Erneut treten Joe Biden (81) und Donald Trump (77) im Präsidentschaftsrennen gegeneinander an.
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Wieder Biden gegen Trump - was entscheidet die US-Wahlen?

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Wieder Biden gegen Trump - was entscheidet die US-Wahlen?

Den meisten Amerikanern sind die beiden Kontrahenten im Rennen um das Weiße Haus zu alt. Und dennoch steuern Joe Biden und Donald Trump zielstrebig auf die Kandidatur ihrer Parteien zu. Was steckt dahinter und was ist für die Wähler entscheidend?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

In jeder Hinsicht ist der diesjährige Präsidentschaftswahlkampf zwischen Joe Biden und Donald Trump ungewöhnlich: Es treten zwei Politiker an, die beide das Weiße Haus von innen kennen. Beide sind bereits vor vier Jahren gegeneinander angetreten. Beide streben in weit fortgeschrittenem Alter erneut das höchste Amt in den Vereinigten Staaten an. Und: Beide verkörpern zwei gegensätzliche politische Lager in den USA, die sich einander fremder denn je sind.

Mit Trump kehrt ein Ex-Präsident zurück in den Wahlkampf, dessen jahrelang aufrechterhaltene Lüge bei seinen Anhängern inzwischen als "Wahrheit“ gilt: Dass Trump 2020 die Präsidentschaftswahlen gewonnen hätte – und eben nicht der Wahlsieger Joe Biden.

Durchmarsch Trumps bei den Republikanern

Obgleich sich bei den Republikanern mit der Ex-Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, noch eine Herausforderin dem Ex-Präsidenten in den Weg stellt, deutet alles auf einen Durchmarsch Trumps auf dem Weg zur erneuten Präsidentschaftskandidatur der Grand Old Party hin.

Die vier Strafprozesse, in denen Trump in 91 Fällen Delikte zur Last gelegt werden, haben ihm bislang nicht geschadet. Im Gegenteil. Auch der Verleumdungsprozess in New York, den Donald Trump gestern in einem Zivilverfahren verloren hat und in dem er zur Zahlung von über 83 Millionen Dollar verurteilt worden ist, wird von seiner Anhängerschaft als ungerechtfertigte Hexenjagd gegen ihr Idol angesehen.

Warum schaden die Strafverfahren Trump nicht?

Trump sei der "Anführer einer Bewegung, die sich an die Konservativen wendet, einer Anti-Establishment-Bewegung", sagt der ehemalige republikanische Kongressabgeordnete Thomas Davis. Der Jurist aus Virginia saß knapp 14 Jahre im US-Kongress. Er stammt noch aus einer Zeit, in der politische Kontroversen in Washington zwar heftig ausgetragen wurden, jedoch ohne die verletzende Schärfe und komplette Kompromisslosigkeit, die für Trump charakteristisch sind.

Trumps Gefolgschaft sei der Auffassung, dass er sich gegen Institutionen, Gerichte, die Linke wehre. Und er lasse sich nach Meinung seiner Anhänger "nicht von diesen liberalen Staatsanwälten herumschubsen". Das habe Trump innerhalb der republikanischen Partei gestärkt, so der Ex-Kongressabgeordnete Thomas Davis gegenüber BR24.

Deutlicher bringt es Steve Israel auf den Punkt, der für die Demokraten anderthalb Jahrzehnte im US-Kongress saß: "Wenn Sie ein Trump-Anhänger sind, glauben Sie, dass Donald Trump ein Märtyrer ist, der zu Unrecht strafrechtlich verfolgt wird." Umgekehrt, wenn man ein Biden-Anhänger sei, könne man nicht verstehen, warum Donald Trump nicht schon im Gefängnis sitze. "Sie sind der Meinung, dass er schon längst hätte ins Gefängnis geworfen werden müssen."

