Die Berliner Band hat für ihr neues Album neue Musikerinnen und Musiker zusammengeholt
Bildrechte: Martin Lamberty

Die Supergroup um Francesco Krämer und Moritz Wilking

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

"Artur & Vanessa": Ein Indiepop-Album von Krämer und Wilking

"Artur & Vanessa" ist ein neues Indiepop-Supergroup-Bandprojekt von Moritz Krämer und Francesco Wilking ("Die höchste Eisenbahn"). Das Album erzählt die Liebesgeschichte eines ungleichen Paars.

Steile These: Dieser Freizeitpark ist sogar noch toller als Barbieland. Ja wirklich, in diesem Freizeitpark hat die Realität verloren, die Träume haben gesiegt. Das Zeitalter der Selbstverwirklichung begonnen. So verspricht es uns die Freizeitpark-Roboterstimme des Freizeitparks von Artur & Vanessa: "Abseits vom Trubel der großen Städte ist ein Ort entstanden, einzigartig in der Geschichte der Menschheit. Hier kann jeder und jede sein, was er will. Dein Leben beginnt jetzt. Willkommen. Welcome. Bienvenue im Freizeitpaaaaark!" .

"Artur & Vanessa" – SMS-Figuren

Das klingt natürlich alles viel zu schön, um lange gutgehen zu können. Aber darum kümmern wir uns erst später. Jetzt erst mal Blick hinter die Kulissen. Wer steckt hinter Artur & Vanessa? In erster Linie sind das Moritz & Francesco. Moritz Krämer und Francesco Wilking. Zwei der umtriebigsten Musiker und gefragten Songschreiber im deutschsprachigen Indie-Bereich. Zusammen spielen sie unter anderem in der Berliner Band "Die höchste Eisenbahn".

2017 wiederum kam die Anfrage, ob die beiden nicht zusammen einen Roman schreiben möchten. So von wegen: Kluge Songtexter können sicher auch kluges Buch, oder?

Elf kleine Geschichten, ein Liederreigen

Nein, nicht gleich ein Buch! Sondern: "Irgendwann dachten wir, es wäre ne gute Idee, per SMS Ideen hin und her zuschicken. Jemand schreibt was, behauptet was, der andere darf dann nicht sagen, nein, stimmt gar nicht, sondern muss das immer aufnehmen und weiterdenken", sagt Krämer. Daraus seien elf kleine Geschichten entstanden – die Lieder, die auf der Platte sind. Weil sie gemerkt hätten, dass sie kein Buch schreiben können, weil sie es einfach nicht könnten.

Wenn also schon kein Roman, dann also ein Liederreigen. Das Ergebnis des SMS-Pingpongs zwischen den Herren Wilking und Krämer: Die Geschichte von Artur und Vanessa. Artur ist ein rich kid, er ist jung, er zieht los in die weite Welt. Er lernt dort Vanessa kennen. Die beiden verlieben sich und gründen einen Freizeitpark... Und wenn sie nicht gestorben sind, dann fahren sie noch heute Riesenrad. Nein, die Sache wird schon noch komplexer, komplizierter, krisenanfälliger.

Die Band, ein Chemiebaukasten

Auch die Band hinter Artur & Vanessa war alles andere als ein vorprogrammiertes Happy End, gibt Krämer zu. Man hat halt einfach mal ein halbes Dutzend MusikerInnen angefragt, ob sie Teil der Erzählung der toxischen Liebesgeschichte zwischen Artur & Vanessa werden wollen.

Oft genug denkt man sich bei den Artur & Vanessa-Liedern: Das könnte jetzt aber auch eine neue Platte von "Die höchste Eisenbahn" sein, also Krämers und Wilkings gemeinsamer Band. Aber die Songs werden dann doch auch immer wieder aufgebrochen, der bandtpyische Sound erweitert um Geige, Klarinette, Saxophon und die Stimmen von Wencke Wollny alias Karl die Große oder die Songwriterin CATT. Und an manchen Stellen kommt einem der Gedanke an eine Art Indie-Musical, man sieht förmlich schon die dramatischen Tanzszenen des irgendwie tragisch geratenen Heldenpaares vor dem geistigen Auge.

Ein Testballon – und kein Happy End

Ein Happy End liegt in der Luft, aber selbst die jubilierendsten und trällernsten Flöten können den Fortgang der Geschichte nicht mehr ins Positive wenden. Der Park scheitert am Ende und auch die Liebe zwischen Artur und Vanessa scheitert, Artur kommt nach vielen Jahren wieder nach Hause. Seine Mutter erkennt ihn kaum und Artur hat nichts dazugelernt und keine Probleme, weil er wieder in seinem Schloss angekommen ist.

"Artur & Vanessa": Kein Musical, kein Märchen mit Happy End - und auch keine Supergroup, wie Moritz Krämer und Francesco Wilking betonen. Supergroup klingt ihnen zu sehr nach Geschäftsidee, vielmehr sei Artur & Vanessa für sie ein Testballon gewesen, ein Ausloten von Chemie lose befreundeter MusikerInnen untereinander. Tatsächlich geht der "Chemiebaukasten" Artur & Vanessa im Herbst und Frühjahr für ein paar Konzerte auf Tour. Märchenonkel, Musicalstoryteller – Moritz Krämer und Francesco Wilking sind irgendwie zwischendrin und es bleibt zu hoffen, dass die beiden keinen Dornröschenschlaf lang warten, aus Artur & Vanessa tatsächlich ein Musical zu machen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!