Für Museumsdirektorin Marion Bornscheuer geht ein langer Traum in Erfüllung. Im Museum Moderner Kunst (MMK) in Passau beginnt am Samstag die Ausstellung "Alberto Giacometti - Highlights aus der Sammlung Klewan". Bis Ende Juli sind in sechs Räumen 100 Werke des Künstlers zu sehen.
Giacometti, ein Jahrhundertkünstler
Alberto Giacometti lebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Museumsdirektorin sagt, er sei ein Jahrhundertkünstler gewesen: "Als Maler, Plastiker, als Grafiker - er ist sehr umfassend. Er hat es schon als ganz junger Künstler geschafft, einen unverwechselbaren, eigenen Stil zu entwickeln, der sich nicht kategorisieren lässt und einen immer wieder vom Sockel haut."
Details nur aus der Nähe erkennbar
Die 100 Werke, die in Passau zu sehen sind, stammen aus dem Bestand des österreichischen Kunstsammlers Helmut Klewan (*1943). Museumschefin Bornscheuer hat sie in sechs Räume, beziehungsweise Themenfelder gegliedert. Natürlich mit dabei: "Nu debout" (Stehender Akt), das bekannteste Motiv des Schweizer Künstlers. Bornscheuer sagt: "Es ist unglaublich beeindruckend, dass man aus der Ferne nur einen Stab aufragen sieht. Und wenn man näherkommt, kann man physiognomische Details der Frauenstatue erkennen."
Ähnlich dürfte es dem Besucher bei anderen Miniskulpturen gehen. Die Museumschefin zeigt auf eine nur wenige Millimeter große Büste in einer Vitrine: "Wenn Sie sich die von der Seite anschauen, sehen Sie trotzdem ein Profil. Tolle Arbeiten, die er in seinem Pariser Atelier vergraben hat, als der Krieg ausgebrochen ist. Später hat er sie wieder ausgegraben."
Wahnsinnsausstrahlung, künstlerisch besessen
Alberto Giacometti war schon zu Lebzeiten ein Star in der Kunstszene - gefeiert und verehrt. Zeitgenossen berichten von seiner "Wahnsinnsausstrahlung", Modellsitzende oder -stehende von jemandem, der viel Geduld verlangt hat. Ehefrau Annette hat wohl sehr unter der künstlerischen Besessenheit Giacomettis gelitten. "Weil man natürlich mit so einem Jahrhundertkünstler kaum eine normale Ehe führen kann", ist Bornschauer überzeugt.
Zur Sicherheit: Alarmanlage und Luftentfeuchter
Die Werkschau im MMK schließt mit sechs Gemälden des 1966 verstorbenen Künstlers: monochrome, kräftige Bilder, die stilistisch schwer zuzuordnen sind - und die geschützt werden müssen. Nicht nur über eine eigens installierte Alarmeinrichtung, sondern auch mit einer gedämpften Lichtanlage und Luftentfeuchtern. Für MMK-Direktorin Marion Bornschauer ein kleiner Schönheitsfehler der Ausstellung: "Die Geräte stören mich optisch schon extrem. Aber der Kunst zuliebe müssen wir sie reinstellen."
Die Ausstellung "Alberto Ciacometti - Highlights aus der Sammlung Klewan" ist bis 30. Juli in Passau zu sehen.
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