Kunstkioske in München
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10 Kioske werden Künstlern übernommen, umgestaltet und neu belebt.

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Kunstkioske in München: Leerstand als Leinwand

In zehn Münchner U-Bahnhöfen erwachen verlassene Kioske und werden zu Kunstorten, die für Irritation und Überraschung sorgen sollen. Da, wo früher Brötchen und Getränke über die Theke gingen, erklingt jetzt Musik oder blüht eine Blumeninstallation.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Regina Baierl steht in ihrem Kunstkiosk im Sperrengeschoss des U-Bahnhofs. Und als die Rollläden oben sind, schauen auch schon die ersten Passanten im Vorbeigehen in den jetzt erleuchteten Innenraum hinein. Darin zwei aufgespannte, knatschorange Sonnenschirme, ein Stuhl mit Badetuch, an der Wand ein großes, vergilbtes Dia. Darauf eine Dame im Blech-Pool mit Badehaube und aufblasbarem Wassertier aus einem privaten Dia-Konvolut: "Diese Serie kam mir dann in den Sinn, weil hier am Michaelibad das Freibad natürlich im Hinterkopf ist. Mir war sofort diese Dia-Serie wieder im Gedächtnis mit diesem herrlichen türkisfarbenen Wasser. Das Bild ist von 1971, das habe ich vom Dia abfotografiert und transformiert."

Regina Baierl ist nicht die einzige, die einen leeren Kiosk kurzzeitig bezogen hat: Zehn leerstehende Kioske in Münchens U-Bahngeschossen werden zu Orten der Kunst.

Kunst als Reaktion auf den Leerstand

Zehn Installationen, unter anderem an den Haltestellen Brudermühlstraße, Messestadt Ost, Quiddestraße oder der Schwanthalerhöhe. Im Grunde jeweils ein Unort mitten in der urbanen Nahverkehrsstruktur. Die Installationen sollen vor allem den Überraschungseffekt ausstellen. Mitinitiator Christian Landspersky von der "Platform München" erklärt: "Das Projekt Kunst-Kioske möchte auf den Leerstand der Kioske im Münchner U-Bahn-Bereich reagieren. Es ist eine langjährige Forderung, dass diese Räume genutzt werden. Ist natürlich nicht nur ein Problem der leerstehenden Kioske, sondern des Leerstands in München allgemein. Das referiert natürlich auch auf die allgemeine Immobilien Situation in München. Es bedarf neuer mutiger Konzepte, diese Orte zu nutzen."

Am Josephsplatz hat Martin Schmidt gleich den ganzen Kiosk mit weißen Lilien ausgefüllt, ein Blumenmeer, das seinen intensiven Geruch aus dem geschlossenen Raum hinein in das muffige Zwischengeschoss verströmt. Ein Geruch, der sich mit dem Verblühen verändern wird. Denn das Verwelken ist Teil der Arbeit. Die weißen Lilien könnten eben auch als gewaltiges Trauergebinde für die Institution "Kiosk" erlebt werden. Ganze 31 von ihnen stehen in München zurzeit leer.

Künstler: "Irritation" auf dem Weg zur Arbeit

Einer ist jetzt innen golden beleuchtet. Von außen steht oben über dem Schaltertresen "Asyl" und "Visa". Dazwischen "Embassy of Arcadia". Ein Einlass ins arkadische Paradies sozusagen. Eine Installation von Peter Kees. "Ich liebe den öffentlichen Raum als Ort der Kunst. Ich liebe Irritationen. Wenn Sie durch so einen U-Bahnhof gehen und da ist dann plötzlich ein Schild, hier gibt es Asyl und Visa. Gerade in unserer heutigen Zeit. Diese Dinge müssen thematisiert werden. Ich versuche, Ausrufezeichen oder Fragezeichen in die Welt zu setzen", sagt der Künstler.

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