Auszubildender in der Sanitär-Berufsausbildung arbeitet an Kupfer.
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Nicht nur junge Menschen, sondern auch Quereinsteiger für das Handwerk begeistern - kann das den Fachkräftemangel mildern? (Symbolbild)

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Quereinsteiger fördern? IG-Metall-Chef will Recht auf Umschulung

40.000 Ausbildungsplätze im Handwerk sind unbesetzt. Auch anderswo herrscht Fachkräftemangel. IG-Metall-Chef Hofmann will Zweitausbildungen fördern. Arbeitsminister Heil appelliert an Eltern. Und ein Patientenschützer zeigt ganz andere Probleme auf.

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Ausgerechnet bei den Klimaberufen ist der Bedarf besonders groß: im Bereich Heizung-Sanitär-Klima, bei Elektroinstallateuren und generell am Bau. Knapp 40.000 Ausbildungsstellen im Handwerk sind unbesetzt. Das erklärte kürzlich der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich.

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) appelliert im Kampf gegen den Arbeitskräftemangel an die Eltern potenzieller Azubis. Inzwischen mache die Hälfte eines Jahrgangs Abitur und oft drängten Eltern die Kinder danach zum Studieren, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Etliche brechen ab. Das muss nicht sein." Für eine Stärkung des Handwerks sei es nötig, "dass die Länder konsequent ab der fünften Klasse Berufsorientierung anbieten, am besten mit einem jährlichen Praktikum".

Zum Artikel: "'Möglichkeiten sind riesig': Handwerk sucht dringend Nachwuchs"

Vernünftiges "Qualifizierungsgeld": IG-Metallchef fordert Recht auf zweite Ausbildung

Das Recht auf eine zweite Berufsausbildung hingegen fordert IG-Metallchef Jörg Hofmann. Menschen, die nach der Erstausbildung einen weiteren Beruf erlernen, müssten stärker gefördert werden. "Die muss der Staat mit einem vernünftigen Qualifizierungsgeld so unterstützen, dass sich auch Menschen mit Familie die neue Ausbildung leisten können", erklärt er gegenüber "Bild am Sonntag". Auch Quereinstiege müssten leichter möglich sein.

Als Beispiel nennt der Gewerkschafter den Wandel vom Verbrenner zum E-Auto, der dazu führe, dass viele Industriemechaniker ihre Job verlieren. "Deren Kompetenzen sind relativ nah an einem Installateur für Heizungs- und Sanitäranlagen. Das heißt: Diese Leute muss ich nicht drei Jahre lang neu ausbilden, da reichen ein bis zwei Jahre", erklärte Hofmann.

Arbeitskräfte anwerben: Heil und Baerbock reisen nach Brasilien

Arbeitsminister Heil kündigte unterdessen gemeinsam mit der Wirtschaft eine Strategie zur Anwerbung von Arbeitskräften in Ländern an, "in denen es mehr junge und gut ausgebildete Menschen gibt, als der dortige Arbeitsmarkt aufnehmen kann". Dazu werde er im Juni gemeinsam mit Baerbock nach Brasilien reisen, sagte er der "NOZ", denn dort sei das Arbeitskräftepotenzial im Pflegebereich sehr groß. Darüber hinaus gebe es Absprachen mit Indonesien und Mexiko.

Heil sagte, die Regierung werde dabei "sehr sensibel vorgehen, damit wir keinem Land die Arbeitskräfte nehmen, die es selber braucht". Außerdem profitiere auch das Herkunftsland, etwa vom Engagement in der Ausbildung vor Ort.

"Innerdeutsches Problem": Patientenschützer fordert andere Maßnahmen

Neben dem Handwerk fehlt es auch an Pflegekräfte. Patientenschützer Eugen Brysch äußerte sich kritisch zu den Plänen, diese im Ausland anzuwerben. Der Mangel an Pflegekräften sei "zu allererst ein innerdeutsches Problem". Die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten und 60 Prozent der Ausgestiegenen "könnten sich eine Rückkehr in den Beruf beziehungsweise ein Aufstocken der Stunden vorstellen, falls sich die Arbeitsbedingungen bessern". Jedoch sei die Planbarkeit der Arbeitszeiten ein großes Problem. "Das werden auch die wenigen zusätzlichen hundert brasilianischen Pflegerinnen und Pfleger nicht lösen."

Mit Informationen von AFP und dpa.

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