Unpopulär im Volk, beliebt bei den Anhängern

Das Umfrageinstitut Gallup gilt seit Jahrzehnten als eine der verlässlichen Größen in der sich stets schneller drehenden Welt der Demoskopie. Es veröffentlichte am 9. Januar seine jüngsten Zahlen, die auf den ersten Blick sehr widersprüchlich erscheinen: Nur 41 Prozent der Wahlberechtigten beurteilen Joe Biden positiv. Donald Trump wird von 42 Prozent der Wähler positiv gesehen.

Von der jeweiligen Anhängerschaft werden beide jedoch grundlegend anders beurteilt, besser: 82 Prozent der Demokraten haben von Biden eine gute Meinung, 79 Prozent der Republikaner von Trump. "Die Wähler in den Vereinigten Staaten sind stark polarisiert", sagt der frühere demokratische Kongressabgeordnete Steve Israel im Interview mit BR24.

Steve Israel: die Wechselwähler werden die Wahl entscheiden

Für den erfahrenen Politiker gilt im Wahljahr 2024 diese Regel: "40 Prozent der Wähler lieben Joe Biden. 40 Prozent lieben Donald Trump. Was zählt, sind die 20 Prozent, die sich noch kein Urteil gebildet haben." Diese Wechselwähler würden die Wahl entschieden.

Und die Unentschlossenen würden erst spät im Wahljahr festlegen, wem sie ihre Stimme geben wollen. "Das wird nicht vor September oder Oktober passieren", sagt Steve Israel, der zusammen mit seinem republikanischen Ex-Kongresskollegen Thomas Davis in dieser Woche im Amerika-Haus in München Auskunft über das offenkundige Biden-Trump-Rennen gibt.

Herausforderin Haley: Keiner will einen 80-Jährigen!

Nikki Haley, die einzige Herausforderin von Donald Trump im Lager der Republikaner, hat in diesen ersten Vorwahlwochen einen zentralen Satz in den Mittelpunkt des Präsidentschaftsrennens gestellt: "Keiner will von einem 80-Jährigen regiert werden." Damit zielt die Ex-Gouverneurin von South Carolina mit ihren 52 Jahren auf das Offenkundige. Wie könne es sein, dass ein Land wie die USA nichts Besseres zu offerieren habe als zwei sehr alte Männer?

"Die Partei, die einen der 80-Jährigen rausschmeißt, wird gewinnen", prophezeit Haley. Ja, das stimme schon, räumt ihr Parteifreund Thomas Davis ein. "Ich denke, dass die Amerikaner bereit sind, das Blatt zu wenden und eine neue Generation von Führungskräften zu wählen." Aber die republikanischen Wähler würden mit ihrem Herzen abstimmen. "Und ihr Herz sagt ihnen, dass Trump von den Linken verfolgt wird. Wir lassen zu, dass er herumgeschubst wird."

Nicht glücklich mit Trump und Biden

Die meisten Wähler seien "nicht sehr glücklich mit Donald Trump und Joe Biden", stellt der demokratische Ex-Kongressabgeordnete Steve Israel fest. Aber sie hätten die Wahl zwischen ihnen. Die Wähler träfen ihre Entscheidung nach ihrer Ideologie, ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage und ihrer politischen Einstellung. Er glaube nicht, dass das Alter bei dieser Wahl ein Faktor sein werde.

"Was ein Faktor sein wird, ist: Haben die Amerikaner das Gefühl, dass die Wirtschaft besser wird. Glauben sie, dass sie sich ein bisschen mehr für ihre Familien leisten können, oder wollen sie zurück zu dem Chaos, das Donald Trump verursacht hat." Es werde deshalb nicht um das Alter gehen, sondern darum, "mit einem Präsidenten in die Zukunft zu gehen, mit dem sie sich wohlfühlen."

Im Video: Politikforscher Bierling - "Trump ist zu stark, als dass man ihm die Nominierung noch streitig machen kann"

Prof. Dr. Stephan Bierling, Politikwissenschaftler, US-Experte, Uni Regensburg
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Politikforscher Bierling: "Trump ist zu stark, als dass man ihm die Nominierung noch streitig machen kann"

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