Wolodymyr Selenskyj mit Rishi Sunak
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Selenskyj besucht Großbritannien: Werbetour bei "Freund Rishi"

Auf seiner Reise durch Europa ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Großbritannien eingetroffen, einem der wichtigsten Unterstützer Kiews. Auch hier erhielt er neue Zusagen für Waffenlieferungen für die Offensive gegen Russlands Armee.

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Kurz vor einer erwarteten Großoffensive gegen die russischen Besatzungstruppen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf seiner Werbetour in Großbritannien wichtige Waffenzusagen eingesammelt.

Nach seiner Landung in London brachte ein Hubschrauber Selenskyj zum Landsitz des britischen Premierministers Rishi Sunak in Chequers nordwestlich der Hauptstadt. Bereits zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn ist Selenskyj auf der Insel zu Gast.

Bedeutende Verhandlungen mit "Freund Rishi"

Vor seinem Treffen mit Sunak schrieb er via Twitter: "Ich werde meinen Freund Rishi treffen. Wir werden bedeutende Verhandlungen persönlich und in Delegationen führen." Großbritannien sei führend in der militärischen Unterstützung für die Ukraine, stellte er fest. Diese Zusammenarbeit werde jetzt fortgesetzt.

Unterstützung in Milliardenhöhe

Das Vereinigte Königreich ist in der Tat einer der wichtigsten Unterstützer der Ukraine. Im Januar hatte Großbritannien als erstes Land die Lieferung von Kampfpanzern zugesagt 14 Tanks vom Typ Challenger 2 sollte Kiew erhalten. Andere Länder folgten diesem Beispiel, darunter die USA und Deutschland. Großbritannien hat zudem Raketen an Kiew geliefert und bildet etwa 15.000 ukrainische Soldaten auf seinem Territorium aus. Zuletzt gab London die Lieferung von Marschflugkörpern des französisch-britischen Typs Storm Shadow bekannt, die mehr als 250 Kilometer Reichweite haben.

Im vergangenen Jahr wurden britische Rüstungsgüter im Volumen von umgerechnet 2,64 Milliarden Euro an die Ukraine geliefert. Für dieses Jahr hat Großbritannien Hilfe im gleicher Höhe zugesagt.

Luftabwehrraketen und Drohnen für Kiew

Anlässlich des Selenskyj-Besuchs hieß es am Montag aus Downing Street, man wolle in den kommenden Monaten Hunderte zusätzliche Luftabwehrraketen liefern - sowie Drohnen mit einer Reichweite von mehr als 200 Kilometern.

"Dies ist ein entscheidender Moment im Widerstand der Ukraine gegen einen schrecklichen Angriffskrieg, den sie weder gewählt noch provoziert hat", erklärte Premier Sunak laut einer Mitteilung. Die Ukraine brauche ""die nachhaltige Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, um sich gegen die Flut von unerbittlichen und wahllosen Angriffen zu wehren".

Es liege im Interesse der ganzen Welt, dass die Ukraine Erfolg habe und "Putins Barbarei" nicht belohnt werde, erklärte Sunak mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin: "Deshalb unterstützt das Vereinigte Königreich die Ukraine weiterhin – von Panzern über Ausbildung und Munition bis hin zu gepanzerten Fahrzeugen."

Ungewissheit in der Kampfjet-Frage

Nach den Gesprächen mit Sunak zeigte sich Selenskyj auch optimistisch zu einer möglichen Lieferung von Kampfjets. "Wir wollen diese Jet-Koalition aufbauen, und ich bin sehr positiv gestimmt", sagte Selenskyj. "Wir haben darüber gesprochen, und ich denke, dass Sie in allernächster Zeit dazu etwas hören werden", sagte er. Selenskyj sprach von "wichtigen Entscheidungen", an denen man aber "noch ein wenig arbeiten" müsse.

