Zeichentrickserie mit bunten Ponys
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"My little Pony" Zeichentrickserie

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LGBTQ-Verbot in Russland: "My Little Pony" ist jetzt ab 18

Ein Einhorn und seine Freunde sorgen für Furore. Die bunte Kinderserie "My little Pony" wird in Russland als Bedrohung empfunden und wurde nun von "Kinopoisk", dem größten Streaming-Dienst des Landes, nur noch für Erwachsene freigegeben.

Im Zauberland "Equestria" dreht sich alles um die Magie der Freundschaft. Spielzeugponys der Reihe "Mein kleines Pony" des Herstellers Hasbro spielen in der Stadt "Ponyville" um die Wette. Erdponys kümmern sich um die Tier- und Pflanzenwelt, Pegasusponys fliegen auf Wolken und manipulieren das Wetter und Einhornponys können mithilfe ihrer Hörner Magie anwenden. Um sie herum, eine bunte Welt mit Eseln, Kühen und Fabelwesen.

Kinderfilm in Russland nur noch für Erwachsene freigegeben

So bunt, so gut – doch nun gibt es die Zeichentrickserie, die hierzulande von Vorschulkindern gesehen wird, in Russland nur noch für Erwachsene zu sehen. Obgleich kein offizieller Grund für die Änderung der Altersbeschränkung gegeben wurde, geht dieser Schritt auf die queerfeindliche Bewegung im Land zurück. In der letzten Staffel traten 2019 erstmals "Holiday" und "Lofty", die beiden Tanten der Figur "Scoootaloo", als Paar auf. Außerdem geriet das Pony "Rainbow Dash", das zwar nicht ausdrücklich als queer dargestellt wird, allein durch seine Regenbogenmähne und seinen Regenbogenschweif in Kritik.

Einhorn-Extremismus?

Die Entscheidung des Streaminganbieters fiel wenige Wochen, nachdem der Oberste Gerichtshof von Russland ein Verbot der "internationalen LGBTQ+-Bewegung" aufgrund von "Extremismus" erließ. Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass jene Bewegung zu "sozialem und religiösem Unfrieden" führen würde, und trat am 30. November in Kraft.

Ein weiterer Schlag gegen die Rechte von Lesben, Schwulen und Transpersonen in Russland. Das Verbot der Queeren-Bewegung führte bereits zu Razzien in queeren Clubs und großer Unsicherheit der Community in der Öffentlichkeit.

Strafe für TV-Sender bei Verstößen

Seit der Aktivismus der queeren Bewegung für illegal erklärt wurde, scheint dem Streaminganbieter nun wohl auch das bunte Treiben der Zeichentrick-Ponys zu gefährlich, da positive Äußerungen über die LGBTQ+ -Gemeinschaft im Lande strengstens untersagt sind. TV-Sender und Streamingportale werden bestraft, wenn sie sichtbar queere Menschen zeigen. Und auch wenn es sich bei der Kinderserie lediglich um Ponys handelt, ist das offenbar zu bunt und gefährlich in diesen Zeiten.

Erst vor kurzen erhielt der Musikkanal "AIVA" eine Strafzahlung von 500.000 Rubel (etwa 5.000 Euro), weil er ein Video mit dem russischen ESC-Sieger Sergei Lasarew zeigte, in dem angeblich gleichgeschlechtliche Paare Hände halten.

Die neue Gesetzgebung und Diskriminierung der LGBTQ+-Community in Russland führte weltweit zu großer Empörung. Internationale Menschenrechtsorganisationen wie "Human Rights Watch" und die UN-Menschenrechtskommission äußerten sich kritisch und erklärten, die Entscheidung bedrohe alle Formen des Aktivismus für LGBTQ+-Rechte. Dass "My Little Pony" in Russland nun nicht mehr "jugendfrei" sei, sorgte auch in sozialen Medien für Aufruhr. Wenn es nun schon Zeichentrick-Ponys mit Regenbogenschweif, die sich für Freundschaft und Magie einsetzen, an den Kragen geht, wird es in der russischen Öffentlichkeit wohl immer weniger bunt zu gehen.

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