Bühnenbild des neuen Zauberflöten-Musicals mit Zauberer Sarastro und den beiden Hauptfiguren Papageno und Tamino.
Bildrechte: BR/Katharina Reichart

Zauberer Sarastro erlegt Papageno und Tamino schwere Prüfungen auf.

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Oper neu interpretiert: Mozarts "Zauberflöte" als Musical

Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart ist inzwischen gut 300 Jahre alt. Eine Oper, die fast jeder kennt. Im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen gibt es die Zauberflöte jetzt als Musical zu sehen. Was ein Mozart-Experte dazu sagt.

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Wie im Original bekommt Prinz Tamino auch im Musical drei Prüfungen von Zauberer Sarastro auferlegt: Wenn er sich und seine Liebe retten will, darf er nicht mit seiner Angebeteten Pamina sprechen. Außerdem muss er Feuer- und Wasserprüfungen bestehen. Begleitet wird Tamino auf seiner Mission von Vogelfänger Papageno und einem magischen Instrument.

Zauberflöte – der wohl erfolgreichste Stoff fürs Musiktheater

Benjamin Sahler, Regisseur und künstlerischer Leiter am Festspielhaus, hatte die Idee für das Zauberflöten-Musical, das in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Theater München entstanden ist. Während dieser allgemein düsteren Zeit sei er auf der Suche nach einem Stoff gewesen, der auch eine leichte Seite, aber trotzdem ein ernsthaftes Anliegen habe. "Und das war dann so, dass ich so auf das Thema der Zauberflöte kam, weil es ist märchenhaft, es ist Fantasy und es ist wahrscheinlich der erfolgreichste Stoff, der fürs Musiktheater entwickelt wurde", erklärt Sahler im BR-Interview.

Handlung für Musical in die heutige Zeit übertragen

Und so basiert die Handlung des Musicals zwar auf dem Originalwerk von Mozart. Sahler hat sie aber in die heutige Zeit übertragen. Darin hinterfragt er auch Teile des Originals, wie die Rolle des schwarzen Sklaven Monostatos zum Beispiel oder die patriarchalisch dargestellte Welt Sarastros.

Musik komplett neu komponiert

Außerdem sollte Frank Nimsgern ganz neue Musik schreiben. Der bekannte Komponist zögert aber erst einmal als der Auftrag aus Füssen kommt: "Ich habe drei Monate gebraucht, bis ich überhaupt zugesagt habe. Man kann Mozart nicht verbessern, soll man auch gar nicht." Aber man könne die Geschichte nehmen und im Geiste von Mozart etwas Neues kreieren, davon ist Nimsgern inzwischen überzeugt und nimmt "die größte Herausforderung" seiner bisherigen Karriere schließlich an.

Schillernde Kostüme und spektakuläre Choreographien

Jedem im Stück auftretenden Charakter verleiht er eine eigene Klangfarbe und Klangwelt. Es tauchen rockige Passagen genauso auf wie gefühlvolle Balladen und Pop- und Latin-Sounds. Die Texte dazu stammen von Aino Laos. Die Darsteller bringen die Geschichte über Liebe, Mut und Freundschaft in schillernden Kostümen und mit spektakulären Choreografien auf die Bühne. In wenige Passagen zitieren die Musical-Macher Mozart - zum Beispiel bei der weltbekannten Arie der Königin der Nacht. So ist sie ist für den Zuhörer trotz harter Rhythmen unverkennbar.

Musicalstar als "Orakel"

Die Rolle von Musical-Star Anna Maria Kaufmann wurde ganz neu hinzugefügt: Als Orakel führt sie die Zuschauer und Zuschauerinnen durch die Geschichte der "Zauberflöte". Anfangs war auch Kaufmann skeptisch, ob der Transfer von der Oper zum Musical klappt. "Ich dachte, die Zauberflöte ist heilig, mittlerweile finde ich das sehr gelungen." Das Musical sei für die Massen und eher weniger für die ganz strengen Operngänger, sagt Kaufmann und hofft, dass das meist jüngere Musical-Publikum auf dem Weg auch einen Zugang zum Originalwerk und zur Oper findet.

Kritik vom Mozart-Experten

Diesen Gedanken teilt auch Simon Pickel, Leiter des Mozartbüros der Stadt Augsburg. Er finde es auch grundsätzlich schön, wenn man sich für Mozart interessiere und ist sich sicher, dass Mozart nichts gegen Musicals und die Weiterentwicklung seiner Kompositionen gehabt hätte. Für ihn stelle sich allerdings grundsätzlich die Frage, welchen eigenen Mehrwert das Musical habe. "Die Zauberflöte steht für sich allein und ist für mich eigentlich das Stück von Mozart, zu dem jeder einen Zugang finden kann. Es sind so viele Ohrwürmer drin, die jeder vor sich hinpfeifen und singen kann. Ob man da noch was Neues dazu machen möchte, da frage ich mich schon warum", sagt er auf BR-Nachfrage. Die Oper sei schon sehr populär. Werde Mozarts Zauberflöte aufgeführt, gebe es zum Beispiel unzählige Schulvorstellungen, über die jüngere Menschen einen Zugang zu Mozart finden könnten. Er hätte sich gewünscht, die Musical-Macher hätten etwas ganz Eigenes kreiert.

Previews ab Gründonnerstag

Den Mozart-Experten aus Augsburg müssen die Musical-Macher also erst noch überzeugen. Dazu haben sie ab heute, Gründonnerstagabend, Gelegenheit. Ab dann ist die "Zauberflöte – Das Musical" als Vorpremiere im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen zu sehen. Die Reaktionen des Publikums will das Team um Benjamin Sahler in das endgültige Werk einarbeiten und diesem so seinen Feinschliff zu verleihen. Die Uraufführung findet dann am 11. April im Deutschen Theater in München statt.

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