Die Kansas City Chiefs siegten am Sonntag beim wichtigsten Sportereignis der USA - dem Super Bowl. Eine Parade zu Ehren der Footballmannschaft in ihrer Heimatstadt endete jedoch in Chaos und Gewalt. Durch Schüsse wurde mindestens ein Mensch getötet - mehr als 20 weitere wurden verletzt.
Drei Verdächtige festgenommen, Motiv unklar
Die Polizeichefin der Stadt, Stacey Graves, sagte, drei Menschen seien festgenommen worden, gegen sie werde ermittelt. Die Hintergründe der Tat seien aber offen, so Graves: "Momentan haben wir kein Motiv". Damit ist auch unklar, ob der Vorfall überhaupt mit der Siegesparade in Verbindung stand oder Teil einer Auseinandersetzung anderer Art war, die außer Kontrolle geriet.
Das traurige Ende einer fröhlichen Feier
Zehntausende Menschen hatten sich am Mittwoch in der Innenstadt von Kansas City im Bundesstaat Missouri versammelt, um das Football-Team ihrer Stadt zu feiern - und dessen vierten Super-Bowl-Titel. Spieler und Trainer waren bei der Parade mit einem roten Doppeldeckerbus unterwegs. Fans in roten Trikots säumten die Straßen und strömten zum Abschluss zu einer Kundgebung vor einem Bahnhof.
Gerade als die Kundgebung vorbei war, fielen laut Polizei nahe dem historischen Bahnhof Union Station Schüsse. Es folgten chaotische Szenen. Fernsehaufnahmen und Videoclips zeigen, wie Menschen davonrannten oder sich zu Boden warfen, während sich Polizisten einen Weg durch die Menschenmassen bahnten.
Die Schüsse lösten Panik unter den vielen Fans aus. "Ich dachte, es wäre Feuerwerk", sagte der Zeuge John O'Connor der Zeitung "The Kansas City Star". Er habe "zwischen 15 und 20 Schüsse in kurzer Zeit" gehört. Paul Contreras, der mit seinen drei Töchtern an der Parade teilgenommen hatte, sagte auf CNN, er habe einen der Schützen überwältigt und entwaffnet, bevor die Polizei eingetroffen sei. "Ich stand im richtigen Winkel zu ihm und schlug ihn von hinten nieder", sagte er.
Viele Kinder unter den Verletzten
Die örtliche Radiostation KKFI teilte nach den Ereignissen mit, eine ihrer Beschäftigten, die als DJ arbeitet, sei bei dem Schusswaffenangriff getötet worden. Die zweifache Mutter sei in den Bauch getroffen worden und während einer Notoperation gestorben, hieß es.
Die Behörden berichteten zunächst, mehrere Verletzte seien in Krankenhäuser eingeliefert worden, inzwischen wird die Zahl der Verletzten mit 21 angegeben, unter ihnen sollen sich drei in einem kritischen und fünf weitere in einem ernsten Zustand befinden, wie der Feuerwehrchef von Kansas City, Ross Grundyson, bei einer Pressekonferenz sagte. Sechs Menschen seien leicht verletzt.
Unter den Teilnehmern der Siegesparade waren besonders viele Kinder und Jugendliche, daher sind auch etliche Verletzte sehr jung. Das Children's-Mercy-Krankenhaus in Kansas City teilte mit, dass es mindestens zwölf Opfer des Schusswaffenangriffs behandele. Darunter seien elf Kinder im Alter zwischen sechs und 15 Jahren, von denen neun Schusswunden erlitten hätten. Später sagte ein Sprecher der Klinik, alle dort aufgenommenen Opfer würden voraussichtlich wieder gesund.
Footballmannschaft äußert sich entsetzt
Die Football-Liga NFL äußerte sich bestürzt über den dramatischen Vorfall, ebenso wie die Kansas City Chiefs. Der Football-Club teilte auf der Plattform X mit, alle Spieler, Trainer, Mitarbeiter und deren Familien seien in Sicherheit. Der Club schrieb weiter: "Wir sind zutiefst betrübt über die sinnlose Gewalttat."
Bürgermeister: "Fast nichts mehr scheint sicher zu sein"
In Kansas Scity ist Gewalt mit Schusswaffen seit langem ein Problem. 2023 gab es in der Stadt einen Höchststand von 182 Morden, in den meisten Fällen wurden Schusswaffen benutzt. Der Bürgermeister von Kansas City, Quinton Lucas, sagte, bei den Super-Bowl-Feierlichkeiten seien mehr als 800 Polizisten im Einsatz gewesen, trotzdem sei es zu den Schüssen gekommen. "Paraden, Kundgebungen, Schulen, Filme - fast nichts scheint mehr sicher zu sein", beklagte er: "Ich möchte nicht, dass wir das in unserem Land tun müssen: bei jedem Großereignis fürchten, dass man erschossen wird."
Die tödliche Gewalt bei der Super-Bowl-Parade mündete somit in eine erneute Diskussion um die Waffengesetze in den USA, wie stets nach ähnlichen Ereignissen wurden Rufe nach Verschärfungen laut. Auch Lucas forderte gemeinsam mit anderen Bürgermeistern in den USA neue Gesetzen gegen die Verbreitung von Schusswaffen.
Joe Biden: "Die Ereignisse sollten uns zum Handeln zwingen"
Auch US-Präsident Joe Biden äußerte sich bestürzt - und verärgert über die nicht enden wollende Waffengewalt im Land. "Die heutigen Ereignisse sollten uns bewegen, schockieren und zum Handeln zwingen", mahnte der Demokrat in einer schriftlichen Stellungnahme: "Wir sind ein Land, in dem die Menschen das Recht haben sollten, zur Schule zu gehen, in die Kirche zu gehen, auf die Straße zu gehen - und an einer Super-Bowl-Feier teilzunehmen - ohne Angst haben zu müssen, ihr Leben durch Waffengewalt zu verlieren."
Schusswaffengewalt ist ein alltägliches Problem in den USA, wo es mehr Schusswaffen als Einwohner gibt. Umfragen zufolge ist eine Mehrheit der US-Bürger für striktere Waffengesetze, diese scheitern aber am Einfluss der starken Waffenlobby. Im Kongress stemmen sich insbesondere die oppositionellen Republikaner dagegen.
Mit Informationen von dpa und AFP
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!