Smartphone, auf dem das Logo des Streaming-Anbieters Netflix zu sehen ist
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Fabian Sommer

Netflix hat im zweiten Quartal seinen Umsatz und Gewinn gesteigert - auch dank des erfolgreichen Abo-Modells mit Werbung.

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Netflix: Warum dem Abo-Modell mit Werbung die Zukunft gehört

Netflix ist rigoros gegen Passwort-Sharing vorgegangen, das scheint sich auszuzahlen: Die Zahl der Abonnenten ist im 2. Quartal gestiegen. Auch das günstige Abo-Modell mit Werbung verkauft sich gut - und ist für Netflix besonders profitabel.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft und Börse am .

Netflix greift durch. Wer seinen Zugang mit anderen Personen außerhalb des eigenen Haushalts teilen will, muss seit einigen Wochen eine Zusatzmitgliedschaft für 4,99 Euro abschließen. Netflix hatte in den vergangenen Wochen einige Account-Sharer "ertappt" und ihnen Warn-E-Emails geschrieben.

Seches Millionen neue Abonnenten

Diese Maßnahme hat gewirkt und zu einem starken Anstieg der Nutzer geführt: Im zweiten Quartal hat der Videostreaming-Dienst fast sechs Millionen neue Kunden gewonnen, wie das Unternehmen am Mittwoch im kalifornischen Los Gatos mitteilte. Insgesamt hat Netflix jetzt fast 240 Millionen Abonnenten. Auch die Zahl der Zusatzmitgliedschaften sei gestiegen, sagte Geschäftsführer Spencer Neumann.

Der Umsatz ist auch gestiegen, auf knapp 8,2 Milliarden US-Dollar, rund drei Prozent mehr als im selben Quartal des letzten Jahres. Der Gewinn stieg leicht an, auf 1,5 Milliarden Dollar.

Abo-Modell mit Werbung beschert Netflix höhere Pro-Kopf-Einnahmen

Ebenfalls sehr gut zu funktionieren scheint das kürzlich gestartete Abo-Modell bei dem Nutzer weniger zahlen, dafür aber Werbung sehen. In Deutschland kostet das Standard-Abo mit Werbung 4,99 Euro im Monat. Die Zahl der Nutzer dieses Tarifs hat sich weltweit binnen drei Monaten fast verdoppelt - wenn auch von einem niedrigeren Niveau aus. Für Netflix ist das Anzeigen-Abo-Modell besonders profitabel: Pro Nutzer macht die Firma dank der Anzeigeneinnahmen bereits mehr Umsatz als in der werbefreien Basis-Version. In den USA hätten die Erlöse pro Nutzer im dort 6,99 Dollar teuren Werbemodell sogar das Standard-Abo für 15,49 Dollar überholt.

Trend zum werbefinanzierten Abo-Modell

Der Trend im heiß umkämpften Streaming-Markt scheint klar in Richtung günstiges Abo mit Werbung zu gehen. Beim Streaming-Dienst Disney+ entschieden sich zuletzt 40 Prozent der Neukunden für die günstigere Version mit Werbung, wie jüngst Konzernchef Robert Iger sagte.

In ihrer aktuellen Streaming-Studie kommt die Unternehmensberatung Simon-Kucher zu dem Schluss, dass Nutzer immer offener für Streaming-Abos mit Werbung seien. "Mit seinem werbefinanzierten Tarif lockt Netflix preissensible Kunden an", sagt Lisa Jäger, die bei Simon-Kucher für Telekommunikation und Medien zuständig ist. Der Studie zufolge wollten 30 Prozent der Befragten ihr Streaming-Abo kündigen. Hauptgründe dafür sind der Wunsch zu sparen und zu hohe Abopreise.

Abos ohne Werbung werden vermutlich bald teurer

Wer auf Netflix keine Werbung sehen will, muss möglicherweise bald auch in Deutschland tiefer in die Tasche greifen. Neukunden in Kanada, den USA und Großbritannien können nicht mehr das Basis-Abo abschließen, sondern nur noch die teureren Angebote Standard oder Premium. Branchenbeobachter rechnen damit, dass Netflix diesen Schritt auch in Deutschland vollziehen wird. Derzeit kostet das Basis-Abo mit Werbung hierzulande 7,99 Euro im Monat und das werbefreie Standard-Abo 12,99 Euro.

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