Blick in den Hofkeller der Würzburger Residenz in violetter Beleuchtung, große Fässer an den Wänden und oben ein Gewölbe
Bildrechte: BR/Moritz Holfelder

Hofkeller der Würzburger Residenz

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Haus des Monats: Hofkeller in der Würzburger Residenz

Ein Keller – entworfen von Balthasar Neumann, dem bedeutendsten Baumeister des Barock und Rokoko in Süddeutschland. Außerhalb von Würzburg ist der Weinkeller unter der Residenz kaum bekannt – und doch ist seine Architektur überwältigend.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es geht hinunter in ein beeindruckendes Kellerlabyrinth, in eine eigene Welt rund acht Meter unter Straßenniveau und mit ungewöhnlichen Gewölbehöhen von bis zu 6,50 Meter. 1719 bekam Balthasar Neumann, der Baumeister aus dem tschechischen Eger, von Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn den Auftrag, eine neue Residenz in Würzburg zu errichten. Die Vorgabe lautete, vor allem auch einen "vorzüglichen Keller" einzuplanen, denn der Fürstbischof unterhielt ein großes Weingut und bezahlte seine Bediensteten mit flüssigem Sold.

Eine unterirdische Welt zum Staunen

Riesig erscheinen die unterirdischen Räume, die an die Architekturzeichnungen des italienischen Kupferstechers und Architekten Giovanni Battista Piranesi erinnern, an die "Erfundenen Kerker" – durch Bühnenbilder angeregte Architekturfantasien, die um 1760 entstanden und ein Gefühl von Isolation verbunden mit Monumentalität ausdrückten. In den verschlungenen Gewölben des ehemaligen Fürstbischöflichen Hofkellers geht es dem Besucher ähnlich. Die Welt da oben erscheint weit entrückt – auf 4.560 Quadratmetern kommt man aus dem Staunen kaum heraus.

Der überwältigende Eindruck der in den Gewölben liegenden großen Holzfässer nimmt den Besucher gefangen. Festliche Anlässe und kulturelle Veranstaltungen locken alljährlich Tausende in diese beeindruckenden höhlenartigen Räume. Architekt Balthasar Neumann hat sie symmetrisch unter der Residenz platziert und verwandte für die statische Gründung der oberen Bauten unten mächtige Säulen. Die Außenmauern sind bis zu sechs Meter dick – und der geniale Baumeister war so klug, unter dem Mitteltrakt der Residenz keine Gewölbe anzulegen, um dort die unterirdischen Grundwasserströme nicht zu behindern.

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Eindrucksvolles Weinlager

Denkmal der Weinkultur, in die Moderne überführt

Die meisten Besucher kommen nach Würzburg, um eine der schönsten barocken Schlossanlagen nördlich der Alpen anzuschauen – mit der hellen und reichen Architektur Balthasar Neumanns sowie der gigantischen Freskendecke des Venezianers Giovanni Battista Tiepolo über dem Haupt-Treppenhaus. Nur wenige wissen, dass Neumann auch für jene Kelleranlage verantwortlich war, die unter der Residenz mit Spannweiten bis zu zehn Metern Eleganz mit Größe verbindet.

Im Bewusstsein dieses Erbes hat der Staatliche Hofkeller Würzburg die Geschichte des fürstbischöflichen Gewölbes in die Moderne überführt. Mit viel Fingerspitzengefühl und einem eher minimalistischen Innenarchitekturansatz wurden die Räume in den letzten Jahren umgebaut und für aktuelle Zwecke ertüchtigt, eben nicht als Museum, sondern als lebendiges Weinkulturdenkmal mit zeitgemäßer kellerwirtschaftlicher Nutzung. Jedes Jahr im November gibt es die Nacht der offenen Weinkeller – und im Sommer werden in den Gewölben ausgewählte Filme gezeigt im Rahmen der Würzburger Filmnächte. Wer sich für die überwältigende Architektur interessiert, kann auf der Website des Hofkellers Führungen buchen oder in einem Video einen Drohnenflug durch die Keller erleben.

Jeden ersten Samstag im Monat gibt es in BR24 das Haus des Monats – unterstützt durch die Bayerische Architektenkammer. Dieses Mal ist es der Staatliche Hofkeller in der Residenz Würzburg von Balthasar Neumann.

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