Datenschutz-Aktivisten demonstrieren vor dem Facebook-Sitz in Hamburg gegen die neue Nutzungsbedingungen von WhatsApp
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Datenschutz-Aktivisten demonstrieren vor dem Facebook-Sitz in Hamburg gegen die neue Nutzungsbedingungen von WhatsApp

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FAQ: Was bedeuten die neuen Regeln bei WhatsApp?

Nach langem Hin und Her treten bei WhatsApp am 15. Mai neue Nutzungsbedingungen in Kraft: Welche Daten bekommt Facebook? Und was passiert, wenn man nicht zustimmt? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

WhatsApp aktualisiert sowohl seine Nutzungsbedingungen als auch seine Datenschutzrichtlinie, damit WhatsApp-Nutzer nun auch mit Unternehmen kommunizieren können. Beide Änderungen sollte eigentlich schon im Februar in Kraft treten, wurden wegen großer Nutzerkritik aber auf Mai verschoben. Die Befürchtung lautet wieder einmal: Bekommt Facebook - der Mutterkonzern von WhatsApp - durch das Update mehr Daten?

Warum macht WhatsApp das Update?

WhatsApp will es den weltweit zwei Milliarden Nutzern seiner App ermöglichen, nun auch mit Unternehmen zu chatten, zu telefonieren und auch etwas zu kaufen. Facebook - der Mutterkonzern von WhatsApp - will mit dem Messenger offenbar endlich Geld verdienen.

Was ändert sich aus Datenschutzsicht?

Facebook darf nun WhatsApp-Nutzer-Daten für personalisierte Werbeanzeigen verwenden. Das räumt WhatsApp auf einer FAQ-Seite zur neuen Datenschutzrichtlinie auch ein: "Wenn du mit einem Unternehmen über Telefon, E-Mail oder WhatsApp kommunizierst, kann es die Informationen aus diesen Interaktionen mit dir für eigene Marketingzwecke verwenden. Dies kann auch Werbung auf Facebook einschließen."

Warum schaltet sich der Hamburger Datenschutzbeauftragte ein?

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar spricht sogar davon, "dass die enge Verbindung zwischen den beiden Unternehmen weiter ausgebaut werden soll, damit Facebook die Daten der WhatsApp-Nutzerinnen und -Nutzer jederzeit zu eigenen Zwecken verwenden kann."

Deswegen hat er Facebook, das seinen Deutschlandsitz in Hamburg hat, per Anordnung verboten, Nutzerdaten von deutschen WhatsApp-Nutzern zu eigenen Zwecken weiterzuverarbeiten. Da die Anordnung nur drei Monate gilt, will Caspar den Datenschutzausschuss der EU einschalten, der über die Einhaltung der Europäischen Datenschutzgrundverordnung wacht.

Facebook hat bislang noch nicht darauf reagiert. WhatsApp erwiderte, bei dem Verbot handele es sich um ein "Missverständnis" ohne "rechtmäßige Grundlage" - und führt die neuen Regeln wie geplant ein.

Und was ändert sich nicht?

WhatsApp betont an verschiedenen Stellen, dass die neuen Regeln keine Auswirkungen auf die Privatsphäre von Chats hätten: "Weder WhatsApp noch Facebook können die Inhalte sehen, die du mit deiner Familie und deinen Freunden teilst." Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bleibe unangetastet. Außerdem würde WhatsApp auch weiterhin nicht die Kontakte der Nutzer mit Facebook teilen.

Einige Informationen teilt WhatsApp ohnehin schon länger mit Facebook: etwa die Telefonnummer, bestimmte Geräteinformationen wie die Gerätekennung und die Betriebssystemversion sowie WhatsApp-Nutzungsdaten.

Was passiert, wenn ich nicht zustimme?

WhatsApp will die Nutzer dazu bewegen, die neuen Nutzungsbedingungen zu akzeptieren. Deswegen wird immer wieder der Hinweis auf die neuen Regeln eingeblendet. Nach einigen Wochen wird diese Erinnerung permanent angezeigt: Wer dann immer noch nicht zustimmt, kann seinen Account nur noch eingeschränkt nutzen, etwa nicht mehr auf die Chatliste zugreifen.

Nach ein paar Wochen mit diesen Einschränkungen gehen auch keine Anrufe oder Benachrichtigungen mehr ein - der Account ist quasi stillgelegt. Solche "inaktiven" Accounts löscht WhatsApp nach 120 Tagen.

Welche Alternativen gibt es?

Wer mit diesen neuen WhatsApp-Regeln Bauchschmerzen hat, der kann auf andere Messenger umsteigen. Telegram und Signal verzeichneten zuletzt einen starken Zulauf. Threema gilt auch als datenschutzfreundlicher Messenger. Welche Messenger-Alternativen es gibt, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.

Allerdings ist die Marktmacht von WhatsApp bei knapp 60 Millionen Nutzern in Deutschland enorm. Und: Wer gerne in Gruppen kommuniziert, müsste alle Mitglieder zum Umzug zum selben Messenger überreden.

Wer sich dennoch zum Wechsel entschließt und seine Chats behalten möchte, sollte seine Verläufe schnellstmöglich sichern. Wie das geht, erläutert WhatsApp hier für iPhones und hier für Android-Geräte.

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