Die Journalistin und Podcast-Gastgeberin Aminata Belli schaut in die Kamera
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Aminata Belli bei der Aufnahme von ICONIC

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"ICONIC": Neuer BR-Modepodcast mit Aminata Belli

Im neuen Modepodcast "ICONIC" spricht Host Aminata Belli über Kleidungsstücke, die (fast) alle im Kleiderschrank haben. Darunter auch das schlichte weiße T-Shirt – das eine schillernde Geschichte hat.

Über dieses Thema berichtet: Kulturleben am .

Wir tragen sie direkt an unserem Körper, wissen aber erstaunlich wenig über sie: unsere Kleidung. Das will der neue Podcast "ICONIC" ändern, durch den die Modejournalistin Aminata Belli führt. Es geht dabei nicht um haute couture, sondern um Objekte, die (fast) alle im Kleiderschrank haben: etwa um Trainingsanzüge (und deren bayerische Geschichte) oder um Dr. Martens.

Simpel nur auf den ersten Blick

In der Auftaktfolge dreht sich alles um das weiße T-Shirt, das simpelste Kleidungsstück überhaupt. Oder vielleicht auch nur das vermeintlich simpelste? Das Internet ist voll mit Menschen, die ihre Jagd nach dem perfekten weißen T-Shirt dokumentieren. Auch der T-Shirt-Ultra-Fan und Stylist Kirill Saratovskiy hat genaue Vorstellungen, der Stoff muss fest sein, die Länge muss passen. Aber dann: "Weißes T-Shirt geht einfach immer. Man fühlt sich einfach wohl, ohne großartig aufgestylt zu sein." Bis das Kleine Weiße zu diesem lässigen Wohlfühl-Kleidungsstück wurde, wie wir es heute kennen, war es allerdings ein langer Weg.

Erst ein Unterhemd fürs Militär

"Das T-Shirt, so wie wir es kennen, beginnt gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Und es hat militärischen Ursprung", sagt Karl Borromäus Murr, Leiter des Textilmuseums Augsburg. Dort läuft aktuell die Ausstellung "COOLNESS. Inszenierung von Mode im 20. Jahrhundert", in der es auch um das T-Shirt geht. Das wurde zunächst in der US-amerikanischen Navy getragen – als Unterhemd unter der Uniform. "Es wärmt den Matrosen, es schützt ihn, es nimmt den Schweiß auf", sagt Murr. "Und man kann die Kleidung darüber ausziehen, wenn es sehr schweißtreibende Arbeiten gibt. Also es hat zunächst einen sehr stark funktionalen Sinn."

Parallel zum Militär wird das T-Shirt als Unterhemd auch in der amerikanischen Zivilbevölkerung immer populärer. An den US-Unis wird es Teil der Sportuniform der Studierenden. Und weil die baumwollenen Shirts so bequem sind, beginnen die College-Kids vereinzelt schon, die T-Shirts auch ohne was darüber zu tragen – eine Provokation: "Das T-Shirt offen zu tragen, bedeutet eine Tabuverletzung, weil man etwas Intimes öffentlich zeigt. Und diese Provokation, die war bis in die Nachkriegszeit, bis in die 1950er Jahre hinein spürbar."

Marlon Brando und James Dean

Das T-Shirt schleicht sich mehr und mehr in die Oberbekleidung der Menschen ein – wohlgemerkt erstmal in die der Männer. Frauen beginnen erst Ende der 1960er, Anfang der 1970er, T-Shirts zu tragen. Erstmal ist es der Zweite Weltkrieg, der dafür sorgt, dass immer mehr Bilder von Soldaten in T-Shirts durch die Medien gehen. Das T-Shirt transportiert etwas Viriles, Rebellisches, das viele nach dem Krieg in ihr ziviles Leben mitnehmen. Den Rest erledigt Hollywood.

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Viril und rebellisch, zweifellos: Der 24-jährige James Dean im Jahr 1955 bei den Dreharbeiten zu "...denn sie wissen nicht, was sie tun".

Marlon Brando ist der erste, der das weiße T-Shirt prominent im Kino trägt, im Film "Endstation Sehnsucht". Und dann natürlich James Dean, 1955, im Film "…denn sie wissen nicht, was sie tun", in dem er den Teenager Jim Stark spielt. Seine Kleidung erzählt die Geschichte mit, erklärt Historiker Karl Borromäus Murr: "Er stammt aus einer guten Mittelschicht – und als er sich endgültig von seinen Eltern distanziert, legt er den Anzug ab und zieht T-Shirt und Jeans an und ist sozusagen nun Angehöriger einer anderen Community, die aufbegehrt."

Podcast ICONIC über Modegeschichte

Das weiße T-Shirt als Moderebell – davon ist heute auf den ersten Blick nicht mehr so viel zu spüren. Die Provokation, dass es mal ein Unterhemd war, ist verblasst. Es ist längst ein Massenprodukt. Anderseits: Vielleicht liegt die Rebellion heute in seinem Design, dem weißen Minimalismus, der Einfachheit. An diesem persilweiß gewaschenen Kleidungsstück perlt am Ende einfach alles ab.

Die Folge über "Das weiße T-Shirt" gibt es vorab exklusiv in der ARD-Audiothek. Alle weiteren Folgen dann überall, wo es Podcasts gibt – immer donnerstags.

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