Donat Blum
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Buch "Oh Boy": Starre Männlichkeitsbilder aufbrechen

Ein neues Debatten-Buch mit dem Titel "Oh Boy" erforscht Aspekte von Männlichkeit in der heutigen Zeit. Donat Blum hat das Buch herausgegeben. Er findet: Eigentlich passt niemand in das vermeintliche Idealbild des gefühlskalten Standard-Manns.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Wann ist ein Mann ein Mann? Die alte Frage Herbert Grönemeyers aus dem Jahr 1984 stellt jetzt ein Buch neu, das Donat Blum zusammen mit Valentin Moritz herausgegeben hat und das den schönen Titel "Oh Boy" trägt. Der Untertitel: "Männlichkeit*en heute". Der Plural ist bewusst gesetzt, und so finden sich unter den Autoren die unterschiedlichsten Stimmen verschiedensten Alters: Kim de l’Horizon, geboren 1992, ist ebenso vertreten wie Peter Wawerzinek, Jahrgang 1954.

Wandel - aber noch lange nicht überall

Allen Teilnehmenden wurde für ihre Beiträge im Buch laut Blum offen gelassen, wie sie sich dem Thema annähern wollen: "Wir haben die Leute gefragt, wie das für sie war, wo sie heute stehen, wie sie ganz persönlich draufschauen und dass sie davon erzählen sollen fiktional, auto-fiktional oder autobiographisch. Ganz so, wie sie mögen, auf jeden Fall aber literarisch."

Blum selbst ist 1986 geboren, kommt aus der Schweiz. Auch wenn sich das alt-tradierte Bild von Männlichkeit im Vergleich zu den Achtzigern durchaus gewandelt habe, habe sich dieser Wandel noch lange nicht überall vollzogen. Blum sieht etwa auch heute noch große Unterschiede zwischen dem progressiven Berlin und Blums Geburtsort: "Da liegen sicher mindestens zehn Jahre an Weiterentwicklung gerade von Gender Vorstellungen dazwischen. Zwischen dieser Kleinstadt, aus der ich in der ich aufgewachsen bin und hier in Berlin."

Ausradierte Gefühle

Auch in Medien und Öffentlichkeit begegne man weiterhin oft dem starren, patriarchalischen Entwurf von Männlichkeit: "Ich staune aber auch immer wieder, wie sehr sich solche tradierten, ganz alten, wirklich überkommenen Männlichkeit Vorstellungen überall immer wieder zeigen. Und vor allem, wie erfolgreich man damit sein kann, wenn man sich in diese Kategorien einordnet und welche Aufmerksamkeit man dafür kriegt."

In diese überholten Vorstellungen passe am Ende eigentlich fast niemand hinein, was bei vielen, egal ob in Berlin oder der Kleinstadt, ein Unbehagen auslöse. Schließlich kenne jeder "Gefühle von Schwäche, von Angst", die das klassische Männlichkeitsbild gerne ausradiert. Die Debatte um die Auflösung dieser starren Formen dauere daher an, sagt Blum: "Solange die gesellschaftliche Erwartung und das persönliche oder menschliche Empfinden so auseinanderklaffen, werden diese Fragen immer wiederkommen."

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