Die iranische Regierung hat am Sonntagnachmittag in Reaktion auf die anhaltenden Straßenproteste in zehn Städten den Zugang vom Handy zu zwei sozialen Netzwerken gesperrt. Die Sicherheitsbehörden hätten beschlossen, "vorläufig Telegram und Instagram zu blockieren", meldete das Staatsfernsehen auf seiner Internetseite. Die iranischen Behörden werfen "konterrevolutionären Kräften" im Ausland vor, die derzeitigen landesweiten Proteste gegen die Regierung über die sozialen Netzwerke anzustacheln.
Der Messenger-Dienst Telegram mit 1,4 Millionen Abonnenten bestätigte die Sperrung inzwischen. Von Instagram, das zu Facebook gehört, gibt es noch keine Reaktion.
200 Menschen in Teheran festgenommen
Bei den Protesten in Teheran wurden gestern offenbar rund 200 Menschen festgenommen. Das meldete die Nachrichtenagentur Ilna unter Berufung auf den Vize-Gouverneur der iranischen Hauptstadt, Ali Asghar Nasserbacht. Bislang war von Dutzenden Festnahmen die Rede gewesen. Zudem wurden bei Demonstrationen in mehreren Städten zwei Menschen getötet.
Berlins Appell an Teheran
Die Bundesregierung hat die iranische Regierung zur Achtung der Rechte von Demonstranten aufgerufen.
"Die Bundesregierung verfolgt die Berichte über die Demonstrationen in verschiedenen Städten Irans sehr aufmerksam. Versammlungsfreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung sind hohe Güter. Wir rufen die Regierung von Präsident Ruhani auf, die Rechte der Protestierenden zu achten und besonnen zu handeln. Gleichzeitig appellieren wir an alle Beteiligten, ihre Anliegen friedlich zum Ausdruck zu bringen." Appell der Bundesregierung
Auswärtiges Amt aktualisiert Reisehinweise
"Auf öffentlichen Plätzen sollten Reisende erhöhte Aufmerksamkeit walten lassen, Kundgebungen sowie größere Menschenansammlungen meiden und Filmaufnahmen, auch mit dem Handy, im eigenen Interesse unterlassen." Reisehinweis des Auswärtigen Amts