Popstar Taylor Swift ist in den USA derzeit Ziel rechtsextremer Verschwörungstheorien. Fox News und rechte Podcaster behaupten, Swift und ihr Freund, der NFL-Spieler Travis Kelce, seien in eine angebliche Verschwörung der Demokraten verwickelt.
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Popstar Taylor Swift mit dem NFL-Spieler Travis Kelce

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Taylor Swift im Zentrum wilder Verschwörungsmythen

Popstar Taylor Swift ist in den USA derzeit Ziel rechtsextremer Verschwörungstheorien. Fox News und rechte Podcaster behaupten, Swift und ihr Freund, der NFL-Spieler Travis Kelce, seien in eine angebliche Verschwörung der Demokraten verwickelt.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem der "Nachrichtensender" Fox News nicht über Taylor Swift berichtet. Auslöser des künstlich hochgejazzten Themas sind Anhänger von Donald Trump, darunter der Trump-freundliche Podcast-Moderator Mike Crispi und der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat Vivek Ramaswamy.

Sie haben in den vergangenen Wochen zum Teil gezielt völlig aus der Luft gegriffene Behauptungen in Umlauf gebracht: Swifts Beziehung zu dem NFL-Spieler Travis Kelce und ihr möglicher Auftritt beim Super Bowl seien Teil einer Verschwörung der Demokraten, um die Präsidentschaftswahlen 2024 zu beeinflussen. Swift hatte sich für die Wahl von Joe Biden im Jahr 2020 ausgesprochen. Auf Social-Media-Plattformen wie Instagram hat sie fast 280 Millionen Follower, von denen mehrere Millionen aber nicht in den USA leben dürften.

Super-Bowl-Auftritt als politische Plattform?

Die Behauptung des Verschwörungsmythos: Swift würde in der Halbzeitpause des Super Bowls auftreten und dort für die Wahl von Joe Biden werben. An ihrer Seite ihr Freund Travis Kelce, Spieler der Kansas City Chiefs.

Der Super Bowl ist in den USA das TV-Ereignis des Jahres. Er findet in diesem Jahr am 11. Februar statt und die San Francisco 49er und die Kansas City Chiefs stehen sich in dem Match gegenüber. Fast ein Drittel aller Amerikanerinnen und Amerikaner - 115 Millionen Menschen - verfolgen das Spektakel vor dem Fernseher. Ein 30-sekündiger Werbespot während des Super Bowls kostete im vergangenen Jahr die Rekordsumme von sieben Millionen Dollar. Die Reichweite der TV-Übertragung ist also enorm und wird in einem Wahljahr noch wichtiger. Und genau das beflügelt die Trump-Anhänger zu ihren kruden Verschwörungsmythen.

Die Rolle von Prominenten in der Politik

"Wer wird wohl nächsten Monat den Super Bowl gewinnen? Und ich frage mich, ob es im Herbst wichtige Unterstützung für die Präsidentschaft von einem künstlich aufgeputschten Paar geben wird", schrieb der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat Vivek Ramaswamy am Montag auf dem Kurznachrichtendienst X.

Spekulationen und unbewiesene Behauptungen

Fox-News Moderator Jesse Watters spekulierte sogar, ohne allerdings Beweise dafür zu liefern, dass die 34-jährige Swift als "Psyop-Agentin" für das US-Verteidigungsministerium arbeite und versuche, mit ihren Auftritten die öffentliche Meinung zugunsten von Joe Biden zu beeinflussen.

Waters wies darauf hin, dass Swift ihre Fans unter anderem dazu aufgerufen habe, sich für die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in die Wählerlisten einzutragen. Das Pentagon sah sich daraufhin sogar zu einem Dementi gezwungen. So weit ist es gekommen.

Ein Bericht der Trump-kritischen New York Times, wonach Bidens Wahlkampf auf Swifts Unterstützung hofft, hat die Gegenreaktion der Rechten weiter angeheizt.

Politische Strategien und die Rolle populärer Persönlichkeiten

Auch einflussreiche Persönlichkeiten der Rechten wie Jack Posobiec und Charlie Kirk äußerten sich dazu, und konservative Medien konzentrierten sich auf Swifts politisches Engagement.

Analyse der Wahlstrategien

Wahlbeobachter gehen davon aus, dass diese Gemengelage Teil einer breit angelegten politischen Strategie des Trump-Lagers ist. Ziel sei es, durch Angriffe auf populäre Persönlichkeiten wie Swift und Institutionen wie die NFL Aufmerksamkeit zu erregen. Damit könnten Wählerschichten aktiviert werden, die normalerweise nicht zur Wahl gehen.

Joan Donovan, Assistenzprofessorin an der Boston University, erklärte gegenüber dem Radiosender NPR, dass diese Angriffe darauf abzielen, das Online-Publikum zu erreichen, indem populäre Themen wie Taylor Swift und die NFL aufgegriffen werden.

Donovan wird durch Daten von Pyrra Technologies bestätigt. Sie zeigen einen Anstieg der Erwähnungen von Swift auf rechtsextremen Websites.

Taylor Swifts politische Entwicklung

Swifts Wechsel von einer politisch neutralen Position zu einer offenen Unterstützerin der Demokratischen Partei hat sie zu einer nahezu perfekten Zielscheibe rechter Kritik gemacht. Je größer ihr Erfolg und ihre Popularität, desto heftiger die Kritik der Rechten.

2018 begann Swift, sich politisch zu engagieren. In ihrer Heimatstadt Tennessee sprach sie sich damals für einen demokratischen Gegenkandidaten zur republikanischen Senatorin Marsha Blackburn aus. Über Blackburn sagte Swift damals, sie sei ein "Trump mit Perücke".

Außerdem sprach sich die bis dato unverheiratete, kinderlose Künstlerin und erfolgreiche Geschäftsfrau für LGBTQ-Rechte und die Black Lives Matter-Bewegung aus. Alles Attribute und Weltanschauungen, die sich nicht unbedingt mit denen von Trumps MAGA-Bewegung decken.

Kontroverse um Swift und Kelce

Schaum vor dem Mund bekommen Trump-Fans auch, wenn es um das Thema Impfen geht. Ihre Beziehung zum NFL-Spieler Travis Kelce hat konservative Kritiker auf den Plan gerufen - vor allem, weil Kelce Impfstoffe von Pfizer und Bud Light unterstützt. Bud Light ist eine Biermarke und deren Brauerei gilt in den Augen der Rechten als progressiv und liberal. Oder anders gesagt: Da kommen viele Datenpunkte zusammen, mit denen sich ein perfekter Verschwörungsmythos aufbauen lässt.

Angriffe und Diffamierungen gegen Swift

Die Angriffe auf Swift haben inzwischen aber eine neue Dimension erreicht. In den sozialen Medien kursieren seit Tagen KI-generierte pornografische Bilder von Swift. Die Deep Fakes zielen offenbar darauf ab, die Künstlerin auf diese Weise weiter zu demütigen.

Nina Jankowicz, Autorin des Buches "How To Be A Woman Online", meint gegenüber NPR, Swift solle so als Sexobjekt dargestellt werden. Verbunden mit dem Hinweis: "Sie ist nur ein Werkzeug der Biden-Regierung".

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