Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Überraschungsauftritt auf dem Gipfel der Arabischen Liga um Unterstützung im Abwehrkampf gegen die russischen Truppen geworben. In seiner Rede bei dem ranghohen Treffen im saudischen Dschidda äußerte Selenskyj auch Kritik an der Haltung von einigen arabischen Ländern zum Angriffskrieg gegen sein Land. Einige in der Halle würden über Russlands Verstöße hinwegsehen, erklärte er.
Kritik an Iran wegen Drohnen
Selenskyj rügte den Iran für die Lieferung von Angriffsdrohnen an Russland. Auch das Leid der muslimischen Minderheit der Krim-Tataren auf der von Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel hob er hervor.
Der ukrainische Präsident schien zudem Bezug auf Invasionen und Besetzungen in der Geschichte der arabischen Welt zu nehmen. Die Ukraine "wird sich niemals irgendwelchen Ausländern oder Kolonisatoren unterwerfen", betonte er.
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Saudi-Arabien will vermitteln
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hieß Selenskyj und dessen Delegation zuvor in Dschidda willkommen. Er unterstütze "was auch immer hilft, um die Krise zwischen Russland und der Ukraine zu mindern", erklärte der Thronfolger. Das Königreich sei bereit, sich für eine Vermittlung einzusetzen.
Selenskyj twitterte zuvor, er wolle die Beziehungen der Ukraine zu dem Königreich und zur arabischen Welt ausbauen. Weitere Themen der Gespräche in Dschidda seien die Annexion der Krim durch Russland. Energiefragen wollte Selenskyj ebenfalls erörtern und den Zehn-Punkte-Friedensplan der Ukraine erläutern. Dafür wolle er so viele Länder wie möglich gewinnen. Selenskyj wurde begleitet vom Führer der Krim-Tataren, Mustafa Dschemilew.
Assad: "Phase gemeinsamen arabischen Handelns"
Syriens Machthaber Baschar al-Assad hat bei seiner Rückkehr auf die große diplomatische Bühne zu Zusammenarbeit in der arabischen Welt aufgerufen. Er hoffe auf "den Beginn einer neuen Phase im gemeinsamen arabischen Handeln", sagte Assad am Freitag im saudi-arabischen Dschiddah bei seiner ersten Teilnahme an einem Gipfel der Arabischen Liga seit einem Jahrzehnt.
Die Wiederaufnahme in die Liga und die Teilnahme am Gipfel ist ein großer symbolischer Erfolg für Assad: Der syrische Machthaber war 2011 wegen Kriegsverbrechen am eigenen Volk aus der Liga ausgeschlossen worden, Assad hielt sich jedoch mit russischer und iranischer Unterstützung an der Macht.
Begünstigt wurde seine Wiederaufnahme in die Organisation mit rund 20 Mitgliedern unter anderem vom verheerenden Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet - und von der Entspannung der Beziehungen zwischen mehreren regionalen Akteuren.
In den vergangenen Wochen hatten Saudi-Arabien und Syrien nach einem Jahrzehnt die Wiedereröffnung ihrer Botschaften im jeweils anderen Land angekündigt, auch die Vereinigten Arabischen Emirate nahmen ihre Beziehungen zu Damaskus wieder auf. Im März hatten zudem Riad und der mit Syrien verbündete Iran ihre diplomatische Eiszeit beendet.
Bisher neutraler Status der arabischen Staaten
Die arabischen Staaten verhalten sich gegenüber dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine weitgehend neutral; viele unterhalten enge Beziehungen zu Moskau. Saudi-Arabien sagte der Ukraine 400 Millionen Dollar Hilfe zu und stimmte für UN-Resolutionen, in denen Russland aufgefordert wird, seine Invasion zu beenden und von der Annexion ukrainischen Territoriums Abstand zu nehmen. Doch hat Riad dem Druck aus den USA widerstanden, die Ölproduktion zu steigern, um Russlands Einnahmequellen zu drücken.
Mit Informationen von dpa und AFP
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