Eine Frau trinkt Starkbier aus einem Horn.
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2019 hatte der Hofer Schlappentag zuletzt in seiner traditionellen Form stattgefunden. Nach dreijähriger Zwangspause wird 2023 wieder gefeiert.

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Schlappentag: Erster echter Hofer Feiertag seit 2019

Der traditionelle Hofer Schlappentag findet zum ersten Mal seit 2019 wieder in gewohnter Form statt. Nach einer dreijährigen Zwangspause wegen der Corona-Pandemie wird wieder gefeiert: mit Starkbier, Festumzug und allem, was dazugehört.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Zum ersten Mal nach dreijähriger Corona-Zwangspause ist in Hof der Schlappentag wieder traditionell mit einem großen Festumzug gefeiert worden. Der Schlappentag findet bereits zum 591. Mal statt und wurde als eines der ältesten Schützen- und Handwerkerfeste Deutschlands in die Liste des immateriellen Kulturerben aufgenommen. Aufgrund den Folgen der Corona-Pandemie hatte in den Jahren 2020 bis 2022 kein gewöhnlicher Schlappentag stattgefunden. Im Vorjahr ersetzte beispielsweise eine "Schlappenzeit" die traditionelle Feier.

Hofer Schlappentag: Rathauschefing ist Schlappenkönigin

"Das unterstreicht den hohen Stellenwert unseres Nationalfeiertags", freut sich Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) im BR-Gespräch. Seit heute früh um 5.00 Uhr schallt der Weckruf durch die Stadt, damit alle pünktlich um 9.00 Uhr zum Empfang vor dem Rathaus sind. Von hier aus startete der große Festumzug mit Handwerkern und Schützen. "Für dieses Fest an einem ganz normalen Werktag nehmen sich viele Menschen extra einen Tag Urlaub", sagt Schützenmeister Lars Neumann von der Privilegierten Scheibenschützengesellschaft von 1432, die das Fest organisiert.

Diesen Umzug führte die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla an, da sie sich beim Schießwettbewerb zum Schlappentag mit einem Teiler von 63,6 gegen Schützen und Handwerker durchsetzen konnte. Die Rathausschefin wurde am Vormittag als Schlappenkönigin proklamiert und durfte somit den Festzug anführen.

Starkbier mit 16,5 Prozent Stammwürze

Ziel des Umzugs war der Festplatz rund um das historische Schießhäuschen am Rande der Innenstadt. Dort wurde das erste Fass Schlappenbier angestochen. Dieses Starkbier mit 16,5 Prozent Stammwürze darf immer erst am Schlappentag ausgeschenkt werden. Die Brauerei liefert das Bier konsequent erst ab 4.00 Uhr morgens an die Gaststätten und Getränkemärkte in der Region Hof aus. "Es schmeckt nach Heimat", berichtet ein Hofer nach dem ersten Schluck. Viele heben sich einige Flaschen des begehrten Biers für den Rest des Jahres auf.

Leute in historischen Kostümen ziehen durch die Stadt.
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Nach einer dreijährigen Zwangspause wegen der Corona-Pandemie wird er Schlappentag in Hof wieder gefeiert - auch mit einem Umzug.

Festumzug kürzer: Weniger Handwerker nehmen sich frei

Der Festumzug zum 591. Schlappentag war etwas kürzer als sonst. Zwar sind wieder viele Schützenvereine aus der Region und Gäste aus den Partnerstädten in Frankreich, Tschechien und Österreich angereist, aber von den Handwerkern liefen nur große Abordnungen der Kaminkehrer- sowie der Zimmerer- und Dachdecker-Innung mit. Kreishandwerksmeister Marco Kemnitzer bedauert dies – zeigte aber auch Verständnis für seine Kollegen. Vom Handwerk werde erwartet, die Energiewende umzusetzen, da könnten sich viele Betrieben einen freien Tag kaum leisten. Außerdem hätten häufig auch Kunden kein Verständnis, dass die Handwerker an einem Werktag das traditionsreiche Fest feiern.

Als Vorbild könnte die Stadt Hof fungieren – die Auszubildenden aus den verschiedenen Bereichen der Stadtverwaltung sind heute beim Schlappentags-Umzug mitgelaufen.

Handwerker rannten in Holzschlappen in Schießhäuschen

Der Schlappentag findet traditionell am ersten Montag nach Pfingsten statt. Das Fest geht auf den Überfall der Hussiten im Jahr 1430 zurück. Für den Wiederaufbau der zerstörten Stadt gewährte der damalige Landesherr, der Markgraf von Brandenburg, den Hofern zehn Jahre Steuerfreiheit. Im Gegenzug mussten sie eine Bürgerwehr zur Stadtverteidigung aufbauen. Allerdings nahmen die Handwerker die Pflicht für die Schießübungen nicht so ernst und rannten erst am letztmöglichen Tag, dem ersten Montag nach Pfingsten, zum Schießhäuschen – und zwar in ihren Holzschlappen.

Auch in anderen Städte in Bayern und Deutschland gibt es Feste mit einem Bezug zu den Hussitenüberfällen – zum Beispiel die Burgfestspiele in der oberpfälzische Stadt Neunburg vorm Wald im Juli oder das Kirschenfest in Naumburg in Sachsen-Anhalt.

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Der Festumzug zum Schlappentag in Hof war 2023 etwas kürzer als sonst.

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