Metropolit Epifanij, Oberhaupt der orthodoxen Kirche der Ukraine
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Metropolit Epifanij, Oberhaupt der orthodoxen Kirche der Ukraine

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Zerstrittene ukrainische Kirchen: Ist Annäherung möglich?

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat einen Keil zwischen die beiden großen orthodoxen Kirchen der Ukraine getrieben. Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm versucht, mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen zu vermitteln.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Eine Aussöhnung oder zumindest eine Annäherung zwischen den orthodoxen Kirchen in der Ukraine – dieses Ziel hat sich der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) gesetzt. Eine Delegation des Rates ist bereits am vergangenen Wochenende in die Ukraine gereist, unter ihnen auch der amtierende bayerische Landesbischof, Heinrich Bedford-Strohm.

"Wir haben erlebt, dass die beiden großen ukrainischen orthodoxen Kirchen nicht miteinander reden", sagt Bedford-Strohm. "Unsere Gespräche haben dann aber tatsächlich die Tür dazu aufgemacht." Ein möglicherweise erster Schritt in einer schwierigen Situation. Die politischen Umwälzungen in der Ukraine haben auch vor den Kirchen nicht Halt gemacht.

Ukraine: Misstrauen gegenüber Schwester-Kirche

Vor knapp einem Jahr hat sich die traditionell russlandnahe "Ukrainisch-Orthodoxe Kirche" vom Moskauer Patriarchat abgespalten. Der Grund: Kirchenoberhaupt Kyrill I. hatte sich in seinen Predigten immer wieder auf die Seite Putins gestellt und den Krieg religiös gerechtfertigt. Das war selbst den russisch-orthodoxen Kirchenvertretern in der Ukraine aufgestoßen.

Die andere der beiden großen Kirchen ist die jüngere "Orthodoxe Kirche der Ukraine" – im Namen kaum zu unterscheiden. Sie ist 2019 als eigenständig anerkannt worden und eine Fusion aus zwei unabhängigen orthodoxen Nationalkirchen in der Ukraine.

Diese wiederum hatten sich nach der Auflösung der Sowjetunion in Abgrenzung zum Moskauer Patriarchat, also zur russisch-orthodoxen Kirche, gebildet. Damit steht die Orthodoxe Kirche der Ukraine schon von ihrer Gründungsidee her ihrer ukrainisch-orthodoxen Schwesterkirche, die bis Mai letzten Jahres noch dem Moskauer Patriarchat treu war, kritisch gegenüber.

Ukrainisch-Orthodoxe Kirche: Wie nah ist sie Russland noch?

Jetzt wirft sie ihr vor, trotz der Abspaltung von Moskau immer noch pro-russisch eingestellt zu sein. "Es gab Einzelfälle, in denen das der Fall war", sagt Johannes Oeldemann, Präsident der europäischen Societas Oecumenica. Konkret berichtet er, "dass Bischöfe oder Priester der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche offensichtlich mit den Russen kollaboriert haben". Aber aus Einzelfällen ließe sich nicht auf die gesamte Kirche schließen.

Doch dies geschah im Fall rund um das Kiewer Höhlenkloster. Dieses Kloster gilt als wichtiges geistliches Zentrum der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, ist aber in staatlichem Besitz. Nun hat die Regierung angedroht, das Kloster räumen zu wollen.

"Wir haben auch mit dem Religionsminister, dem Kulturminister geredet, und er hat gesagt, man wird keine Gewalt anwenden, um die Geistlichen aus dem Höhlenkloster rauszubringen", sagt der Bayerische Evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. "Ich glaube, das war schon mal ein wichtiges Wort. Ich hoffe, dass man Wege finden kann, auch diesen Konflikt zu lösen."

Mehr Nähe zwischen Gläubigen

Ziel des Weltkirchenrates sei es, eine friedliche Koexistenz der beiden ukrainischen Kirchen herbeizuführen, vor allem auf der Ebene der Geistlichen und Kirchenvertreter. Denn bei den Gläubigen beider Kirchen gäbe es eine größere Nähe zueinander, so Ökumene-Experte Oeldemann. "In den letzten Umfragen, die es vor dem Ausbruch des Krieges gab, war deutlich, dass ein großer Teil der Gläubigen sich als schlicht orthodox bezeichnet, ohne sich einer konkreten Jurisdiktion einer dieser beiden Kirchen zuzuordnen", sagt Oeldemann.

Der Ökumenische Rat der Kirchen möchte Vertreter beider ukrainischer Kirchen und auch der russisch-orthodoxen Kirche spätestens im Oktober an einen runden Tisch zusammenbringen. Dabei soll es dann auch um einen möglichen Beitrag der Kirchen zu einer Beendigung des Krieges gehen.

  • Zum Artikel: "Wie steht es um die Religionsfreiheit in Zeiten des Krieges?"

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