Till Lindemann spricht oder singt in ein Mikrofon
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Rammstein Frontmann Till Lindemann

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Erstes Verfahren eingestellt: Lindemanns Kanzlei äußert sich

Aus Vilnius hat Till Lindemann nichts mehr zu fürchten, die Staatsanwaltschaft der litauischen Stadt hat die Ermittlungen gegen den Rammstein-Frontmann eingestellt. Die von ihm beauftragte Rechtsanwaltskanzlei nimmt jetzt ausführlicher Stellung.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Gehen die blauen Flecken von Lindemann-Anklägerin Shelby Lynn auf Fremdeinwirkung zurück? Signalisieren sie gar sexualisierte Gewalt? Till Lindemanns Berliner Anwaltskanzlei Schertz Bergman äußert sich in einer Presseerklärung jetzt detaillierter zum Stand der Entwicklungen in den Ermittlungsverfahren gegen den Rammstein-Sänger.

Die auf Medienrecht spezialisierte Berliner Rechtsanwaltskanzlei stellt die beiden Hauptquellen der Vorwürfe gegen Lindemann ins Zentrum, die seit dem Tour-Auftakt von Rammstein in Vilnius den meisten Wirbel verursacht haben.

Die blauen Flecken der Shelby Lynn

Zur Erinnerung: Nach dem Konzert von Rammstein am 22. Mai in Vilnius in Litauen hatte die Irin Shelby Lynn auf Instagram und Twitter behauptet, sie sei im Umfeld ihres Konzertbesuches in Vilnius betäubt und verletzt worden. Ein Mitarbeiter der Band habe Fotos von ihr und anderen jungen Frauen gemacht und sie selbst während einer Konzertpause in einen Raum unter der Bühne geführt – wo Leadsänger Till Lindemann auf sie gewartet habe, in der Annahme, sie werde Sex mit ihm haben.

Nachdem sie sich geweigert habe, habe der Sänger wütend reagiert. Angefasst habe er sie jedoch nicht. Lynn berichtet außerdem, auf den Partys der Band sei ihr und anderen jungen Frauen Alkohol gereicht worden. Sie selbst glaubt, dabei unter Drogen gesetzt worden zu sein. Sie sei mit Erinnerungslücken und blauen Flecken aufgewacht.

Frontmann Till Lindemann hat von Beginn an die Vorwürfe gegen ihn als ausnahmslos unwahr zurückgewiesen. Jetzt gibt die von ihm beauftragte Anwaltskanzlei bekannt, dass die Staatsanwaltschaft in Vilnius das durch Shelby Lynns Anzeige eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann eingestellt habe. Nach Vernehmung eines Zeugen und Analyse von Daten und Dokumenten habe man keine objektiven Tatsachenbeweise für die Aussagen von Shelby Lynn gefunden.

Untersuchungen der Uniklinik Köln

Lindemanns Kanzlei hat, um die Vorwürfe von Shelby Lynn weiter aufzuklären, eigene Untersuchungen durch das Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Köln veranlasst. Die Auswertung der von Lynn publizierten Bilder und Videoclips ihrer Verletzungen durch das Kölner Institut hat - laut der Pressemitteilung der Schertz Bergmann-Kanzlei - ergeben, dass die Bilder "ein Unfallgeschehen ohne Fremdeinwirkung als wahrscheinlichste Ursache" nahe legt.

In dem vom Direktor des Instituts erstellten Gutachten heißt es: "Insgesamt sprechen Morphologie und Lokalisation der dokumentierten Verletzungen eher für ein akzidentielles Geschehen, ohne dass eine Fremdeinwirkung von vornherein allein anhand der Befunde völlig ausgeschlossen werden kann. Typisch für eine Fremdeinwirkung sind die Befunde aus rechtsmedizinischer Sicht indes nicht."

Das Gutachten hebt hervor, dass sich auf den Aufnahmen der Verletzungen "keine Hinweise auf sexualisierte Gewalt als Ursache" fanden. Aber, es heißt da auch, dass "allein anhand der Verletzungsbefunde" sexuelle Nötigung auch nicht ausgeschlossen werden könne.

Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft

Seit den Posts von Shelby Lynn häuften sich die die Gewaltvorwürfe im Netz, vor allem im Vorfeld der Rammstein-Konzerte in München. Immer ging es um angebliche verbale, sexuelle und körperliche Übergriffe auf Konzertbesucherinnen durch Frontmann Till Lindemann. Mitte Juni hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen den Rammstein-Sänger eingeleitet.

Die Anwaltskanzlei Schertz Bergmann betont nun in ihrer Presseerklärung, dass "das Ermittlungsverfahren nicht auf Strafanzeigen vermeintlicher Opfer zurückgeht". Anzeigenerstatter seien unbeteiligte Dritte, die ihre Anzeigen ausschließlich auf Medienberichte und Vorwürfe in den sozialen Netzwerken stützten. Und die Berliner Ermittlungen hätten "bislang keine objektiven Beweismittel, die für eine Tatbegehung unseres Mandanten sprechen, vorliegen".

YouTuberin Kayla Shyx abgemahnt

Eine wichtige Quelle für die Medienberichterstattung über die Vorwürfe gegen Till Lindemann war Kayla Shxs YouTube-Video vom 06.06.2023. Darin schildert die Influencerin, wie sie beim Rammsteinkonzert für die Row Zero "gecasted" wurde. Die Anwaltskanzlei Schertz Bergmann hat Kayla Shyx wegen dieses Videos abgemahnt und teilt nun mit, dass die Influencerin "gegenüber unserem Mandanten zu zwei Punkten eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abgegeben habe". Das bedeutet, Kayla Shyx hat sich gegenüber Lindemann dazu verpflichtet, künftig bestimmte Dinge nicht mehr zu behaupten. Um welche Dinge es sich handelt, das geht aus der Presserklärung der Anwälte leider nicht hervor. Damit die vermeintlichen Opfer Till Lindemanns durch solche Abmahnungen nicht zum Schweigen gebracht werden, gibt es inzwischen ein Spendenprojekt der Amadeu Antonio Stiftung.

Spenden für vermeintliche Opfer Lindemanns

Mittlerweile meldet das Spendenprojekt "Wie Viel Macht 1€" der Berliner Stiftung, ein Spendenvolumen von 809.321 Euro. Mehrere Prominente und Aktivisten hatten das Projekt gemeinsam ins Leben gerufen um Frauen zu unterstützen, die sich zu den Vorwürfen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann öffentlich zu Wort gemeldet haben und denen jetzt möglicherweise rechtliche Konsequenzen drohen.

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