Die Praesidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp nimmt an der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken teil.
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Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp

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ZdK-Vollversammlung: Wütende Katholiken an der Basis

Harsche Kritik am Reformunwillen der Kirche: Bei der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) wurde Präsidentin Irme Stetter-Karp deutlich: "Als absolutistisches Machtsystem muss diese Kirche ein Ende finden."

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Sie sei wütend, sagte Irme Stetter-Karp, die Präsidentin der offiziellen Laienvertretung in der katholischen Kirche Deutschlands, gleich zum Auftakt von deren Frühjahrsvollversammlung. Von den rund 160 ZdK-Mitgliedern bekam sie dafür Applaus und regen Zuspruch.

Stetter-Karp fordert Ende des absolutistischen Machtsystems

Die Wut richtet sich gegen die Institution Katholische Kirche, weil diese die in Deutschland zwischen Bischöfen und Laien ausgehandelten Reform-Beschlüsse des sogenannten Synodalen Weges nicht umsetzt. Zuletzt hatte der Papst sie zurückgewiesen. Stetter-Karp sprach bei der Vollversammlung in München von einem absolutistischen Machtsystem Kirche, das ein Ende haben müsse. Wörtlich sagte sie: "Wir erleben eine Kirche, in der Männer ihre Macht zementieren."

Unter großem Applaus rief sie ihre Mitstreiter dazu auf, darauf zu bestehen, dass die Beschlüsse des Synodalen Weges in allen deutschen Bistümern umgesetzt werden. "Es braucht eine tiefgreifende Transformation im besten synodalen Sinne." Der "Wind des Wandels" müsse "bis in die letzten Winkel dieses verkrusteten Systems hineinwehen". Die ZdK-Präsidentin setze darauf, dass der zur Fortsetzung gemeinsamer Beratungen und Entscheidungen zwischen Bischöfen und Laien initiierte Synodale Ausschuss im November wie geplant seine Arbeit aufnehmen werde.

Weitere Finanzierung des Reformprozesses noch ungeklärt

ZdK-Generalsekretär Marc Frings räumte auf Anfrage vor Journalisten ein, dass beim Verband der Diözesen Deutschlands Entscheidungen zur Finanzierung der Einrichtung des "Synodalen Ausschusses" noch ausstünden.

Die Beschlüsse waren das Ergebnis eines dreijährigen Diskussionsprozesses von Bischöfen und Laien. So wird gefordert, dass Frauen mehr Rechte erhalten und Laien bei Bischofswahlen mitreden dürfen und dass der Papst das Zölibat überdenken soll. Zudem sollen gleichgeschlechtliche Paare wenn schon nicht heiraten, dann doch wenigstens den Segen erhalten dürfen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken befasst sich bei der Frühjahrsvollversammlung in München außerdem mit politischen Forderungen – von der Beibehaltung des Paragraphen 218 bis zur Einführung eines Tempolimits von 120 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen.

Fehlender Rückhalt für Aufklärung von Sexueller Gewalt

Kritisch äußerte sich ZdK-Präsidentin Stetter-Karp zum Stand der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in den deutschen Bistümern. "Es wirkt wie Hohn, dass einige Bischöfe bis heute keine Notwendigkeit einer Hellfeldstudie in ihrem Verantwortungsbereich sehen." Auch fehle bisher der Rückhalt für eine bundesweite Dunkelfeldstudie, wie sie der Leiter der MHG-Studie, Harald Dreßing, mehrfach gefordert habe. Das lasse an einem flächendeckenden Aufklärungswillen zweifeln.

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