen. Ein klassisches Henne-Ei-Problem also.

Staat macht sich beim ePerso selbst Konkurrenz

Doch es gibt noch einen anderen Grund, warum der elektronische Personalausweis nicht durchstartet. User sehen sich mit einem Wildwuchs an staatlichen Lösungen konfrontiert, wenn sie sich online ausweisen wollen. Das Bundesinnenministerium unter Ministerin Nancy Faeser (SPD) forciert derzeit eine sogenannte SmartID. Hier soll das Handy alleine reichen um sich zu identifizieren. Dafür braucht man - bei der zunächst geplanten Variante - jedoch ein Spitzen-Handy mit einem besonderen Sicherheits-Chip. Billigere Smartphones verfügen über dieses Bauteil meist noch nicht.

Vorgängerregierung scheiterte mit einer Wallet

Neben dem Innenministerium war auch das Verkehrsministerium - noch unter der Vorgängerregierung mit Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) - beim Online-Ausweis-Rennen mit am Start. Dort plante man eine Wallet, also eine Art digitale Brieftasche, in der sich verschieden Dokumente abspeichern lassen sollten: von der Geburtsurkunde über Arbeitszeugnisse bis hin zu Reisebuchungen. Das Projekt scheiterte allerdings wegen Sicherheitsproblemen krachend. Der Imageschaden könnte sich durchaus auch negativ auf den ePerson ausgewirkt haben. In jedem Fall sorgte es nachhaltig für Verwirrung, weil es eben damit zeitweise noch ein drittes Ausweis-Projekt gab.

EU plant eigenes Verfahren

Doch damit nicht genug. Neben zwei laufenden und einem begrabenen Projekt aus Deutschland, plant auch die EU noch eines. Mit der eIDAS-Verordnung hat man in Brüssel den Rahmen für eine umfassende, europaweit geltende Wallet geschaffen. Die Idee ist zwar auf den ersten Blick bestechend – dass man sich zum Beispiel als Person aus Deutschland auch bei Behörden anderer Länder ausweisen kann. Es hakt allerdings noch an einigen Stellen.

So gibt es massive Bedenken von Datenschützern. Die neue EU-Wallet würde demnach Tür und Tor öffnen für Werbung-Spam. Derzeit wird diese Lösung gerade erst erprobt. Den ePerso bremst sie aber dabei zusätzlich aus, weil viele User lieber noch abwarten, und sei es nur um zu schauen was sich durchsetzt.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!