Lene Grösch
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Neue Direktorin in Nürnberg: Lene Grösch

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Lene Grösch wird Schauspieldirektorin am Staatstheater Nürnberg

Die Dramaturgin Lene Grösch wird neue Schauspieldirektorin am Staatstheater Nürnberg. Grösch hat ein Faible für Gegenwartstheater – und gesellschaftliche Utopien.

Über dieses Thema berichtet: Kulturleben am .

Nürnberg bekommt erstmals eine Schauspieldirektorin. Und: auf einen Regisseur folgt eine Dramaturgin. Jan Philipp Gloger ist ein regieführender Schauspieldirektor, der Ästhetik und Anspruch seines Theaters auch mit eigenen Inszenierungen prägt.

Als Schauspieldirektorin, die nicht selbst Regie führt, wird Lene Grösch sich stattdessen noch stärker auf die Rolle der Ermöglicherin konzentrieren, wie sie es auch selbst bei ihrer Vorstellung formuliert hat: "Ich glaube, die größte Herausforderung ist es, bestmögliche Bedingungen zu schaffen und Menschen zusammenzubringen, die sich künstlerisch begegnen und Außergewöhnliches schaffen."

Mit Humor durch die Krisen

Außerdem folgt auf einen Schauspieldirektor mit ausgeprägtem Klassiker-Faible eine Schauspieldirektorin mit ausgeprägtem Spürsinn für Gegenwartstheater. An ihrer aktuellen Wirkungsstätte, dem Theater Heidelberg, verantwortet Grösch auch eines der wichtigsten deutschsprachigen Festivals für zeitgenössische Dramatik, den "Heidelberger Stückemarkt".

Wieso ihr Stücke, die im heute fürs heute geschrieben werden, besonders am Herzen liegen, hat sie in einem Interview mit dem Deutschlandfunk folgendermaßen beschrieben: "Ich glaube, dass Gegenwartsdramatik von den Themen lebt. Das Publikum muss das Gefühl haben, dass es um das eigene Leben geht. Ich finde auch, dass Humor ein Mittel ist, mit den großen Krisen umzugehen."

Theater als Ort der Gegenentwürfe

Grösch versteht das Theater also als Ort, der den Ernst der Gegenwart nicht verkennt, aber sich nicht davon unterkriegen lässt, sondern mitunter auch mit Gegenentwürfen, vielleicht sogar Utopien aufwartet. Mit ihr bekomme Nürnberg eine innovativ denkende Theaterpersönlichkeit, freut sich Intendant Jens-Daniel Herzog. "Grösch hat sowohl viel Erfahrung als auch das Potenzial, in Zukunft eine herausgehobene Rolle im deutschen Kulturbetrieb zu spielen."

Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner pries Grösch in einer Videobotschaft auf der Pressekonferenz als zupackende Theaterfrau, habe sie doch in Heidelberg auch ein iberoamerikanisches Festival mit dem Titel "Adelante!" geleitet, dessen spanischer Titel so viel wie "vorwärts!" oder "packen wir’s an!" bedeutet.

Das heißt aber auch, dass Grösch international gut vernetzt ist. Ihre Kontakte will sie in Nürnberg weiter pflegen. "Ich glaube, dieser internationale Aspekt ist in meiner Arbeit nicht mehr wegzudenken. Wenn man einmal diese internationale Erfahrung gemacht hat, will man sie gar nicht mehr missen – weil man auch anders auf diese besondere deutsche Theaterlandschaft schaut, wenn man merkt, unter welchen Bedingungen Theater in anderen Ländern stattfinden muss", betont sie.

Internationale Zusammenarbeit auf der einen Seite – regionale Vernetzung auf der anderen. In einer stark migrantisch geprägten Stadt wie Nürnberg will Grösch auch Projekte mit verschiedenen Communitys der Stadtgesellschaft anstoßen: "Für mich ist es wichtig, dass wir uns fragen: Wo machen wir Theater? Für wen und mit wem? Es ist für beide Seiten gewinnbringend, wenn wir auf unterschiedliche Weisen zusammenarbeiten und so gemeinsam dafür sorgen, dass so ein Theater ein wichtiger identitätsstiftender Faktor in einer Stadtgesellschaft sein kann."

Geborene Nürnbergerin

Was ihre eigene Identität als Theaterfrau angeht, so spielt Nürnberg eine prägende Rolle in Gröschs Leben. Als Dramaturgin war sie in Bayern bisher nur am Theater Ingolstadt engagiert, von 2009 bis 2012, aber in Nürnberg wurde sie geboren, hat als Schülerin erste Erfahrungen als Zuschauerin gemacht, im Jugendspielclub des Theaters mitgespielt und später sogar hospitiert. 20 Jahre ist das her.

Aber am Morgen vor der Pressekonferenz hatte Grösch auch auf der Ensemble-Versammlung gesprochen und war dort bekannten Gesichtern begegnet: "Das ist total schön und natürlich habe ich unglaublich viele Theatererinnerungen – und die sind sehr oft sehr positiv besetzt." Insofern: willkommen zurück, Lene Grösch.

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