Ältere Frau mit langen, weißen Haaren
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Rose Knox-Peebles als Erda

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Wie bei Loriot: Schauspielerin nennt "Horror-Maske" echt

Dieser Streit erinnert an einen Sketch von Loriot: Ein britischer Opernkritiker hatte bemerkt, Schauspielerin Rose Knox-Peebles sei in Wagners "Rheingold" wie eine "Vogelscheuche aufgemacht" gewesen. Sie ist beleidigt - weil sie wirklich so aussieht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Den Fans von Loriot ist der Fernseh-Sketch "Das Filmmonster" (1977) natürlich unvergessen. Darin ist der Humorist als furchteinflößendes Ungetüm mit schiefen Zähnen zu sehen, wie er von einer Fernsehjournalistin (Evelyn Hamann) "interviewt" wird. Die Reporterin bittet den Darsteller schließlich, dem Publikum zu zeigen, "wie er wirklich" aussieht - auch "wenn es nur ganz, ganz kurz" sei. Weil das "Monster" irritiert reagiert, setzt die Journalist nach: "Oder ist es zu kompliziert, die Maske abzunehmen?" Urplötzlich bemerkt sie, dass das Horror-Gesicht, dem sie gegenübersitzt, echt ist: "Mein Gott!"

"Ich war außer mir"

Ähnliches geschah jetzt in Großbritannien. Dort hatte der Kritiker der "Financial Times" nach der Premiere von Richard Wagners "Rheingold" am Königlichen Opernhaus in London bemerkt, die Schauspielerin Rose Knox-Peebles sei in der Rolle der Urmutter Erda als "Vogelscheuche aufgemacht" gewesen: "So ist das wahrscheinlich, wenn man seit Anbeginn aller Zeiten dabei ist." Die so gewürdigte Künstlerin reagierte entsetzt, aber nicht, weil sie als "Vogelscheuche" (Fright) bezeichnet wurde, sondern weil sie keineswegs "aufgemacht" gewesen sei: "Ich war außer mir. Sie haben mich nicht geschminkt, um mich furchteinflößend zu machen. Das war mein wirkliches Aussehen. Das war ich." Sie glaube allerdings nicht, dass sie wie eine "Vogelscheuche" aussehe, so die 81-jährige Schauspielerin: "Ich bin mit meinem Aussehen absolut glücklich."

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Trost für Wotan: Rose Knox-Peebles

Rose Knox-Peebles ließ es sich nicht nehmen, ihrer angeblichen Lieblingszeitung "Financial Times" einen geharnischten Brief zu schreiben, der auch abgedruckt wurde. Sie habe besseres zu tun, als sich mit Opernkritikern herumzuschlagen, die die Bühne mit dem Laufsteg verwechselten, so die Schauspielerin, die in der "Rheingold"-Inszenierung von Barrie Kosky in einer stummen Rolle über zweieinhalb Stunden durchgehend auf der Bühne steht, zeitweise nackt (ihr kurzer Gesangsanteil wird von einer Kollegin übernommen): "Mein Aussehen war offensichtlich völlig irrelevant. Ich soll 4,9 Milliarden Jahre alt sein, also sollte ich kaum wie ein schönes junges Ding aussehen."

"Was kann man daran nicht mögen?"

Dem Guardian sagte sie: "Ich habe eine wundervolle Zeit. Ich habe mit 18 geheiratet und vier Kinder bekommen. Ich hatte nie gearbeitet, bis ich mit zwanzig Jahren mehr oder weniger zufällig mit dem Modeln anfing. Seitdem bin ich in der 'Vogue' und in Musikvideos dabei gewesen, hüpfe herum wie jeder andere auch und habe die Zeit meines Lebens." Das Älterwerden sei in ihren Augen ein "Pluspunkt": "Bis zu dieser Sache – was auch immer dahinter steckte – wurde ich wegen meines Alters überhaupt nicht irgendwie anders behandelt. Wenn überhaupt, ist das Altern ein Vorteil: Mir werden Sitzplätze in der U-Bahn angeboten. Was kann man daran nicht mögen?!“

Laut Homepage arbeitet Rose Knox-Peebles derzeit an einem Roman und schreibt Kurzgeschichten: Eine mögliche unterhaltsame Szene hat sie jetzt selbst erlebt. Die Fotoagentur, bei der die Schauspielerin unter Vertrag ist, heißt übrigens "Ugly Models" (Hässliche Modelle), eine Art von Humor, wie er wohl nur in Großbritannien funktioniert. Auf den Probeaufnahmen ist Knox-Peebles als brave Großmutter mit Handtasche zu sehen, aber auch in wilderen Posen und Haute Couture. In einer Aufnahme greift sie mit den Armen scheinbar frohgemut in die Wolken: "Wie im richtigen Leben."

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