Porträt des Komponisten bei Auftritt in New York
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Andrew Lloyd Webber

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Flop am Broadway: Pechsträhne für Musical-Komponist Webber

Mit 75 muss er sich eigentlich nichts mehr beweisen, füllte er mit Kassenschlagern wie "Cats" und "Phantom der Oper" doch weltweit die Theater. Doch jetzt kam Webber das Glück abhanden: Seine "Cinderella"-Version fiel in London und New York durch.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Nach nur 85 Vorstellungen wird schon am 4. Juni Schluss sein: Andrew Lloyd Webbers Aschenputtel-Musical "Bad Cinderella" fiel am New Yorker Broadway glatt durch. Das Theater soll nach einem Bericht der "New York Times" in der vergangenen Woche nur noch zur Hälfte gefüllt gewesen sein, was in der kommerziell ausgerichteten Branche als Katastrophe gilt. Spötter urteilten, ein Stück mit einem Titel, in dem das Wort "bad" (schlecht) vorkommt, sei geradezu prädestiniert für einen Flop. Die Produktion soll rund 19 Millionen US-Dollar gekostet haben und wurde immerhin in 33 Voraufführungen beim Publikum "getestet", doch das scheint wenig gebracht zu haben.

"Politisch korrektes Musical" irritierte Publikum

Für Amerika hatte Webber seine "Cinderella" extra noch mal überarbeitet. Sie war ursprünglich 2021 in London herausgekommen und stand auch dort unter einem schlechten Stern: Einerseits mussten die West-End-Theater wegen der Covid-Pandemie monatelang schließen, andererseits hagelte es mäßige bis schlechte Kritiken. "Bad Cinderella" fand in New York bei den Kritikern noch weniger Zuspruch und wurde nach der Premiere im vergangenen März kein einziges Mal für einen der "Tonys" nominiert, die wichtigste Auszeichnung der US-Theaterwelt.

Dabei hatte Webber mit überraschenden Handlungssprüngen nicht gegeizt: In seiner Version ist Aschenputtel äußerst rebellisch, der Prinz schwul und die üblichen Schönheitsideale werden ironisiert. Glücklich wird die Titelheldin schließlich mit einem schrulligen, aber liebenswerten Außenseiter, während der Prinz einen zauberhaften Lebensgefährten kennenlernt.

Diese Version bezeichnete die britische Boulevardpresse etwas ungnädig als "politisch korrektes Musical". Webber selbst hatte seine Arbeit vor der Uraufführung als modernes Märchen bezeichnet, das vom "Kopf auf die Füße" gestellt worden sei und somit alle Erwartungen unterlaufe. Das scheint viele Zuschauer überfordert zu haben.

Bombast-Stil der Achtziger

Nach dem Flop mit "Bad Cinderella" ist Webber nach 43 Jahren vorerst nicht mehr mit einem seiner Werke am Broadway vertreten: Kürzlich wurde "Phantom der Oper", eine seiner erfolgreichsten Arbeiten, nach 35 Jahren abgesetzt. Mit einer Fortsetzung unter dem Titel "Love Never Dies" hatte Webber 2010 ebenfalls kein Glück: Nach einer vergleichsweise kurzen und schwach besuchten Londoner Saison schaffte es das Stück gar nicht erst an den Broadway und kam 2015/16 auch im Operettenhaus Hamburg nicht über eine Spielzeit hinaus.

Dagegen gehören die ganz frühen Arbeiten von Webber, vor allem das Flower-Power-Musical "Jesus Christ Superstar" (1970) und "Evita" (1976) nach wie vor zum beliebten Standard-Repertoire vieler deutschsprachiger Bühnen. Einstige Erfolgsgaranten wie "Cats", "Starlight Express" und "Das Phantom der Oper" scheinen dagegen rein musikalisch etwas aus dem Zeitgeschmack gefallen zu sein: Ihre Stories kommen weitgehend ohne Ironie aus und überzeugten das Publikum früher mit deftigem Pathos und viel Herzschmerz. Dieser Bombast-Stil der Achtziger findet heute offenbar deutlich weniger Anklang bei den Zuschauern.

Doch der Milliardär kann aus einer ganz besonderen Quelle Trost schöpfen: Für die Krönung von Charles III. durfte er die Hymne "Make a Joyful Noise" komponieren. Der König hatte ihn bei einem Abendessen darauf angesprochen und die rhetorische Frage gestellt: "Ich vermute, Sie wären an der Komposition einer Ode nicht interessiert?" Darauf will Webber geantwortet haben, dass er das sogar für eine "besondere Ehre" halte. Auf große Gefühle versteht sich der Komponist zweifellos wie kaum ein anderer, und irgendwie "hymnisch" klingen letztlich fast alle seine Erfolge.

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