Der Heilige Geist in einer Glaskugel – ein sogenannter Suppenbrunzer
Bildrechte: Holzschnitzerei von Zülow / www.herrgottschnitzer.de

Der Heilige Geist in einer Glaskugel – ein sogenannter Suppenbrunzer

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Suppenbrunzer: Wenn der Heilige Geist ins Essen pinkelt

Es ist eine derb klingende christliche Tradition, die im Bayerischen Wald noch gepflegt wird: der "Suppenbrunzer", der überm Tisch aufgehängt wird. Es handelt sich dabei um den Heiligen Geist, der - laut Volksglaube - segensreich ins Essen pinkelt.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Hört man das Wort "heilig", denkt man an etwas Schönes, Göttliches oder Gutes. Doch was Joachim von Zülow in seiner Werkstatt im niederbayerischen Bodenmais herstellt, klingt derb - obwohl es sich dabei um eine Form des Heiligen Geistes handelt.

Warum der Heilige Geist in die Suppe pinkelt

Von Zülow ist Herrgottsschnitzer. Seit mehr als 60 Jahren fertigt er christlich-religiöse Stücke - unter anderem den sogenannten Suppenbrunzer, den Heiligen Geist in Form einer Taube, der in einer Glaskugel schwebt. Doch Moment mal: Suppenbrunzer? Da sind selbst viele Bayern perplex: ein Suppenpinkler?

Der Suppenbrunzer hing früher, so wird es erzählt, über dem Tisch. "Und wenn's dann Suppe gab und der Dampf nach oben stieg, musste man nur noch warten, bis schließlich der Suppenbrunzer brunzt", erzählt der Sohn, Sebastian von Zülow. Er ist ausgebildeter Kirchenmaler, verziert aber auch Schnitzereien seines Vaters.

Suppenbrunzer sind teure Sammlerstücke

Der heiße Dampf der Suppe kondensierte also an der kühlen Glaskugel und die Wassertropfen fielen herunter, zurück in den Topf - so erklärt sich der Name. Doch "der Suppenbrunzer oder generell auch diese Motive, diese alten Motive, die man früher in jedem Haus gefunden hat, sind am Verschwinden", sagt Sebastian von Zülow.

So eine Heilig-Geist-Kugel ist heute daher ein Sammlerstück und kann schonmal 300 bis 600 Euro kosten.

Tradition lebt im Bayerischen Wald fort

Auch sein Vater stellt eigentlich keine mehr her. Er ist 86 und hat sich nur zu Demonstrationszwecken für den Bayerischen Rundfunk nochmal in seine Werkstatt begeben. Sein Schwager führt aber das Handwerk fort. Und so stellte der Herrgottsschnitzer sicher, dass es den Suppenbrunzer im Bayerischen Wald noch eine Weile geben wird.

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