Sunak betonte, Großbritannien wolle ukrainische Piloten "recht bald" an westlichen Jets ausbilden. "Wir werden ein wichtiger Teil der Staatenkoalition sein, die Wolodymyr und der Ukraine diese Unterstützung gewährt", sagte der Regierungschef. Das sei aber nicht einfach. "Es geht nicht nur um die Bereitstellung von Flugzeugen, sondern auch um die Ausbildung von Piloten und die gesamte damit verbundene Logistik, und Großbritannien kann dabei eine große Rolle spielen", sagte Sunak.

Ein Sprecher Sunaks stellte wenig später jedoch klar, Großbritannien habe keine Pläne, der Ukraine Kampfjets zu liefern. "Es gibt keine Pläne dafür", antwortete er auf die Frage, ob Großbritannien Kampfflugzeuge in die Ukraine liefern würde. "Die Ukrainer haben beschlossen, ihre Piloten auf F-16 auszubilden, und Sie werden wissen, dass die RAF diese nicht einsetzt", sagte der Sprecher.

Kampfjets waren ein wichtiges Thema zwischen Selenskyj und Sunak
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Kampfjets waren ein wichtiges Thema zwischen Selenskyj und Sunak

Neue Zusagen aus Berlin

Vor seiner Ankunft in Großbritannien hatte der ukrainische Präsident am Wochenende Gespräche in Rom, Berlin und Paris geführt. Allein die Bundesregierung will das vom Krieg gebeutelte Land mit weiteren Waffenlieferungen im Wert von 2,7 Milliarden Euro unterstützen.

Selenskyj und Kanzler Olaf Scholz sprachen am Sonntag davon, dass Deutschland nun zweitgrößter Waffenlieferant nach den USA sei. Scholz bezifferte den Gesamtwert der deutschen zivilen und militärischen Hilfe auf 17 Milliarden Euro.

  • Zum Artikel "Bundesregierung sagt Ukraine milliardenschweres Waffenpaket zu"

Zurückhaltend blieb Scholz beim Thema Kampfjets. Deutschland habe der Ukraine sehr viel geliefert erklärte er und verwies auf jüngste Verstärkungen für Kiews Luftverteidigung: "Gerade was die Luftverteidigung betrifft, sind das sehr moderne Waffen mit dem Patriot-System, mit Iris-T, was wir zur Verfügung stellen, was auch sehr wirksam ist." Deutschland konzentriere sich auf die Unterstützung beim Verteidigungskampf.

Britische Lieferungen sollen Offensive der Ukraine unterstützen

Auch Großbritannien machte bisher keine Zusagen für eine Lieferung von Kampfjets. Premier Sunak gab jedoch der Überzeugung Ausdruck, dass die neuen Waffenlieferungen die geplante Offensive der Ukraine unterstützen würden.

Aufgrund ihrer Reichweite könnten die neuen unbemannten Flugkörper auch Ziele auf der von Russland annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim erreichen. "Dieses Material wird die Ukraine in den kommenden Monaten bei ihrem erwarteten militärischen Vorstoß gegen die russischen Streitkräfte unterstützen", betonte die britische Regierung mit Blick auf die neuesten Zusagen.

Ukraine wertet Vorstoß bei Bachmut als Erfolg

Das ukrainische Militär ist in der vergangenen Woche in der Region um das besonders heftig umkämpfte Bachmut vorgerückt. Der Einsatz gehe weiter, teilte der Kommandeur der Bodentruppen, Generaloberst Olexandr Syrskji, mit. "Der Vormarsch unserer Truppen Richtung Bachmut ist der erste erfolgreiche Offensiveinsatz zur Verteidigung der Stadt", erklärte er auf dem Telegram-Kanal des ukrainischen Militärs.

Allerdings hält Russland nach Einschätzung der Regierung in Kiew an seinem Plan fest, Bachmut zu erobern. Dazu würden neue Angriffstruppen in die Außenbezirke der Stadt geschickt, teilte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar auf Telegram mit.

Mit Informationen von AP, dpa und Reuters

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