Paul Maar im blauen Hemd an seinem Schreibtisch
Bildrechte: Daniel Vogl

Der Kinderbuchautor Paul Maar kurz vor seinem 85. Geburtstag in Bamberg

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Paul Maar schreibt Kinderbuch - Enkel illustriert es

Das "Sams", "Lippels Traum" und "Herr Bello" haben den fränkischen Kinderbuchautor Paul Maar berühmt gemacht. Jetzt hat er ein Märchen geschrieben: "Die Tochter der Zauberin". Illustriert hat das Buch sein eigener Enkel, der Filmemacher Hannes Maar.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Lange Schlangen an der Supermarktkasse, verschwundene Schulhefte oder nur noch eine Socke da. Endlich weiß man, woran das liegt: Magie. Frau Schmitt ist dafür verantwortlich, eine böse Zauberin, die mit Vorliebe schlimme Dinge zaubert. Und die von ihrer Tochter mit dem Namen Malefizia gleiches verlangt. Dumm nur: die Tochter, Hauptfigur im neuen Buch von Paul Maar, will viel lieber gut sein. Und nennt sich, zum Ärger der Mutter, auch nicht Malefizia, sondern Fizzi.

Irgendwann reicht es Frau Schmitt, aus pädagogischem Eifer wird die renitente Tochter in die Zwischenwelt gezaubert. Mit ihr Fizzis Vater, in Form eines sprechenden Koffers. Auch eine Strafe: Er hat seine Frau eine Hexe genannt. "Der ist ein bisschen lästig, weil der ein bisschen plappert und auch in gefährlichen Gegenden, wo man sehr leise sein muss und quasi auf Zehenspitzen durch dieses gefährliche Gebiet gehen muss, kann er einfach den Mund nicht halten", erzählt Paul Maar.

Ein Buch illustrieren heißt, es einzukleiden

Außerdem spricht der Koffer beständig in Reimen - ein Mittel, das Paul Maar immer gern verwendet. Und keine Frage: In der Zwischenwelt machen Fizzi und ihr Koffervater-Vaterkoffer eine Reihe skurriler Begegnungen: mit Füchsen und fiesen Trollen, ebenso mit fantastischen Tieren wie Laubschlangen, Sägenagern oder Mombatussen.

Hannes Maar, Paul Maars Enkel, hat das Märchen "Die Tochter der Zauberin" illustriert. Er lebt in Berlin, ist Filmemacher und hat eine alte Faszination wiederentdeckt: das Zeichnen. "Ich finde, ganz profan, macht es erst einmal sehr viel Spaß. Ich glaube, Aljoscha Blau, auch ein ganz toller Illustrator, hat einmal gesagt, es ist Aufgabe eines Illustrators, ein Buch einzukleiden. Das fand ich einen sehr schönen Satz."

Wie sieht ein Sägenager aus?

Das Kleid für das Märchen von Paul Maar kommt dezent daher: Hannes Maar zeichnet mit schwarzem Strich, dazu graue Flächen. Hier Vignetten, dort halbseitige Illustrationen, dort wieder nur ein kleiner Akzent, ein vierblättriges Kleeblatt oder eine gelb gestreifte Mücke mit Flügeln, so lang wie ein Teelöffel, über dem Text schwirrend.

Paul Maars Geschichte ist voller Augenzwinkern und Leichtigkeit. In den Bildern von Hannes Maar setzt sich das fort. Gerade die Zwischenwelt-Passagen mochte er sehr, erzählt er: "Das ging sehr leicht. Und das war auch der Teil, der am meisten Spaß gemacht hat, die anderen Sachen natürlich auch. Aber gerade den Sägenager, die Laubschlange oder die Mombatusse oder den Sägenager sich auszudenken, wie die aussehen könnten - und da dann auch Entwürfe für zu machen, das war mein Lieblingsteil auch."

Tipps vom Großvater

Die Bilderwelten von und für Paul Maar wären ein Thema für sich. Er hat lange die eigenen Geschichten selbst illustriert, ebenso gab und gibt es immer wieder Kooperationen mit verschiedenen Künstlern. Die Zusammenarbeit mit Hannes Maar dürfte eine besondere sein - für beide. Für den Enkel, der auch mit den Büchern des Großvaters aufwuchs, ist es der erste große Illustrationsauftrag.

"Es gibt ein altes Foto von uns beiden, wo wir zusammen an seinem am Schreibtisch sitzen, am Zinkenwörth, in seiner Wohnung, und ich bei ihm auf dem Schoß sitze, und wir zusammen zeichnen", erzählt der Enkel. "Und ich kann mich auch noch an ein Bild erinnern, was in Birkenfeld, das ist das Ferienhaus meiner Großeltern, hängt - wo ich Tiere gezeichnet habe und wir dann eine Art Wettbewerb gemacht haben: Welches Tier ist am besten verkleidet. Und er hat Medaillen hingemalt. Und jetzt, als ich wieder angefangen habe und auch in letzter Zeit. Es kommt schon immer mal wieder vor, dass ich ihn frage, wie er etwas macht und er mit Tipps gibt."

Fantastische Wesen und ein plappernder Koffer

Zurück zur Geschichte. Die große Frage ist: Wie kommt man aus dieser Zwischenwelt, mit ihren Wäldern, wieder in die Realität? Fizzi steht im Grunde vor der gleichen Herausforderung wie einige berühmte Figuren der Kinder- und Jugendliteratur, wie Alice von Lewis Caroll oder wie Dorothy aus Lyman Frank Baums "Der Zauberer von Oz". Paul Maar spielt auch - ganz nebenbei - mit diesen klassischen Erzählungen. Er lässt Fizzi entdecken, dass sie selbst etwas bewirken kann. Eine magische Schildkröte soll ihr helfen: "Gleichzeitig merkt Fizzi, dass sie eine magische Zauberkraft hat, die sie in sich noch nicht zugelassen hat. Aber nun ist sie so selbstbewusst, dass sie mithilfe der magischen Schildkröte ihre Mutter, quasi zu Strafe dafür, dass der Vater in einen Koffer verzaubert wurde …".

Ja, was? Die Pointe sei hier flugs weggezaubert. Nur so viel: wieder einmal zeigt sich Paul Maars Liebe für Nonsens und Dada. Ganz nebenbei erzählt er - erneut - die Geschichte einer Ermutigung. So bedrückend manche Situation sein kann, irgendwann kommt der Augenblick, an dem sich die Dinge in ihr Gegenteil verkehren können. Dann dürfen wir auch das - herzlich lachen.

Paul Maar: "Die Tochter der Zauberin", illustriert von Hannes Maar, ist erschienen im Oetinger-Verlag. Im März sind Paul und Hannes Maar zu Gast bei der Münchner Bücherschau Junior.

Dieser Artikel ist erstmals am 04.02.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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