Abstimmung in München
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Eine Frau wirft einen Umschlag mit Ihrer Stimme zur Präsidentschaftswahl in der Türkei in einem Wahllokal in eine Wahlurne in München.

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Türkische Präsidentschaftswahl - Stimmabgabe im Ausland endet

Türkische Wähler im Ausland können nur noch heute ihre Stimme für die zweite Runde der Präsidentschaftswahl abgeben. Wahllokale in Deutschland haben vielerorts bis zum Abend geöffnet. Präsident Erdoğan geht als Favorit in die Stichwahl.

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Türkische Wählerinnen und Wähler im Ausland können nur noch heute ihre Stimme für die zweite Runde der Präsidentschaftswahl abgeben. Wahllokale in Deutschland haben vielerorts bis zum Abend geöffnet. Die 1,5 Millionen Wähler in Deutschland können sich in der Stichwahl zwischen Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan und dem Oppositionskandidaten Kemal Kılıçdaroğlu entscheiden. Die Stimmzettel werden dann in die Türkei geflogen und die Ergebnisse nach der Abstimmung in der Türkei am 28. Mai verkündet. Vor den Wahllokalen in Bayern bildeten sich teils lange Schlangen.

Wahlaufrufe von Erdoğan und Kılıçdaroğlu

Sowohl der 69 Jahre alte Erdoğan als auch der 74 Jahre alte Kılıçdaroğlu hatten die Türken im Ausland zur Wahl aufgerufen. "Jeder von Ihnen hat seinen Namen bereits mit goldenen Buchstaben in unsere politische Geschichte eingraviert", schrieb Erdoğan vor wenigen Tagen auf Twitter. "Ich bitte Sie, Ihr demokratisches Recht unbedingt wahrzunehmen."

Auch Kılıçdaroğlu rief die Auslandstürken eindringlich zur Wahlbeteiligung auf. Die Stimme für die Stichwahl abzugeben, sei eine "nationale Pflicht" für die Bürger, wo immer sie auf der Welt seien, sagte er in einer auf Twitter veröffentlichten Ansprache. In der Vergangenheit war die Zustimmung der Türken in Deutschland für Erdoğan meist größer als in der Türkei selbst.

Unterstützung für beide Kandidaten

Erdoğan, der seit rund 20 Jahren an der Macht ist, geht als Favorit in die Stichwahl. In der ersten Runde kam er auf 49,5 Prozent, 4,6 Prozentpunkte mehr als Kılıçdaroğlu von der CHP. Am Montag erhielt Erdoğan zudem die Unterstützung des in der ersten Runde drittplatzierten Rechtsaußen-Kandidaten Sinan Oğan. Das erhöht seine Chancen am Sonntag, auch wenn nicht klar ist, ob all die Wähler von Oğan der Wahlempfehlung folgen werden.

Am Mittwoch wiederum bekam Kılıçdaroğlu Unterstützung von der nationalistischen Zafer Partisi. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es, man habe sich auf die Rücksendung "aller Flüchtlinge und Illegalen" innerhalb eines Jahres geeinigt. Die Partei werde sich im zweiten Wahlgang hinter Kılıçdaroğlu stellen, sagte Parteichef Ümit Özdağ.

Özdağs Partei war in der ersten Runde mit Oğan als Kandidat eines Zusammenschlusses mehrerer Parteien angetreten. Die Allianz hinter ihm löste sich auf.

"Der andere Kandidat"

Schon nach der ersten Wahlrunde war kritisiert worden, dass Erdoğan in den Medien, die größtenteils unter staatlicher Kontrolle stehen oder regierungsnahen Unternehmen gehören, omnipräsent war, Kılıçdaroğlu bekam dagegen kaum Sendezeit. Auch im Wahlkampf vor der Stichwahl war dies nicht anders: So erklärte der regierungsnahe Sender A Haber seinen Zuschauern die Stichwahl und zeigte nur das Bild und den Namen von Erdoğan - von Kılıçdaroğlu gab es weder Bild noch Namen. Er wurde nur "der andere Kandidat" genannt.

Erdoğan ist trotz der Kritik an dem Katastrophenmanagement nach der Erdbebenkatastrophe, der Wirtschaftskrise, der hohen Inflation und der Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit populär. Viele Türken mögen auch die Art und Weise, wie Erdoğan auf der Weltbühne manövriert, etwa im Umgang mit dem Osten und Westen zeigt, dass sein Land eine unabhängige Ader hat. "In Zeiten nationaler Krisen wie dieser scharen sich Leute gewöhnlich um die Führungsperson", meint Gönül Tol vom Middle East Institute in Washington. "Die Wähler haben nicht genügend Vertrauen in die Fähigkeit der Opposition, Dinge in Ordnung zu bringen."

Mit Informationen von dpa, AP, AFP

Zum Audio: Rechtsaußenpartei stellt sich hinter Kılıçdaroğlu

Ümit Özdag (l) und Kemal Kilicdaroglu
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Ümit Özdag (l) und Kemal Kilicdaroglu

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