Imam Abu A.
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Terrorverdacht: Ex-Münchner Prediger in Spanien freigesprochen

Lange war er in München aktiv und landete dann in Spanien vor Gericht: Wegen Terrorverdachts saß der Prediger Hesham Shashaa alias Abu Adam seit 2017 in Untersuchungshaft. Nun wurde er freigesprochen.

Im April 2017 wurde er in Spanien verhaftet, bis Ende 2020 musste er auf seinen Prozess warten: Nun hat der Nationale Gerichtshof in Madrid den Prediger Hesham Shashaa, der von 2003 bis 2012 in München wirkte, von allen Anklagepunkten freigesprochen. Die spanische Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich neun Jahre Freiheitsstrafe wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung bzw. Anwerbung und Indoktrination von Dschihadisten gefordert. Doch fehlten aus Sicht der Richter stichhaltige Beweise. Während des Prozesses hatte Shashaa Medienberichten zufolge stets seine Unschuld beteuert.

Deradikalisierung von Dschihadisten

Auch Freunde und Webegleiter hatten schon seit seiner Verhaftung von absurden Anschuldigen gesprochen. Sie bezweifelten immer wieder, dass es sich bei dem Verdächtigen wirklich um einen Terrorunterstützer handele.

Der Prediger war selbst ein potentielles Opfer des sogenannten Islamischen Staates. In ihrem Magazin "Rumiyah" hatte die Terrormiliz 2017 zur Tötung Shashaas aufgerufen. Hesham Shashaa hatte sich schon während seiner Zeit in München stets von islamistischen Terrorgruppen distanziert und deren Taten verurteilt. Es soll ihm auch in der Vergangenheit gelungen sein, IS-Anhänger von ihrem dschihadistischen Weg abzubringen. Deshalb war Shashaa immer wieder im Visier von Dschihadisten – schon als er zeitweise in der Münchner Moschee Darul-Quran wirkte.

Trotzdem stand er in Spanien im Verdacht, eine Organisation mit Sitz in Alicante gegründet zu haben. Von dieser aus habe er radikal-islamische Ideologien verbreitet, hieß es. Zudem habe die Organisation weiteren Zwecken gedient: als Rückzugs- und Transitort sowie als Anlaufstelle für die logistische Versorgung von Rückkehrern der Terrormiliz IS aus Syrien oder dem Irak.

Allerdings gab es offensichtlich keine Beweise für die Vorwürfe. So bleibt fraglich, warum Shashaa mehr als drei Jahre lang in Untersuchungshaft verbringen musste. Erst Anfang November und somit wenige Tage vor der Urteilsverkündung kam er unter Auflagen auf freiem Fuß.

Ermittlungspannen: Telefonate falsch übersetzt

Der Prozess offenbart auch offensichtliche Pannen der spanischen Ermittler. So sollen abgehörte Telefongespräche, die Shashaa belasteten, falsch übersetzt worden sein.

Fakt ist: Shashaa ist seit Jahren auch Sicherheitsbehörden in Deutschland bekannt. Während seiner Zeit in München hatte ihn schnell der bayerische Verfassungsschutz im Visier. Beweise für terroristische Aktivitäten fanden die Behörde nicht. Allerdings: Für den bayerischen Verfassungsschutz ist Shashaa ein Salafist, der in seinen Predigten eine "erkennbare Bevormundung und Herabstufung der Frau" erkennen lässt sowie die Muslime dazu auffordert, sich von den Ungläubigen zu distanzieren. Aber auch derartige Vorwürfe hatte der Prediger in der Vergangenheit selbst in Frage gestellt.

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