Thomas Müller beim FC Bayern
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Thomas Müller feiert 700. FC-Bayern-Spiel: Die Ewigkeit im Blick

"Müller spielt immer" – und er spielt und spielt und spielt. Seit 24 Jahren kickt das Stürmer-Unikat für den FC Bayern. Die Partie beim 1. FC Heidenheim ist das 700. Pflichtspiel für die Münchner. Der ewige Rekord von Sepp Maier könnte bald fallen.

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Am 15. August rieb sich ein staksiger junger Mann die Hände an der Seitenlinie in der Münchner Arena. Neben seinem Coach Jürgen Klinsmann machte sich ein 18-jähriger Jugendspieler für sein Debüt beim FC Bayern München bereit. Beim 2:2 gegen den Hamburger SV ersetzte er Miroslav Klose, doch gegen den Innenverteidiger Vincent Kompany konnte er nicht sonderlich in Erscheinung treten. Und dennoch ist diese Einwechslung eine der bedeutendsten in der Vereinsgeschichte. Denn in den folgenden Jahren entwickelte sich dieser 18-jährige Thomas Müller zur Vereinsikone, zum Erfolgsgaranten und ist nun auf dem besten Weg zum Rekordspieler des FC Bayern zu werden.

Thomas Müller: Sepp Maiers Rekord wackelt

Es sind Zahlen, die heutzutage kaum noch vorstellbar sind: 700 Profi-Pflichtspiele für ein und denselben Verein. Und nicht irgendeinen Verein, sondern Rekordmeister FC Bayern München. Müller knackt am Samstagnachmittag bei 1. FC Heidenheim (Samstag, 6. April, ab 15.30 Uhr live in der Radioreportage) diese Schallmauer. Der gebürtige Weilheimer ist der erste FC-Bayern-Feldspieler, dem dies gelingt.

Rekordspieler ist er noch nicht, doch die Bestmarke des ewigen Sepp Maiers (706 Spiele) ist bereits in Sichtweite. Mit großen Schritten marschiert der nimmermüde Müller also auf seinen nächsten Meilenstein zu – und hat die nächsten Fußball-Ikonen bereits im Blick. Steven Gerrard spielte beispielsweise 710 Mal für den FC Liverpool, Real Madrids Rekordspieler Raúl liegt bei 741 und Lionel Messi beim FC Barcelona bei 778 Einsätzen.

Der Rekordmeister des Rekordmeisters

Sollte Müller, der seinen Vertrag im Winter um ein Jahr bis 2025 verlängerte, weiterhin von größeren Verletzungen verschont bleiben, kann er auf der Leiter der Legenden noch sehr weit nach oben klettern. Auch in dieser Saison stand er in 33 von 38 Spielen auf dem Rasen - nur Harry Kane, Leroy Sané und Dauerjoker Mathys Tel kommen auf mehr Einsätze.

Die Superlative und Titel sind kaum noch zählbar. Mit zwölf Titeln ist Müller der alleinige Rekordmeister beim Rekordmeister. Dazu ist er bester Vorlagengeber der Bundesliga-Geschichte (265) und feierte im Februar seinen 500. Bayern-Sieg, auch das natürlich unerreicht.

Dabei war die Weltkarriere des Thomas Müller, der mit 10 Jahren vom TSV Pähl nach München kam, alles andere als absehbar. Nach seinem Debüt im Sommer 2008 ging es für ihn zurück in die U23. Zwar sprang im Laufe der Saison noch sein erstes Profitor gegen Sporting Lissabon im Champions-League-Achtelfinale heraus, doch in der Startelf war kein Platz für das Eigengewächs.

Van Gaal erfindet den Mythos Müller

Dies änderte sich schlagartig, als Louis van Gaal das Ruder an der Säbener Straße übernahm. Der "Tulpengeneral" hatte sich in der Sommervorbereitung in den schlaksigen Angreifer verguckt und rief die mittlerweile fußballhistorische Parole "Müller spielt immer" aus. Mit 20 Jahren wurde Müller zum Fixpunkt im bayerischen Angriff (35 Scorerpunkte 2009/10). Ein Status, den er mit Abstrichen bis heute, anderthalb Jahrzehnte später, noch immer innehat.

