King Krule auf der Bühne
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King Krule auf der Bühne

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"Space Heavy ": Neues Album von King Krule

Benannt hat sich Archy Samuel Marshall nach "King Creole", einem Film von Elvis Presley. Daraus wurde dann King Krule. Die Pop-Geschichte ist dem eigenwilligen Briten also wichtig. Auf seinem neusten Album legt er allerdings eher das Jazz-Gewand an.

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

Mollakkorde, die klingen, als wären sie durch den Einsatz von Effektgeräten abgekühlt worden, darüber eine raue Stimme, die laut über das Scheitern einer Beziehung nachdenkt. Als würde jemand einen Brief schreiben, um sich klar zu werden was schief gelaufen ist. King Krule bewegt sich in einer Welt aus persönlichen Nöten und Ängsten, aus Krisen und notorischem Unmut.

King Krule geht eigene Wege

Ein bisserl düster klingt das, was er sich musikalisch ausmalt, lakonisch, schroff und manchmal wütend stößt da einer lyrische Beobachtungen hervor. Vorhersehbar sind diese Textmusik-Gebilde nicht, aber das macht die Lieder des 28-jährigen, der die "BRIT School", die Hochschule für Popmusik im Zorn verlassen hat, so unverwechselbar und sympathisch. King Krule will eigene Wege gehen, was Songwriting und Sonic fiction angeht. "Space Heavy", sein neues Studioalbum, ist voller Bekenntnisse zwischen Mitternacht und Morgen, umspült von Meeresrauschen und Möwengeschrei, Außenaufnahmen, die etwa den Song "Seaforth" umrahmen.

King Krule alias Archy Marshall kommt aus einer Künstlerfamilie: Die Mutter ist Schriftstellerin, der Vater macht Detroit Techno, Bruder Jack hat auch bereits drei Alben veröffentlicht. Archy, ein hochaufgeschossener Schlacks mit Sommersprossen und feuerroten Haaren, veröffentlichte seinen ersten Track mit 15. "Out Getting Ribs" hieß der Song, ein trotziges, versponnenes Stück typisch englischer Popmusik, "Zoo Kid "nannte sich Archy damals. Das Video wurde in den ersten zwei Wochen über 200.000 Mal geklickt, die New York Times applaudierte, und Autoren wie Ocean Wong outeten sich als Fan des lyrisch begabten Jungspunds.

King Krule holt den Jazz in den Pop

Fakejazz hieß in den 80er Jahren eine Richtung, die den Jazz wieder runter holte von der Selbstüberhöhung, von der Selbstbeweihräucherung. Derartiges versucht auch King Krule in den Songs des neues Albums, in denen immer wieder Jazzakorde auftauchen, gelegentlich tremoliert ein Saxophon, dazu gesellen sich wütende bis garstige Vocals. Es ist eine merkwürdige, nordische Welt, die sich im Lauf des Albums entfaltet, aber sie tönt anders, unversöhnlicher als die Naturlyrik, wie wir sie etwa vom skandinavischen Jazz kennen.

Natürlich fordert dieser Hörfilm, den King Krule in Songs und kurzen Instrumentals entwirft, ganz schön. Die Songs über seine Tochter und die selbstgemachte Umweltkatastrophe haben Haken und Ösen, Ecken und Kanten, die nicht beschönigt oder abgeschliffen werden, es wird auch nicht mehr gereimt, sondern es werden freie Verse gesungen. Trotzdem ist es reizvoll einzutauchen in Songs wie "Hamburgerphobia", in die Beschreibung privater Katastrophen, die dann auch noch in aller Öffentlichkeit stattfinden, die Freundin, die den Sänger aus dem Auto schmeißt, ab in den Regen, weil er sich mal wieder daneben benommen hat.

Lebensgefühl der Generation Z

Jede Generation muss ein eigenes Gefühl für Verlorenheit und Exzentrik entwickeln. King Krule skizziert diese Lebensgefühle auf seinem neuen, wunderbaren Studioalbum mit scheinbar schnellen Strichen.

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