Resi Reiner
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Zwischen Prater und Existenzangst: Resi Reiner

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Indie-Schlager von Resi Rainer: Bittersüße Endzeitstimmung

Unter der netten Oberfläche und hinter der kindlichen Stimme der Österreicherin Resi Reiner liegt auf ihrem Album "Weiß du, was ich mein?!" die ganze Existenzangst der Generation Z.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Man möchte Resi Reiner oft einfach nur in den Arm nehmen. Nicht unbedingt, weil ihre zarte, kindliche Stimme den Beschützerinstinkt in einem weckt. Sondern weil sie so viel fühlt. Da wird man selbst, als abgeklärter, funktionierender Mensch, der so durch den Alltag steuert, fast ein bisschen neidisch. Kann dann aber gar nicht anders als mitzufühlen. "Weißt du, was ich mein?!" heißt das erste Album der Österreicherin. Und nach dem Hören wird man sagen können: ja, schon irgendwie.

Oden an Espressokocher und Anti-Depressiva

Resi Reiner ist 1996 in Graz geboren, lebt mittlerweile in Wien. Angefangen hat sie als Kinderschauspielerin, erst seit zwei Jahren veröffentlicht sie Musik. Sie ist bekennender Fan von Vicky Leandros und so schmerzhaft schön, wie die das Leben liebt, in ihrem berühmten Schlager.

Resi Reiner dagegen kämpft schon genug damit, einfach nur da zu sein. Der Song "Echsestieren" kommt so harmlos schunkelnd daher, dabei steckt dahinter eine Art existentieller Hilferuf. Gar nicht verzweifelt, sondern in dieser somnambulen, lethargischen Grundstimmung, die aus vielen Songs spricht und die einen selbst angenehm einlullt. "Echsestieren" wird bei Resi Reiner übrigens wie das Tier, die Echse, geschrieben. Nur ein Beispiel für ihren schrägen Blick auf die Dinge und den subtilen Witz, der manchmal aufblitzt.

Es gibt auch ein rührendes Liebeslied an ihren Espressokocher, der sie wach macht. Oder an anderer Stelle an ihr Antidepressivum, das sie schlafen lässt: "Trittico, Trittico… ich brauch dich so lang, bis ich ohne dich kann.“

Schwere im luftigen Gewand

Musikalisch kommt Resi Reiners selbsternannter Indie-Schlager eigentlich recht unschlagerhaft daher. Bis auf ein paar Schunkelmomente. Für das luftige, verspielte Soundgerüst mit pluckernden Beats, schwebenden Synthies und einem munteren Klavier waren unter anderem Florian Sievers von der Band Das Paradies und Albrecht Schrader mitverantwortlich. Sie haben die Songs zum Teil auch mitgeschrieben.

Man könnte kritisieren, dass das gerade in der Kombination aus dieser Musik und der kindlichen Stimme alles arg nett klingt. Aber wer das tut, hat nicht genau hingehört. Die süße Endzeitstimmung kommt hinterrücks daher, wie hier beim Besuch auf dem Wiener Prater: "Wir fahren mit irgendwas, das uns vergessen lässt, dass unsere Welt bald nicht mehr steht."

Da ist es, das Lebensgefühl der Generation Z, der Anfang-/Mittzwanziger: No Future. Laut Klima-Prognosen diesmal wohl wirklich. Man bekommt durch Resi Reiners Album wieder Nachsicht mit dieser viel gescholtenen Generation Z – sagt hier gerade eine Millennial. Sogar, wenn es am Ende um E-Roller geht. Von dem kann man halten, was man will, aber wenn Resi Reiner beschreibt, wie sie mit dem Teil durch Wien cruist, wird man plötzlich ganz milde. Und das muss erstmal jemand schaffen.

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