Egal ob Miroslav Klose, Luca Toni, Franck Ribéry, Arjen Robben, Mario Mandžukić, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Robert Lewandowski, Serge Gnabry oder Leroy Sané - sie alle haben vor, neben, hinter oder rund um Thomas Müller gestürmt. Egal ob Louis van Gaal, Jupp Heynckes, Pep Guardiola, Carlo Ancelotti, Niko Kovač, Hansi Flick, Julian Nagelsmann oder Thomas Tuchel - sie alle kamen zum FC Bayern und gingen (oder gehen) wieder. Nur einer blieb immer da: Thomas Müller.

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Thomas Müller bei seinem Champions-League-Debüt 2009 gegen Sporting Lissabon

"Raumdeuter" Müller verzaubert die Fußball-Welt

Jeder Trainer kam mit seiner ganz eigenen Haltung zu Thomas Müller an der Säbener Straße an, am Ende zog jeder von ihnen mit der Erkenntnis von dannen, dass der FC Bayern ohne seinen omnipräsenten Strahlemann nicht vorstellbar ist. Entdecker van Gaal und Ziehvater Heynckes, aber auch der damalige Bundestrainer Joachim Löw vertrauten "Raumdeuter" Müller vollumfänglich und statteten ihn mit sämtlichen offensiven Freiheiten aus. Der Lohn: Das Bayern-Triple 2013 und der Weltmeister-Titel ein Jahr später.

Thomas Müller war zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt seines Schaffens angekommen. In Europa und war er gefürchtet ob seiner unberechenbaren und nicht vorhersehbaren Laufwege und unkonventionellen, aber erfolgreichen Ballaktionen. Simpel und doch genial – von den Fans bis zur Wissenschaft rätselte die Welt über das Phänomen Müller.

Probleme unter Guardiola und Kovač

Wie schwierig es ist, Thomas Müller ein festes taktisches Gebilde zu pressen, veranschaulichten die Heynckes-Nachfolger Guardiola und Kovač. Der Spanier, dessen schienenförmiges Kombinationsspiel nicht zu Müllers Stärken zählte, war für den Intuitionsspieler gerade in großen Spielen zu verkopft. Kovač wiederum versuchte Müller Jahre später ins zweite Glied abzuschieben – der Ausgang ist bekannt: Müller erwog kurz, seinen FC Bayern zu verlassen, am Ende ging der Trainer.

Trotz seiner schon damals großen Meriten wollte Müller nie wirklich weg aus München. Zumindest öffentlich akzeptierte er seine wechselnden Rollen und ließ die Medien und die jeweiligen Trainer die dauerhafte Frage nach dem "Müller-spielt-immer"-Prinzip ausdiskutieren. Dann nahm er eben auf der Bank Platz, amüsierte (oder nervte) seine Kollegen dort mit unaufhörlichen Albernheiten und stand nach Niederlagen in vorderster Reihe vor den Fans und den Mikrofonen.

Vom Lausbub zum Bayern-Repräsentanten

Auf dem Platz ist er noch immer der freche Wirbelwind, dem die Spielfreude in jeder Sekunde anzumerken ist. Neben dem Platz ist "Radio Müller" mit nun 34 Jahren zum inoffiziellen Pressesprecher und Repräsentanten des FC Bayern gereift. Dank seiner bajuwarischen Schlagfertigkeit ist er ein gerngesehener Interview-Gast und schaffte es, seinen Verein fast gegen jede Kritik zu verteidigen und erfreut sich zeitgleich großer Sympathie in ganz Deutschland.

Thomas Müller ohne den FC Bayern ist kaum vorstellbar, der FC Bayern und Thomas Müller fast noch weniger. In Zeiten, in denen auf dem Platz sowie in der Chefetage zahlreiche Umbrüche stattfinden, ist er die große Konstante des Vereins. Sein auslaufender Vertrag wurde im Winter fast schon obligatorisch um ein weiteres Jahr verlängert. Es ist stark anzuzweifeln, dass es die letzte Vertragsunterschrift von Thomas Müller beim FC Bayern war - in welcher Rolle auch immer.

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