Ratingen: Polizisten sichern den Tatort in einem Hochhaus am Tag nachdem eine Explosion mehrere Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr schwer verletzt hatte
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Einsatzkräfte in Ratingen wurden gezielt angegriffen

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Polizei: Einsatzkräfte in Ratingen wurden gezielt angegriffen

Nach der Explosion in einem Hochhaus im nordrhein-westfälischen Ratingen gehen die Ermittler von einer vorsätzlichen Tat des 57 Jahre alten Mannes aus. Dabei waren gestern mehrere Polizeibeamte und Feuerleute schwer verletzt worden.

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Die Polizei hat am Nachmittag auf einer Pressekonferenz Einzelheiten zu dem schweren Zwischenfall bei einem Einsatz in einem Hochhaus in Ratingen in Nordrhein-Westfalen bekanntgegeben. Dabei erlitten mehrere Einsatzkräfte schwere Verletzungen.

Bei der Explosion soll es sich um eine gezielte Attacke auf die Einsatzkräfte gehandelt haben. Der Bewohner soll die Wohnungstür geöffnet und gezielt eine brennende Flüssigkeit auf die Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst geschleudert haben. Das sagte Dietmar Henning von der Polizei Düsseldorf. "Die Einsatzkräfte haben dann, selber brennend, den Ort verlassen."

Polizei findet Waffen

Bei der Durchsuchung hat die Polizei mehrere Waffen gefunden. Eine PTB-Waffe sowie mehrere Messer und Dolche seien sichergestellt worden, sagte Heike Schultz von der Polizei Düsseldorf. Außerdem sei ein Gefäß gefunden worden, aus dem der Verdächtige die brennbare Flüssigkeit auf die Einsatzkräfte geschleudert haben soll. Bei der Flüssigkeit soll es sich nach ersten Erkenntnissen um Benzin gehandelt haben, möglicherweise seien auch weitere Stoffe dazu gemischt worden.

Der Mann war der Justiz bekannt

Gegen den Verdächtigen wurde Haftbefehl wegen versuchten Mordes in neun Fällen beantragt. Er war für Polizei und Justiz kein Unbekannter. Wegen eines nicht gezahlten Geldbetrags habe ein Vollstreckungshaftbefehl gegen ihn vorgelegen, sagte Laura Neumann, Sprecherin der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, der Deutschen Presse-Agentur. Er habe auch Voreintragungen, "aber nichts Einschlägiges, nichts Vergleichbares", sagte sie.

Der Mann soll nach Angaben der Ermittler der sogenannten Prepper-Szene angehören. Die Wohnung habe den Eindruck gemacht, dass viele Vorräte angelegt worden seien. Zudem ließen Ermittlungen den Eindruck zu, dass der Mann zurückgezogen gelebt habe.

In einer Befragung habe er sich noch nicht zu den Tatvorwürfen geäußert, sagte Schultz. Ebenso habe der Mann auf anwaltlichen Beistand verzichtet. Ihm sei ein Pflichtverteidiger an die Seite gestellt worden.

In der Wohnung des 57-jährigen Deutschen war gestern eine weibliche Leiche gefunden worden. Vermutlich handelt es sich dabei um die Mutter des Mannes. Sie soll schon vor einiger Zeit verstorben sein. Zudem sei ein älterer Mann, der in dem Haus gelebt habe, gestorben, sagte Silke Wehmhörner von der Polizei Düsseldorf. Nach Informationen des "Spiegel" hatte der Mann durch den mehrstündigen Einsatz nicht mehr versorgt werden können.

Einsatzkräfte kämpfen um ihr Leben

Fünf Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst, die durch die Explosion schwer verletzt wurden, befanden sich am Freitag nach Angaben der Feuerwehr Ratingen im künstlichen Koma. Sie seien in Spezialkliniken für Brandverletzte nach Köln, Duisburg, Dortmund, Düsseldorf und Bochum gebracht worden.

Die Feuerwehr Ratingen war am Donnerstag um 10.37 Uhr zu einem Routineeinsatz gerufen worden: Sie sollte eine Wohnungstür öffnen. Gegen 11.15 Uhr sei es dann zu der Explosion gekommen, bei der insgesamt sieben Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst sowie zwei Polizisten schwerer verletzt wurden. Daneben habe es noch leichtere Verletzte gegeben, darunter ein Mitarbeiter einer Wohnungsbaugesellschaft.

Zu dem Einsatz war es nach Behördenangaben gekommen, weil es Sorgen um die Bewohner in der Wohnung gab, in der neben dem 57-jährigen Deutschen auch dessen Mutter lebte. Der Briefkasten quoll über und niemand öffnete. Als Polizei und Feuerwehr vor der Wohnungstür im 10. Stock standen, sei diese von dem 57-Jährigen plötzlich aufgerissen worden, hatte Polizeisprecher Raimund Dockter berichtet. "Es kam sofort zu einer Explosion, unmittelbar, also ein Feuerball kam auf die Kolleginnen und Kollegen der Feuerwehr und Polizei zu." Nach der Explosion soll der Verdächtige einen Brand gelegt haben. Er war schließlich von Spezialkräften überwältigt und festgenommen worden, als diese die Wohnung stürmten.

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