Im September 2022 halten Frauen Transparente mit der Parole: "Gebt uns unsere Kinder zurück"
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Ukrainische Mütter demonstrieren in Lemberg

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Verschleppte Kinder: Met-Oper kämpft an "kultureller Front"

Das größte US-Opernhaus will den "Heldenmut ukrainischer Mütter" würdigen, die versuchen, ihre von den Russen verschleppten Kinder zurück in die Heimat zu holen. Intendant Peter Gelb will mit der Doku-Fiction die Ukraine "theatralisch stärken".

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Das dürfte noch für eine kontroverse Debatte sorgen: Die New Yorker Metropolitan Opera hat beim US-Dramatiker George Brant das Libretto für eine Oper über verschleppte ukrainische Kinder bestellt. Die Figuren sollen zwar "größtenteils fiktiv" sein, die Geschichte jedoch auf "wahren Begebenheiten" beruhen. Während der Kriegshandlungen hatten russische Soldaten zahlreiche Kinder und Jugendliche aus dem Frontgebiet nach Russland "evakuiert", ukrainische Mütter hatten zum Teil tausende von Kilometern zurückgelegt, um die Verschleppten wieder zurück in ihre Familie zu holen. Nach Angaben der ukrainischen Regierung soll es sich um "mehr als 19.000" Jugendliche handeln, die "gewaltsam deportiert" worden seien. Die Betroffenen würden in Russland "umerzogen" und zur Adoption freigegeben.

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hatte den russischen Präsident Wladimir Putin und dessen Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa eines "Kriegsverbrechens" bezichtigt und von "massenhaftem Kindesmissbrauch" gesprochen. Internationale Haftbefehle liegen vor. Es gebe einen "begründeten Anfangsverdacht". Die Richter verteidigten die namentlichen Beschuldigungen mit dem Hinweis, es gelte, "weitere Verbrechen zu verhindern". Russland hatte von 1.400 ukrainischen Kindern gesprochen, die als "Waisen" bezeichnet worden waren. Davon sollen im Frühjahr dieses Jahres nach Angaben des ukrainischen Menschenrechtsbeauftragten Dmitri Lubinez bereits 386 von russischen Familien adoptiert worden sein, bei den übrigen liefen die entsprechenden Verfahren.

Aufruhr um "Killerdrohnen-Oper"

"Wir sind stolz darauf, die Ukraine weiterhin an der kulturellen Front zu unterstützen", so Met-Intendant Peter Gelb zu seinem Opernprojekt: "Der Heldenmut dieser ukrainischen Mütter angesichts der russischen Gräueltaten ist eine Geschichte, die theatralisch gewürdigt werden sollte und in den guten kreativen Händen von [Komponist] Maxim Kolomiiets und George Brant liegt." Der in Deutschland lebende ukrainische Komponist Kolomiiets hatte ursprünglich als Oboist Karriere gemacht, heißt es in der Pressemitteilung der Met, und bereits zwei Opern verfasst.

Textdichter Brant ist umstritten, weil er mit "Grounded" für die Met und das Opernhaus in der US-Hauptstadt Washington D.C. ein Musiktheater-Stück über die Schrecken des Drohnenkriegs schrieb, wobei der Rüstungskonzern General Dynamics nach Angaben der "New York Times" einer der Geldgeber ist. Ursprünglich war das Werk als Schauspiel herausgekommen. Die Opernfassung soll am 28. Oktober in Washington D.C. uraufgeführt werden und ein Jahr später in New York zu sehen sein.

Kritiker warfen dem Opernhaus in Washington D.C. vor, sich zum "Sprachrohr der Rüstungsindustrie" zu machen. Von einer "Killerdrohnenoper" war die Rede. Auch russische Propagandisten schalteten sich ein. Das Musiktheater reagierte mit dem Hinweis, General Dynamics sei bereits seit 1997 Hauptgeldgeber des Hauses, das habe folglich nichts mit der umstrittenen Uraufführung zu tun.

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