Abel Makkonen Tesfaye geht mit Gesichtsmaske, ausgebreiteten Armen in einem roten, offenen Mantel über Open-Air-Bühne.
Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Elena Di Vincenzo

Kann Studio und leibhaftig: The Weeknd, Superstar des spotify-Zeitalters, weiß, dass Pop-Künstler auch live als Performer beeindrucken müssen.

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The Weeknd: Der Hit-Lieferant des Jahrzehnts kommt nach München

Nach Rammstein, Depeche Mode und Pink beehrt am Freitag Superstar The Weeknd das Münchner Olympiastadion mit einer Live-Performance. Der Kanadier, der eigentlich Abel Makkonen Tesfaye heißt, hat im vergangenen Pop-Jahrzehnt beständig Hits geliefert.

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Vor ziemlich genau zehn Jahren, im September 2013, hat der heute 33-jährige Kanadier The Weeknd sein Debutalbum veröffentlicht, übrigens auf seinem eigenen Label. Es folgten vier weitere Longplayer, die allesamt auf vorderen Plätzen der Albumcharts landeten und sich als Verkaufsschlager erwiesen. Zudem hat der Stimmakrobat und Songschreiber aus Toronto, der eigentlich Abel Makkonen Tesfaye heißt, unzählige Hits gelandet. Auf dem Streaming-Dienst Spotify gilt er mit 75 Millionen Hörerinnen und Hörern als einer der meistgehörten Pop-Künstler. Wie macht The Weeknd das?

Vielleicht liegt es am Rauschen der digitalen Gesellschaft, das in fast jedes Lied dieses Künstlers eingeschrieben ist. Kennzeichen seiner Songs sind jedenfalls die synthetischen Klangfarben, künstliche Töne, die mittels Synthesizer erzeugt werden.

Pop jenseits aller Genres und Stile?

Wichtig für den Sohn äthiopischer Einwanderer ist auch, dass er nicht mehr unterscheiden mag zwischen musikalischen Lagern und Stilistiken, die früher als unvereinbar galten. Ob Hiphop, Postpunk, Neo-Soul oder Indie-Rock - wie für Ed Sheeran oder Lana del Rey, anderen Stars dieser Generation, gilt auch für The Weeknd: Es ist alles eins - eine Popkultur, zu der alles gehört. Schließlich gefällt ja den meisten irgendwann jeder Musik-Stil, zumindest zeitweise.

Und so gefallen The Weeknd, der bei seinem Künstlernamen einen Buchstaben strich, um sich von einer ähnlich betitelten, kanadischen Rockband zu unterscheiden, weiße Postpunkhelden wie Siouxsie & The Banshees, David Bowie, Beach House und die Cocteau Twins ebenso wie Michael Jackson, Prince und R. Kelly - Größen der Musik des schwarzen Amerikas. Das sind erklärtermaßen die Einflüsse, die Leitfiguren oder wie immer man Vorbilder und Stellgrößen, an denen sich junge Musikerinnen und Musiker orientieren, nennen will.

Hitlieferant des jüngsten Jahrzehnts

Jedenfalls hat sich der junge Mann, der als Kind und Teenager in einem Vorort von Toronto aufwuchs und viel Zeit zuhause allein verbringen musste (wahrscheinlich hat er deswegen auch sehr viel Popmusik konsumiert), stilistisch schnell freigeschwommen. The Weeknd ist längst zum Dauerlieferanten von Hits wie Blinding Lights, Can’t Feel My Face, Pray For Me, Sacrifice und Popular geworden. Er hat sich behauptet in einem heiß umkämpften Geschäftszweig des Pop, der von kurzweiligen Moden und One-Hit-Wonders dominiert wird.

Es galt, Allianzen zu schmieden, mit allem und jedem, was Bekanntheit fördert. The Weeknd hat mit Daft Punk aus Frankreich und mit der Swedish House Mafia kooperiert, was zeigt: Die Zeiten, in denen Pop unbedingt aus Angloamerika kommen musste, um relevant zu sein, sind längst passé. The Weeknd, der ja richtige Songs schreiben, also komponieren kann und notabene fantastisch singt, nimmt es mit Rapkünstlern auf, darunter Drake, Tyler, The Creator und Pullitzer-Preisträger Kendrick Lamar, oder trifft sich mit weiblichen Pop-Stars wie Ariana Grande und Madonna zu Aufnahme-Sessions.

Pop sollte farbenblind sein

Alles, was geht, wird auch gemacht, scheint das Motto dieser Popkünstler-Generation zu sein. Zumindest, was den kommerziellen Erfolg angeht. Aber auch: Pop sollte farbenblind sein. Das dürfte das Credo sein, auf das sich Pop-Künstler wie The Weeknd, Lana del Rey und Ed Sheeran mutmaßlich einigen.

Was gerne vernachlässigt wird im Dance-Pop, hat The Weeknd jedenfalls berücksichtigt: Egal, wie perfekt Tonaufnahmen auch sein mögen, wie umwerfend stark Bässe dröhnen und Synthies fiepen auf dem Tonträger: Ein moderner Popstar muss fähig sein, diese künstlichen Soundgewitter live zu reproduzieren. The Weeknd wird dies beim Abschlusskonzert seiner Deutschland-Tournee am Freitag im Münchner Olympiastadion unter Beweis stellen.

The Weeknd - After Hours Til Dawn Tour. Opening Support: Mike Dean, Main Support: Kaytranada. Am Freitag, 04. August. Doors open um 16:30 Uhr, Beginn: 18:00 Uhr im Olympiastadion München, Spiridon-Louis-Ring 25. (Kinder unter 6 Jahre erhalten keinen Zutritt. Zutritt für Kinder und Jugendliche von 6 bis 13 Jahren nur in Begleitung einer erziehungs- oder vertretungsberechtigten Person.)

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