Gruppe von Jungen und Mädchen, ein Mädchen trinkt mit ihren Händen Wasser aus einem Brunnen.
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Alle Chancen bei drohender Apokalypse: In "Dead Girls Dancing" von Anna Roller stranden vier Mädchen in einem italienischen Bergdorf.

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40. Filmfest München: Fokus auf Nachwuchskino

Heute startet das 40. Filmfest München. 147 Filme werden auf den Kinoleinwänden der Stadt zu sehen sein. Besonders wichtig ist dem Festival die Nachwuchsförderung, wie man am Beispiel von Anna Roller und ihrem Film "Dead Girls Dancing" erkennen kann.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Drei Jahre lang hat Anna Roller an ihrem Abschlussfilm für die HFF München gearbeitet. Titel: "Dead Girls Dancing" - die Geschichte von vier jungen Frauen, die nach dem Abitur nach Italien fahren, dort feiern wollen und unterwegs eine Autopanne haben. Schließlich landen sie in einem verlassenen Dorf. Nächste Woche feiert "Dead Girls Dancing" (koproduziert vom BR) seine Premiere beim Filmfest München - in der Reihe Neues Deutsches Kino. Es ist eine geteilte Premiere, denn die eigentliche Welturaufführung des ersten Spielfilms der 30-jährigen Münchnerin lief letzte Woche schon beim Tribeca-Festival in New York.

"In Tribeca liegt der Fokus sehr auf den amerikanischen Filmen," sagt Anna Roller, "aber wir hatten dreimal ausverkauftes Kino. Ich glaube, das liegt an dem catchy title. Viele haben sich dafür interessiert: Was ist das für eine Geschichte über junge Mädchen in einem italienischen Bergdorf? Das wirft viele Fragen auf. Wir hatten tolle Vorstellungen. Damit konnte ich nicht rechnen, dass es so schön war."

Das Politische im Privaten

Anna Roller ist vor ein paar Tagen dreißig geworden. In "Dead Girls Dancing" sagt eine der jungen Frauen einmal: "Jetzt fängt das Leben an!" Roller selbst erzählt: "Dadurch, dass es mein Abschlussfilm war, stand ich selbst an diesem Punkt: Eine Phase der Schule ist vorbei und ich habe große Fragezeichen, wie es weitergeht. Das hat mich an die Zeit nach dem Abi erinnert, wo Freundschaften auseinandergegangen sind und viele an einem Scheidepunkt standen. Ich habe mich für diesen Moment interessiert, vor allem bei jungen Frauen der jetzigen Situation nach dem Abitur. Zum einen haben sie alle Möglichkeiten - und zum anderen das Gefühl, ihr bekommt das Weltende mit, dieses apokalyptische Krisen-Gefühl. Das war der Ausgangspunkt. Ich habe dann Interviews gemacht mit Mädchen so mit 17, 18, 19 und aus den Interviews sind dann Figuren entstanden und die wollte ich auf eine Reise schicken."

Eine Reise ins Ungewisse, die autobiographisch geprägt ist. Anna Roller weiß zum einen sehr wohl, dass sie in vielerlei Hinsicht privilegiert ist, genauso wie die jungen Frauen in ihrem Film, zum anderen spürt sie auch, dass die Welt gerade an einem Wendepunkt zu stehen scheint, nicht nur in Sachen Klimawandel. Die 30-Jährige macht kluge Filme, die im Privaten das Politische suchen; Filme, die unterhalten, aber zugleich mit einem neugierigen, kritischen Blick vom Leben erzählen; die von Gefahren und Ungleichheiten handeln.

Nachwuchs fördern über das Festival hinaus

Auf dem Filmfest wird Roller zu den großen Entdeckungen gehören. Christoph Gröner, der künstlerische Leiter, kümmert sich viel um den Nachwuchs, verspricht Unterstützung auch über das Festival hinaus - und hat etwa die parallele Premiere beim Tribeca Festival mit eingefädelt. Er weiß sehr wohl, dass es bei schrumpfenden Etats und immer höherem Druck für junge Filmemacherinnen und Filmemacher schwieriger wird, vor allem künstlerisch anspruchsvolle Filme jenseits des Mainstreams zu drehen.

"Wir machen eine Reihe", so Gröner, "von der wir überzeugt sind, dass jeder dieser Filme auch international gesehen werden will und muss. Wir wollen eine deutsche Reihe mit internationaler Ausstrahlung haben. Tribeca war jetzt vor uns, aber wir haben ein agreement erreicht, das wir es eine geteilte Weltpremiere nennen. Warum? Weil es immer schwerer wird, künstlerischen Filmen diese Ausstrahlung zu geben - und man hat als Festivalmacher die Verantwortung, alles zu tun für Filme, was richtig ist."

Internationale Filme aus Deutschland

Das Filmfest München kommt dieser Verantwortung nach. Für eine junge Regisseurin wie Anna Roller ist es eine enorme Hilfe, in schwierigen Zeiten so unterstützt zu werden. Das sei nicht selbstverständlich, sagt sie, um das Kino als gemeinschaftliches Erlebnis müsse man kämpfen - und auch um ein neues Verständnis von Reichweiten: "Der Versuch, Filme international herzustellen, aber aus Deutschland heraus und potenziell für ein internationales Publikum. Das wäre so der Traum - und auch unser Wunsch, weiter wachsen zu dürfen."

Im Video: 40. Filmfest München startet

Sommer, Sonne, Filmfest: Drei Dinge, die in München zusammengehören.
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Sommer, Sonne, Filmfest: Drei Dinge, die in München zusammengehören.

Das 40. Filmfest München kehrt mit 147 Filmen in die Kinos der Stadt zurück. Herzstück des Programms bilden die drei Wettbewerbe CineMasters, CineVision und CineRebels – mit jeweils 12 Filmen, die alle mit ihrer vielschichtigen und unerschrockenen Bildsprache überzeugen. Neben kostenlosen "Filmmakers Live!"-Gesprächen gibt es dieses Jahr im Rahmenprogramm einen Schwerpunkt über Künstliche Intelligenz und weitere spannende Panels.

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