Ein Panzer des Typs M1 Abrams der US-Armee fährt während einer multinationalen Übung auf einem Truppenübungsplatz über eine Straße.
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Ein Panzer des Typs M1 Abrams der US-Armee fährt während einer multinationalen Übung auf einem Truppenübungsplatz über eine Straße.

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US-Kampfpanzer-Zusage angeblich wegen Haltung Deutschlands

Deutschland liefert der Ukraine Kampfpanzer – und auch die USA haben die Lieferung solcher Waffen zugesagt. Doch wie kam es zu dieser Entscheidung? Das Weiße Haus überrascht nun mit einer Aussage.

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US-Präsident Joe Biden soll der geplanten Lieferung von US-Kampfpanzern vom Typ Abrams in die Ukraine aufgrund der Haltung Deutschlands zugestimmt haben. So zumindest stellte es Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan am Sonntag dar. Die Deutschen hätten Biden gesagt, dass sie nicht bereit seien, deutsche Leopard-Kampfpanzer in die Ukraine zu schicken, solange der US-Präsident nicht zustimme, auch US-Kampfpanzer zu schicken, so Sullivan. Damit widerspricht das Weiße Haus sowohl eigenen Aussagen aus der Vergangenheit als auch solchen der Bundesregierung.

Bundesregierung: Zu keinem Zeitpunkt Verknüpfung

Die Bundesregierung hatte zunächst gezögert, deutsche Leopard-Kampfpanzer in die Ukraine zu schicken – bis die USA im Januar ihrerseits eine Lieferung von Abrams-Panzern zusagten. Bundeskanzler OIaf Scholz (SPD) betonte immer wieder die enge Abstimmung mit den USA. Die Bundesregierung hatte damals aber klargestellt, dass sie die Lieferung von Leopard-2-Panzern aus deutscher Produktion nicht von der Lieferung von M1-Abrams-Panzern der USA abhängig mache. "Es hat zu keinem Zeitpunkt (...) ein Junktim oder eine Forderung gegeben, dass das eine zu erfolgen habe, damit das andere erfolgen kann", hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit gesagt.

US-Sicherheitsberater: "Biden ursprünglich dagegen"

Sullivan sagte nun zu Bidens Entscheidung: "Er hat sich ursprünglich dagegen entschieden, sie zu schicken, weil sein Militär sagte, dass sie auf dem Schlachtfeld in diesem Kampf nicht nützlich seien." Nützlich hingegen seien deutsche Leopard-Panzer, habe es geheißen. Im Interesse "der Einheit des Bündnisses" und "um sicherzustellen, dass die Ukraine bekommt, was sie will", habe Biden der langfristigen Lieferung von Abrams-Panzern zugestimmt – obwohl die Abrams nicht das seien, was die Ukraine im Moment brauche, erklärte Sullivan im Interview mit dem US-Sender ABC.

"Der Präsident sagte: 'OK, ich werde der Anführer der freien Welt sein. Ich werde langfristig Abrams schicken, wenn ihr jetzt Leopard-Panzer schickt'", schilderte Bidens Sicherheitsberater den Abstimmungsprozess mit Deutschland. Dass die Leopard-Panzer jetzt geschickt würden, sei ein Beispiel dafür, dass Biden ein weltweites Bündnis um sich schare, damit die Ukraine bekomme, was sie brauche.

Lieferung von Abrams-Kampfpanzern: Sinnvoll oder nicht?

Sullivan reagierte in dem Interview auch auf eine Frage, wonach die Abrams-Panzer womöglich in diesem Jahr gar nicht mehr in der Ukraine ankommen würden. Die US-Regierung bestellt die Panzer für die Ukraine bei der Industrie – das heißt, sie kommen nicht aus eigenen Beständen des Militärs. Es dürfte daher noch eine ganze Weile dauern, bis die Panzer schließlich in der Ukraine sind.

Auch die USA hatten sich beim Thema Abrams-Panzer in ihrer öffentlichen Kommunikation häufig widersprochen. Zunächst hieß es, dass man die Bereitstellung dieses Kampfpanzers aus praktischen Gründen nicht für sinnvoll zu halte. "Es macht einfach keinen Sinn, den Ukrainern dieses Mittel zum jetzigen Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen", hatte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh Mitte Januar gesagt. Nach der Liefer-Zusage der USA betonte sie hingegen, dass diese nicht nur dazu gedient habe, den Weg für Panzerlieferungen von Verbündeten freizumachen. Die US-Kampfpanzer würden der Ukraine auf dem Schlachtfeld einen Vorteil verschaffen, sagte sie.

Biden: "Deutschland hat mich nicht gezwungen, meine Meinung zu ändern"

Auch Biden äußerte sich in der Vergangenheit etwas anders als sein Sicherheitsberater nun. "Deutschland hat mich nicht gezwungen, meine Meinung zu ändern", hatte Biden auf die Frage einer Journalistin nach dem Sinneswandel der US-Regierung gesagt. Deutschland habe sich wirklich starkgemacht, der Bundeskanzler sei eine starke Stimme für die Einheit und ein enger Freund, so Biden weiter. Der Sprecher des US-Außenministeriums sprach mit Blick auf die Entscheidung von erfolgreicher Diplomatie. Am Freitag wird Scholz im Weißen Haus erwartet.

Mit Informationen von dpa

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